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Exit Mosel

Exit Mosel

Titel: Exit Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Als würden die Informationen daraus auf geheimnisvollen Wegen über seine Hände zum Gehirn fließen, fuhr er fort. »Die Abteilungsleiterin konnte ebenfalls nichts Besonderes mitteilen. Auch sie sagt, Roth habe seine Arbeit ordentlich gemacht, weder mit zu viel noch mit zu wenig Ehrgeiz.«
    »Kein Hauen und Stechen?«, fragte sie.
    »Da geht es vielleicht nicht so ruhig und christlich zu, wie man vom Namen her erwarten könnte, aber man versuchte mir zu versichern, dass es keine Anzeichen von Mobbing gegeben habe. Nicht mal Andeutungen in dieser Richtung …« Grabbe stockte. »Was ist denn das?« Mit Daumen und Zeigefinger näherte er sich dem Becher neben der Schreibtischlampe, in dem diverse Stifte, ein Lineal und eine Schere steckten, und zog etwas Längliches heraus. Ohne Zweifel, das war ein Joint, ein Dreiblatt, fein säuberlich gerollt.
    Gabi grinste. »Ich dachte, du hast mit dem Zeug aufgehört?«
    »Der kommt bestimmt von den Kollegen vom RD.« Grabbe schnupperte an dem dicken Ende, wo das Zigarettenpapier wie eine Zündschnur zusammengerollt war.
    »Warum sollten die das tun?«
    »Erzähl’ ich euch ein andermal.« Grabbe legte den Joint so vorsichtig auf den Tisch, als handele es sich um hochexplosiven Sprengstoff.
    »Ist denn Dope drin?«, fragte Gabi.
    »Du kannst ihn ja rauchen.« Er hielt ihr den Joint entgegen.
    Walde schaute auf seine Uhr. »Hat Roth vielleicht in die Kasse gegriffen oder ist in schlechte Gesellschaft geraten?«
    »Er kam persönlich weder mit Sach- noch mit Geldspenden in Berührung.« Grabbe ließ den Arm sinken.
    »Keine Korruption oder Unterschlagung?«
    »Sieht nicht danach aus. Seine Chefin sagt, die Spenden gehen ohne Abzug an die Hilfsprojekte. Sie hat sicherheitshalber eine Innenrevision veranlasst.«
    Nach kräftigem Klopfen kam Stiermann zur Tür herein.
    »Ich hoffe, ich störe nicht, meine Dame und meine Herren!« Der Polizeipräsident lächelte in die Runde. »Ich wollte mich vor Ort kurz ins Bild setzen.«
    »Sie meinen den Fall Roth?« Das Notizbüchlein, das Grabbe über den Joint legte, erwies sich als zu klein. Er musste die herausragende Spitze mit der Hand bedecken.
    Stiermanns Augen richteten sich auf Grabbes Hand. »Steht die genaue Todesursache fest?«
    »Wir haben gerade den Bericht aus der Gerichtsmedizin erhalten.« Gabi tippte auf die Kladde vor ihr auf dem Tisch. »Wir müssen wohl von einem Fremdverschulden ausgehen.« »Und Suizid kommt nicht infrage?«
    »Die Auffindesituation spricht dagegen«, sagte sie. »Seine Ehe scheint intakt gewesen zu sein, er hatte einen Job beim Bistum, hat sich ehrenamtlich engagiert, hatte Hobbys …«
    »Auch beim Bistum ist man heutzutage nicht mehr vor Entlassung gefeit.« Stiermann richtete sich wieder an Grabbe, der sich bemühte, nicht auf seine Hand zu sehen.
    »Aber deshalb geht man nicht gleich in die Mosel«, bemerkte Gabi.
    »Ich hoffe, die Sache hat keinen politischen Hintergrund«, sagte Stiermann.
    Walde kam seiner Kollegin zu Hilfe. »Dafür gibt es bisher keine Anhaltspunkte.«
    »Ich hoffe, dass es so bleibt und wünsche frohes Schaffen«, verabschiedete sich Stiermann.
    Kaum war der Chef zur Tür hinaus, ließ Grabbe den Joint in einer Schublade seines Schreibtischs verschwinden.
    »Ohne Motiv kommen wir nicht weiter«, sagte Gabi halblaut, als befürchte sie, der Polizeipräsident könne noch an der Tür lauschen.
    »Wir sollten erst einmal herausfinden, was Roth für ein Mensch war.« Grabbe steckte das Notizbuch in seine Jackentasche zurück.
    »Ein Gutmensch«, sagte Gabi.
    »So, wie du das sagst, hört sich das wie ein Schimpfwort an.«
    Als Gabi nicht reagierte, fuhr Grabbe fort: »Es gibt immer weniger Leute, die sich engagieren.«
    »Hmh.« Gabi nickte.
    »Du meinst wohl, weil du für Amnesty spendest, bist du raus aus der Nummer.« Grabbe zog die Schublade seines Schreibtischs auf und schaute hinein, als wollte er sich davon überzeugen, dass der Joint noch drin war.
    »Auch für Greenpeace«, murmelte Gabi.
    »Und damit hast du dir deine Greencard erworben?«
    »Und wie engagierst du dich?«, blaffte Gabi.
    »Ich habe Respekt vor dem Ehrenamt!« Grabbe knallte die Schublade wieder zu.
    »Das ist ja schon mal ein Anfang«, sagte sie.
    Walde pustete genervt durch. »Habt ihr schon was von Sattler gehört?«
    »Der braucht noch Zeit.«
    »Wie kommt es, dass Hoffmann schneller ist als die KT?«, fragte Walde.
    »Frag’ ihn doch!« Gabi schob ihm ihr Telefon zu.
    Walde musste zweimal

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