Exit
warum, wenn ich fragen darf, interessiert dich das so plötzlich?«
»Weil ich wieder dort zu tun habe, als Berater in einem bestimmten Fall. Es ist wirklich traurig, Raoul, wie es dort aussieht. Die Moral ist auf Null. Die Leute kündigen reihenweise - Leute, von denen ich das nie gedacht hätte. Dich kenne ich am besten von den Ehemaligen, deshalb frage ich dich.«
»Die Frage ist allerdings persönlich, aber es macht mir nichts aus. Die Antwort ist sehr einfach. Ich bin gegangen, weil ich unerwünscht war.«
»Unerwünscht bei der neuen Verwaltung?«
»Ja. Sie stellten mich vor die Wahl, den Hut zu nehmen oder beruflich unterzugehen. Es war eine Frage des Überlebens. Was immer man dir erzählt, Geld spielte keine Rolle dabei. Niemand im Western Ped hat je wegen des Geldes dort gearbeitet, das weißt du. Obwohl auch die Bezahlung schlechter wurde, als Jones die Kontrolle übernahm. Gehaltserhöhungen gab es nicht mehr, statt dessen einen Einstellungsstopp. Sekretärinnen wurden uns weggenommen, die ganze Einstellung der Verwaltung gegenüber den Ärzten war vollkommen arrogant. Wir wurden wie Dienstboten behandelt. Sie wagten es sogar, uns in Bauwagen auf der anderen Straßenseite zu stecken, wie Obdachlose. Ich konnte das alles ertragen, weil ich meine Arbeit hatte. Meine Forschung. Doch als man mir auch das wegnahm, gab es keinen Grund mehr für mich, zu bleiben.«
»Sie untersagten dir deine Forschung?«
»Nicht direkt. Sie verkündeten einfach eine neue Politik:
Wegen finanzieller Probleme war der Vorstand nicht mehr bereit, Forschungsprojekte verwaltungsmäßig mitzutragen. Du weißt ja, wie die Forschungsförderung funktioniert. Wenn die Regierung oder sonstwer dir Geld gibt, dann gehen sie davon aus, daß dein Arbeitgeber für die Infrastruktur aufkommt. Manche private Förderer machen das sogar ausdrücklich zur Voraussetzung. In meinem Fall kam das ganze Geld vom Bundes-Krebsinstitut. Mit der Streichung der Infrastrukturhilfe vom Western Ped konnte ich meine Projekte alle vergessen. Ich versuchte, mit ihnen zu reden, ich schrie sie an, zeigte ih nen Zahlen und Fakten, machte ihnen Ziel und Zweck unserer Forschung klar. Es ging schließlich um Krebs. Und um Kinder. Es war alles vergebens. Also flog ich nach Washington und versuchte die Regierungsvertreter zu überzeugen, die Infrastrukturklausel zu streichen. Auch umsonst. Was sollte ich tun, Alex? Sollte ich als überqualifizierter Techniker die Stellung halten und fünfzehn Jahre Forschung in den Wind schreiben? Es tat weh, aber am Ende erwies es sich als richtig, wegzugehen.«
»Sie waren dumm, dich gehen zu lassen.«
»Natürlich. Sie haben mir nicht einmal eine Uhr geschenkt zum Abschied.« Er lachte. »Diese Leute haben nicht den geringsten Respekt vor Ärzten. Denen geht's nur ums Geld.«
»Redest du von Jones und Plumb?«
»Die und die beiden Kerle, die hinter ihnen her dackeln - Novak und der andere, ich weiß nicht mehr, wie er heißt. Hör auf meinen Rat, Alex: Halt dich da raus.«
»Könnte ich dich noch etwas anderes fragen?«
»Auch was Persönliches?«
»Nein. Was weißt du über das Ferris-Dixon-Institut für Chemie?«
»Nie gehört. Warum?«
»Es hat einen Arzt am Western Ped finanziert. Mitsamt der Infrastruktur.«
»Wirklich? Und wer ist der Glückliche?«
»Ein Toxikologe namens Laurence Ashmore. Er hatte ein Epidemiologie-Projekt über die Ausbreitung von Krebs bei Kindern.«
»Ashmore … den Namen habe ich auch noch nie gehört. Weißt du Genaueres über sein Projekt?«
»Es ging um den Zusammenhang von Pestiziden und Krebsentstehungsraten. Sehr theoretisch.«
Er grunzte. »Wieviel hat das Institut ihm gegeben?«
»Fast eine Million Dollar. Ganz schön üppig, nicht wahr?«
»Die Summe ist absurd! Was war wieder der Name der Stiftung?«
»Ferris-Dixon. Sie förderten daneben nur ein weiteres, wesentlich kleineres Projekt. Der Empfänger war ein Ökonom namens Zimberg.«
»Hm … interessant. Ich werde das mal nachprüfen, Alex.
Danke für den Tip. Und denk an meinen Rat.«
Mein nächster Anruf galt Milo. Am anderen Ende im Parker Center meldete sich eine hohe, näselnde männliche Stimme.
»Ja, Archiv?«
»Inspektor Milo Sturgis, bitte.«
»Der ist aber nicht hier.«
»Wann kommt er zurück?«
»Wer spricht denn da?«
»Alex Delaware. Ein Freund.«
Er wiederholte meinen Namen, als sei er eine Krankheit.
Dann sagte er: »Da hab ich leider gar keine Ahnung, Mr. Delaware.«
»Wissen Sie, ob er heute
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