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Exodus

Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DJ Stalingrad
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ist
doch ein echter Sieg, unsere Panzer sind wieder in Prag!
    Vorgestern
hier, während einer mal wieder fälligen Demonstration und
Massenausschreitung, fiel mir diese Geschichte plötzlich ein,
und dann brach das furchteinflößende Kriegsschrei eines
Russischen Soldaten über den Köpfen dieser ausländischen
Bullen herein, zusammen mit einem Hagel von Ziegeln und Scherben.
    Ich
habe in mir eine Sprungfeder. Sie wird jeden Tag zusammengedrückt,
jetzt ist sie voll gespannt, am Anschlag, bereit zum Handeln. Nun, wo
sie sich langsam entlädt, nährt mich ihre Energie von
innen. Sie macht mich stark, geschickt, pfiffig, verleiht mir
Entscheidungskraft, alles ist am rechten Platz. Ich liebe diesen
Zustand, liebe es, wenn sie zusammengedrückt ist, ich weiß,
dass sie mich jetzt nicht im Stich lassen wird, dass ich nichts im
Stich lassen werde, so sein werde wie nötig. Jede Bewegung,
jedes Wort, jede Tat wird einfach und genau sein. Wenn sie jetzt
losschnellt, sich entlädt, werde ich zu allem bereit sein.
    Auf
dem Berg Athos befindet sich ein irre strenges Kloster, es heißt
Esfigmenou – das bedeutet zusammengedrückt , komprimiert . Das Wort Yoga bedeutet ebenfalls gespannt,
zusammengedrückt . Viele übersetzen das mit gesammelt , streng . Aber wir alle – auch ihr – wissen doch,
dass von der Sprungfeder die Rede ist.
    Nishny
Nowgorod. Ich schaue aus dem Fenster der Elektritschka auf den
Bahnsteig, wo sich eine total jenseitige Armee aufgebaut hat, alte
Scheiße! OMON, Soldaten, Schäferhunde,
verfickt nochmal, der ganze Bahnsteig ist abgesperrt. Der Zug hält,
alle werden empfangen, die übrigen Passagiere werden
durchgelassen, nach doppelter Kontrolle der Papiere an zwei
Absperrketten. Ich laufe an einer Reihe Soldaten vorbei, bleibe
unbemerkt, verlasse das Bahnhofsgelände. Wir sind mit einer
Armee zum Kampf angerückt, jetzt bin ich allein.
    Dieses
Mal wollten wir mit mehr als hundert Leuten anrücken, aus Moskau
kamen Autos, bis oben beladen mit Eisenstangen und ähnlichem
Zeug. Die Gegner hatten ordentlich mitgehalten, einen Monat lang die
ganze Umgebung rekrutiert, aber wir wollten ihnen die verfickte Hölle
heiß machen. Jetzt verstecken sie sich wahrscheinlich, über
die ganze Stadt verteilt, vor den Bullen, für die Stadt gilt ein
Notplan. Pech.
    Als
ich das erste Mal hier war: Frühstück auf der Müllhalde,
Übernachtung im Kloster, kahlrasierte Pilger, auf dem größten
Platz stand in riesigen Lettern: »Herr, rette Russland vor dem
Juden!« Beim zweiten Mal versuchten Dörfler aus der Gegend
unserem Gitarristen das Handy abzuziehen. Im nächsten Moment
schaut der Kolchosarbeiter voller Entsetzen auf seine Hand, die zur
Hälfte hilflos baumelt, abgeschnitten mit einem Taschenmesser.
Er und die anderen werden lange im Vorraum gefickt und an einem
Zwischenhalt rausgeschmissen.
    Beim
dritten Mal auf dem Weg nach Nishny Übernachtung in Petuschki,
Erstürmung des Bahnhofsgebäudes durch Ortsansässige.
Wir verbarrikadierten uns dort die ganze Nacht, schliefen in
wechselnden Schichten auf dem Boden und stopften uns streunende
Katzen in die Bomberjacken.
    Beim
vierten Mal Schlägerei, Sauferei am Bahnhof, Wettrennen durch
die nächtliche Stadt, Übernachtung in einer
24-Stunden-Gaststätte, eine ältliche Nutte drückt
einem Taxifahrer Pickel aus.
    Unser
Agent in Nishny heißt Kolja, er hat bei all unserem Unfug
mitgemacht, wenn wir uns Richtung Osten aufmachten. Er grölt in
einer Rockgruppe, sie hatten noch kein Konzert ohne Schlägerei
und Chaos. Das ist eine gute Leistung für die russische Bühne.
    Er
sagt: »Ich habe die Schnauze voll, das ist langweilig. So viele
Jahre immer dasselbe. Ich glaube, ich reiche meine Papiere ein,
verpflichte mich und gehe in den Kaukasus, um mich auf die
Schwarzköppe zu stürzen. Ich krieg ein MG, und mein Arsch
wird von Panzern und der Luftwaffe gedeckt. Ich weiß, was ich
wirklich brauche.«
    Neulich
gingen wir eine Straße entlang, vor einer Kneipe standen
Jugendliche, wir liefen vorbei und hörten, dass sie uns was
hinterherschrien. Wir machten kehrt und begannen, sie
zusammenzuschlagen. Ein großer, sehniger Jugendlicher stürzte
hinter einem Pfeiler hervor auf mich zu und versetzte mir ein paar
Schläge ins Gesicht, schlug mir die Braue blutig. Ich spürte
das praktisch nicht, wich nicht zurück, wollte angreifen, er
rannte mit seinen Freunden in die Kneipe und schloss sich ein. Sie
verpassten mir in der Unfallstation zwei Stiche, und ich wurde ein
bisschen

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