Exit to Eden
ins Kino an seinem vorletzten Abend als freier Mann.
Ich senkte den Blick, als ich fertig war, und schaute dann langsam wieder auf, um ihr den Kamm zurückzugeben. Ich ließ meine Finger eine Sekunde lang auf ihren, dann starrte ich sie an. Sie wich zurück. Sie sprang fast. Aber als es ihr bewußt wurde, versteifte sie sich, als müßte sie das Kommando wieder übernehmen und leugnen, daß sie diesen kleinen Schimmer von Furcht gezeigt hatte.
»Was ist los?« fragte ich.
»Pssst. Geh auf und ab, damit ich dich anschauen kann«, befahl sie.
Ich ging sehr langsam von ihr weg, mit dem Rücken zu ihr. Ich spürte, wie mich alles rieb und zog und juckte und einzwängte, dann wendete ich und ging auf sie zu, kam näher und näher, bis sie die Hand hob und scharf »Halt!« sagte.
»Ich möchte dich küssen«, flüsterte ich, als wäre das Zimmer voller Leute.
»Sei still«, sagte sie, aber wieder war sie mit zwei ängstlichen Schritten zurückgewichen.
»Hast du Angst vor mir, nur weil ich angezogen bin?« fragte ich.
»Deine Stimme klingt verändert, du redest viel und benimmst dich anders!«
»Was hast du denn erwartet?«
»Du mußt in der Lage sein, es für mich auf beide Weisen zu spielen«, sagte sie und zeigte drohend mit dem Finger auf mich. »Du benimmst dich anständig, angezogen oder nackt. Eine kleine Unverschämtheit, und ich drücke einen dieser Knöpfe; dann machst du die ganze Nacht Wettkämpfe in den Sportarkaden.«
»Ja, Madam«, sagte ich, unfähig, ein kleines Lächeln zu unterdrücken. Aber dann senkte ich den Blick, um zu zeigen, daß ich es ihr recht machen wollte. Wenn sie einen dieser Knöpfe drückte, nun ...
Sie drehte mir den Rücken zu, und sie kam mir vor wie ein junger, unerfahrener Matador, der dem Stier zum ersten Mal den Rücken zuwendet.
Sie beschrieb einen kleinen Kreis, und als sie mich wieder an schaute, hob ich meine rechte Hand ziemlich steif an die Lippen und ihr eine ßhand zu. Sie stand da und starrte mich an.
»Ich habe etwas getan«, sagte sie. Sie stemmte die linke Hand in die Hüfte und sah unbehaglich aus, äußerst unbehaglich. »Ich habe dieses Buch in deinem Gepäck gefunden und es ausgepackt, um es anzuschauen.«
»Fein«, sagte ich. Versuch nicht, dir das zu erklären, dachte ich. Es konnte sie unmöglich interessieren. »Ich möchte es dir gern schenken, wenn du es haben willst.«
Sie antwortete nicht. Musterte mich nur eine Weile. Dann ging sie zum Tisch und nahm das Buch in die Hand.
Es versetzte mir einen kleinen Schock, es zu sehen – Elliott, der Fotograf, Elliott, der Korrespondent , aber nicht so schlimm, wie ich erwartet hätte. Sie hielt einen Füllfederhalter in der Hand und fragte: »Signierst du es?«
Ich nahm ihn und versuchte dabei, sehr diskret ihre Hand zu berühren, was mir nicht gelang. Dann ging ich zur Couch und setzte mich. Ich kann im Stehen nicht signieren.
Ich schaltete plötzlich und vollständig auf automatische Steuerung, das heißt, ich wußte nicht, was dabei herauskommen würde, während ich die Feder über das Papier bewegte. Ich schrieb:
Für Lisa,
ich glaube, ich liebe dich.
Elliott
Ich starrte darauf. Dann gab ich ihr das Buch und hatte das Gefühl, eine Riesendummheit begangen zu haben, die ich bis ins hohe Alter bereuen würde.
Sie klappte es auf, und als sie die Widmung las, war sie hinreißend verblüfft. Hinreißend!
Ich saß noch immer auf der Couch und legte den Arm auf die Lehne, um ganz lässig auszusehen, aber mein Schwanz pulsierte, als habe er ein eigenes Bewußtsein und wollte freigelassen werden.
Alles kam zusammen, das wahnsinnige Verlangen nach ihr, die Liebe, diese Liebe zu ihr, und die überwältigende Freude, daß sie das gelesen hatte, rot geworden war und es mit der Angst bekam.
Ich glaube, wenn es in diesem Augenblick im Zimmer ein Blasorchester gegeben hätte, so hätte ich es nicht gehört. Ich hätte nur das Pochen meines eigenen Blutes im Kopf gehört.
Sie hatte das Buch zugeklappt und sah beinahe aus wie jemand in Trance. Für eine Sekunde erkannte ich sie nicht wieder. Es war einer jener absurden Augenblicke, wenn Leute nicht nur wie Fremde aussehen, sondern wie seltsame Tiere. Ich sah sie in allen Einzelheiten, als wäre sie soeben erfunden worden und wüßte ich nicht, was sie war, oder Frau oder was auch immer. Ich war plötzlich beunruhigt, glaubte, sie könnte anfangen zu weinen.
Beinahe wäre ich aufgesprungen, um sie in den Arm zu nehmen, etwas zu sagen oder zu tun, aber ich
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