Exit
Licht des Kinderzim mers schienen er und seine Artgenossen böse, geradezu spöttisch zu grinsen. Mir schoß ein verrückter Gedanke durch den Kopf.
Giftiges Spielzeug. Fahrlässige Vergiftung. Ich hatte davon gelesen, in einem kindermedizinischen Journal. Plüschtiere aus Korea waren mit Abfallfasern aus einer Chemiefabrik gefüllt gewesen.
Delaware löst das Rätsel, und alle gehen glücklich nach Hause.
Ich griff nach dem erstbesten Hasen, drückte seinen Bauch und fühlte das elastische Nachgeben der Schaumfüllung. Ich schnüffelte daran, konnte jedoch nichts Verdächtiges riechen. Auf dem Etikett stand MADE IN TAIWAN AUS UNGIFTI- GEN, FEUERFESTEN MATERIALIEN. Darunter das Gütesiegel eines Elternmagazins.
Auf der Naht entdeckte ich zwei Druckknöpfe, die eine Tasche zuhielten. Das Geräusch, das ich machte, als ich sie öffnete, veranlaßte Cindy, sich umzudrehen und mich mit hochgezogenen Augenbrauen anzuschauen. Ich tastete das Innere der Tasche ab, fand nichts und knöpfte den Hasen wieder zu.
»Sie denken an eine Allergie, nicht wahr?« fragte sie fast flüsternd. »Allergie gegen die Füllung. Daran habe ich auch gedacht, doch Dr. Eves hat Cassie testen lassen und nichts gefunden, wogegen sie allergisch wäre. Trotzdem habe ich die Häschen eine Weile lang täglich gewaschen. Ich wusch all ihr Stoffspielzeug mit dem mildesten Mittel, das es gibt. Wir ließen auch die Teppiche hochheben, um zu sehen, ob Schimmel darunter war oder irgend etwas mit dem Leim nicht stimmte. Chip hatte von Leuten gehört, die in Bürogebäuden krank geworden waren. Wir beauftragten eine Firma, die Klimaanlage zu reinigen, und Chip ließ die Anstriche im Haus auf Blei und Chemikalien untersuchen.«
Ihre Stimme war wieder leicht hysterisch geworden. Cassie zappelte, und Cindy wiegte sie, bis sie ruhig war.
»Ich suche ständig nach Ursachen«, flüsterte sie, »die ganze Zeit… von Anfang an.«
Sie fuhr mit der Hand zum Mund, dann schlug sie sich klatschend aufs Knie.
Cassie öffnete erschrocken die Augen, worauf Cindy sie schneller und fester in ihrem Arm wiegte. Sie kämpfte um Fassung.
»Erst er und jetzt sie«, zischte sie. »Vielleicht soll es einfach nicht sein, daß ich Kinder habe!«
Ich ging zu ihr und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte zurück, sprang auf und drückte mir Cassie in die Arme. Ihre Tränen flössen nun in Strömen, und ihre Hände zitterten.
»Hier, nehmen Sie sie, ich weiß doch nicht, was ich tue.«
Cassie begann, zu quengeln und nach Luft zu schnappen. Meine Hände lagen um Cassies Hüfte, sie bog sich zurück, sie wand sich, kämpfte gegen mich an. Ich versuchte, sie zu trösten, doch sie ließ mich nicht.
Cindy riß eine Tür auf; ich sah blaue Fliesen. Sie rannte ins Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Dann hörte ich sie würgen und die Toilette spülen.
Cassie zappelte und trat mich und schrie lauter. Ich faßte sie fest um die Taille und tätschelte ihr den Rücken. »Ist schon gut, mein Schatz, Mami kommt gleich zurück. Ist ja gut.«
Sie zappelte noch heftiger und boxte mir ins Gesicht. Ich versuchte, sie festzuhalten und gleichzeitig zu beruhigen. Sie warf das kleine Köpfchen zurück, verfärbte sich scharlachrot und heulte auf. Beinahe ließ ich sie fallen.
»Mami kommt doch schon zurück, Cassie:«
Die Badezimmertür flog auf, und Cindy kam herbeigeeilt. Sie wischte sich die Augen. Ich dachte, sie würde Cassie sofort an sich nehmen, doch sie streckte nur die Arme aus und sagte leise, über Cassies Schreien hinweg: »Bitte«, als ob sie erwartete, ich würde ihr ihr eigenes Kind verweigern. Ich gab ihr Cassie zurück. Sie umarmte das kleine Mädchen und fing an, sehr schnell im Kreis zu gehen. Dabei murmelte sie etwas in Cassies Ohr, das ich nicht verstehen konnte.
Nach zwei Dutzend Runden durchs Zimmer wurde Cassies Schreien schwächer. Nach einem weiteren Dutzend war sie ruhig.
Cindy setzte sich wieder in den Schaukelstuhl und flüsterte heiser: »Es tut mir wirklich, wirklich leid. Ich bin so… das war … mein Gott, ich bin eine furchtbare Mutter!«
Ihre Stimme war kaum vernehmbar, aber Cassie schien ihre Verzweiflung zu spüren und öffnete die Augen. Sie schaute ihre Mutter an und winselte.
»Nein, nein, mein Liebling, es ist schon gut. Es tut mir leid - es geht mir schon wieder besser.«
Zu mir sagte sie lautlos: »Ich fühle mich furchtbar.« Cassie begann wieder zu schreien.
»Mama liebt dich doch«, sagte sie in Cassies Ohr. »Und
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