Exit
sprechen wollen. Ich kann es auch einrichten, daß ich da bin, wenn Sie zu uns nach Hause kommen. Sie müssen mir nur einen Tag vorher Bescheid geben.«
Am Ostausgang schien die gesamte Nachtschicht versammelt zu sein und drückte fast die Glastüren ein. In der Dunkelheit draußen blinkten die kirschroten Einsatzlichter von Polizeiwagen. Ich schob mich nach vorn.
»Was ist passiert?« fragte ich.
Eine Schwester, die in der Nähe stand, sagte, ohne sich umzudrehen: »Jemand ist überfallen worden. Im Parkhaus.«
»Warum bringen sie sie nicht herein?« fragte jemand in der Menge.
»Wieso siel Woher willst du das wissen?«
»Es ist doch immer so«, sagte eine Frau.
»Jemand von denen hat gesagt, es wäre ein Arzt.«
»Und wer?«
»Irgendein Arzt. Mehr habe ich nicht mitbekommen.«
Fünf Minuten später öffnete sich eine Tür, und die Menge drängte nach vorn. Ein farbiger Polizeisergeant schlüpfte herein und hob die Hände.
»Darf ich einen Augenblick um Aufmerksamkeit bitten!«
Er wartete, bis es ruhiger wurde. »In eurem Parkhaus hat es einen Überfall gegeben. Wir bitten Sie, einer nach dem anderen herauszukommen und ein paar Fragen zu beantworten«
Nach zwanzig Minuten war ich an der Reihe. Ein Polizist schrieb meinen Namen von meiner Plakette ab und notierte sich meine Führerscheinnummer. Draußen parkten sechs Einsatzwagen und ein Zivilauto kreuz und quer. Weiter unten auf dem Fußweg zwischen Krankenhauseingang und Parkhaus stand eine Gruppe von Männern.
»Wo genau ist es passiert?« fragte ich den Polizisten. Er zeigte aufs Parkhaus.
»Da habe ich auch geparkt.«
Er hob die Augenbrauen. »Wann sind Sie gekommen?«
»Um ungefähr halb zehn.«
»Heute abend?«
»Ja.«
»Auf welcher Ebene parken Sie?«
»Zwei.«
Er wurde noch aufmerksamer. »Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen, als Sie ankamen - haben Sie jemanden gesehen - irgend etwas Verdächtiges?«
Ich dachte an das Gefühl, beobachtet zu werden, als ich meinen Wagen verließ, und antwortete: »Nein, nur die Beleuchtung kam mir seltsam vor, ungleichmäßig. Die Hälfte der Parkplätze war angestrahlt, während andere vollkommen fin ster waren.«
Er schaute noch einmal in mein Gesicht und auf meine Plakette, dann ließ er mich gehen. Auf dem Weg zum Parkhaus kam ich an der Gruppe vorbei, die auf dem Fußweg zusammenstand. Einen der Männer erkannte ich. Presley Hünengart, der Leiter der Sicherheitsabteilung. Er rauchte eine Zigarette und schien den Sternenhimmel zu studieren, obwohl kein Stern zu sehen war. Einer der anderen Herren, mit einer goldenen Blende am Revers, redete, doch Hünengart schien nicht zuzuhören.
Unsere Blicke trafen sich kurz, aber er erkannte mich offenbar nicht wieder. Für jemanden, dessen Abteilung gerade jämmerlich versagt hatte, wirkte er bemerkenswert ruhig.
10
In der Zeitung am nächsten Morgen war von Mord die Rede, nicht mehr von einem Überfall. Das Opfer, tatsächlich ein Arzt, war totgeschlagen und ausgeraubt worden. Mit dem Namen konnte ich nichts anfangen: Laurence Ashmore, fünfundvierzig Jahre alt, seit einem Jahr beim Western Pediatric. Der Räuber hatte ihn von hinten angefallen und seine Brieftasche, Schlüssel und eine Magnetkarte genommen, die ihm Zufahrt zu den Ärzteparkplätzen gewährte. Ein Krankenhaussprecher wies darauf hin, daß die Schlüsselcodes für die Einfahrtschranke sofort geändert würden, doch er mußte zugeben, daß zu Fuß immer noch jeder ungehindert ins Parkhaus gelangen konnte.
Über den Täter gab es keinerlei Hinweise.
Kurz nach acht war ich wieder im Krankenhaus. Abgesehen von einem zweiten Wachposten in der Eingangshalle gab es keine Anzeichen, daß ein paar hundert Meter entfernt ein Le ben ausgelöscht worden war. Ich wußte, der Tod ging hier ein und aus, aber nach einem Mord hätte ich doch ein stärkeres Sicherheitsaufgebot erwartet.
Gleich neben dem Informationsschalter hing eine Fototafel mit den Porträts der Ärzte. In der obersten Reihe links fand ich Laurence Ashmores Bild.
Toxikologe war er gewesen und recht jugendlich für seine fünfundvierzig, wenn das Foto wirklich erst kürzlich aufgenommen worden war. Ein schmales, ernstes Gesicht, dunkles, struppiges Haar, schmaler Mund, Hornbrille. Woody Allen nach einer Hungerdiät. Nicht der Typ, der einem Straßenräuber viel Widerstand entgegensetzen könnte. Ich fragte mich, wieso es nötig gewesen war, ihn umzubringen, um an seine Brieftasche zu kommen, doch dann wurde mir klar, wie idio tisch
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