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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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Bockhorn war, er ist eine meiner großen Lieben. Und davon gibt es nur wenige.
    Anna: Du bist mit deinem Vater im Groll auseinandergegangen.
    Uschi: Nein. Manchmal denke ich: »Ich bin so alt, und immer noch habe ich dieses Problem mit meinem Vater.« Mein Therapeut hat mir erklärt, dass du als Kind alles auf dich beziehst und es immer als deinen Fehler sehen wirst, dass die Eltern sich getrennt haben oder dass dein Vater dich nicht mag. Das steckt so tief, dass es schon fast in die Gene übergegangen ist, dass es fast keinen Ausweg aus diesem Denken gibt. Vom Intellekt her weiß ich, dass ich an nichts schuld bin. Aber dann kommt irgendeine Situation, die dich emotional herausfordert, in der du verlassen wirst oder dich trennst – und du fällst genau wieder in das gleiche Loch. Am Anfang siehst du auch keinen Rand, an dem du dich festhalten kannst. Therapie hilft nicht, dass du das Gefühl loswirst. Sie kann dir nur helfen zu lernen, besser mit der Verletzung zurechtzukommen. Aber es wird nie weg sein. Diese Verletzung ist für immer.

Vati

Anna: Dein Vater hat dir das Gefühl gegeben, du bist nicht erwünscht.
    Uschi: Ja, ich war lange Zeit ein hübscher Spiegel für ihn. Mit dem er in Clubs herumziehen konnte. Ich war dann ein zusätzlicher Schmuck für ihn neben den anderen Schönen, mit denen er anbandelte. Viel schlimmer war, dass er mir zeigte, dass ich für ihn nicht wichtig war. Es macht mich bis heute verrückt, wenn ich einem Menschen, den ich liebe, nicht wichtig bin. Für meinen Vater habe ich zum Schluss noch nicht einmal mehr existiert. Das hat er in seinem Testament bestätigt, in dem ich noch nicht einmal erwähnt wurde, nur seine beiden Kinder aus zweiter Ehe. Das war damals ein paar Jahre nach Bockhorns Tod, als ich versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. Bei dem Gedanken könnte ich heute noch ausrasten, da kriege ich keine Luft mehr. Er schreibt: »Meine Kinder«, und nennt mich nicht (!!!). Das hat mich echt devastated. Das war sehr schmerzhaft! It drives me crazy, wenn ich für jemanden nicht existiere, der mir total wichtig oder mein Alles ist. Da wäre es mir noch lieber gewesen: »Und die böse Uschi kriegt überhaupt nix.« Deshalb: ihm verzeihen? Nein. Ich denke nicht daran. Klar ist Verzeihen das bessere Ding, weil man ansonsten das Gift in sich behält und es einen schwächt. Aber ich glaube einfach, dass es manchmal sehr gravierende Verletzungen gibt, die nicht verziehen werden müssen. Wieso soll ich denn einen Menschen freisprechen von etwas so Schlimmem, was er getan hat?
    Dieses Gift behalte ich, auch wenn es mich selber vergiftet. Ich denke nur: »Arschloch.« Und auch wieder: »Fähnchenschwenker.« Hauptsache, er hat seiner damaligen Frau damit einen Gefallen getan …
    Anna: Das kam offenbar für dich völlig überraschend und hat ihn von seinem Sockel heruntergeholt, auf den du ihn gestellt hast.
    Uschi: Ja, meiner Meinung nach hatten wir ja immer einen guten Kontakt gehabt. Jedes Mal, wenn ich in Deutschland war, habe ich versucht, ihn zu sehen. Wir trafen uns bei ihm und seiner neuen Familie. Das fand ich toll. Natürlich habe ich schon mitbekommen, dass er sich mit der Zeit irgendwie verändert hat. Einmal hat er gesagt: »Ja, ich bin ja froh, dass du nicht mit einem Schwarzen zusammen warst.« Da habe ich mich nur gewundert: »Was? Mein wilder und toleranter Vater sagt so etwas?« Ich weiß nicht, ob er die Geschichte mit Jimi damals mitbekommen hat … Aber überhaupt, dass mein Vater so etwas Kleinkariertes von sich gibt, da bin ich aus allen Wolken gefallen. Der Lack blätterte ab …
    Anna: Wie hast du gelernt, dich vor Enttäuschungen zu schützen?
    Uschi: Expect nothing (lächelt). Ein Teil von meinem Misstrauen und auch meine Scheu vor unbekannten Menschen kommt sicher daher. Ich bin andererseits auch schneller selbständiger geworden, weil ich eben nie jemandes Prinzessinnenkind war. (Dafür wurde ich aber später von einem meiner liebsten Männer »Queenie« genannt.) Und mir fällt das Nietzsche-Zitat ein: »Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!« Eigentlich ein blöder Spruch, wenn man überlegt, was aus Nietzsche dann geworden ist. Aber immerhin hat er fremde Pferde geküsst und nicht einfach fremde Menschen.
    Ich bin empfindlich, wenn ich Prinzessinnen sehe, die mit Vätern in glücklichen Leben aufwachsen. Sie wissen gar nicht, wie gut sie es haben. Sie werden geliebt, haben diese Sicherheit in sich, dieses Vertrauen. Die denken überhaupt

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