Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
das ist ja ziemlich austauschbar, es gibt so viele schöne junge Frauen –, es ist mehr. Ich war also – ohne mir wirklich dessen bewusst zu sein – damals schon eine personality, nicht wirklich ein Model.
Anna: Ein Kunstobjekt?
Uschi: Nein, das war eher der Stil von Veruschka von Lehndorff, die ich sehr bewundere. Wie ich gesagt habe: Ich war nicht Fotomodell. Ich war eine personality. Durch mein Leben und wie ich es geführt habe. Models sind alle so gierig auf Geld, und das war auch damals schon so. Und ich habe tatsächlich Jobs abgelehnt, weil ein so schöner Tag war und ich lieber an die Isar nackt zum Baden gehen wollte.
Anna: Wenn du es aus Berechnung getan hättest, wäre es wahrscheinlich aufgeflogen.
Uschi: Ich habe immer nur abgesagt, weil es sich eben so ergeben hat. Das war keine Taktik oder so. Meine Auftraggeber waren dann völlig verständnislos, wie man ihren tollen Job nur ausschlagen konnte. »Wieso lehnt die das denn jetzt ab? Das macht doch keine.« Was zur Folge hatte, dass es mich speziell gemacht hat und auch noch meine Preise nach oben getrieben hat – ein angenehmer Nebeneffekt. Und dann habe ich wieder entschieden. Entweder danach, ob das viele Geld den Job wert war oder ob ein so schöner Tag war, um lieber mit meinen Freunden baden zu gehen.
Anna: Also verstehst du dich nicht als Model im üblichen Sinn.
Uschi: Nein, ich bin eine personality. Ich habe schon früher immer gesagt: »Ich bin kein Fotomodell, ich lasse mich nur fotografieren.«
Anna: Da passt es dann aber überhaupt nicht, dass du in die Groupies-Schublade gesteckt wurdest.
Uschi: Mir war immer egal, was da über mich geschrieben wurde. Ich war und bin sehr gut im Ausblenden von Menschen und Dingen, die ich einfach nicht mag. Vor allem konntest du es ja eh nicht aufhalten. Je mehr ich mich dagegengestellt hätte, umso größer wäre die Welle gewesen, umso wichtiger das Thema … oder es hätte den Leuten noch viel mehr Spaß gemacht, mich irgendwo hineinzuquetschen, wo es mir nicht gut ging. Es war nicht nur ein großes Interesse, was ich ausgelöst habe, sondern auch viel Missgunst. Also habe ich mich aus den Urteilen über mich rausgehalten. Schreibt, was ihr wollt … Bei meinem allerersten Buch habe ich es auch gelten lassen. Ich hatte mir da eine dicke Haut zugelegt und gar nicht darauf geachtet, ob ich so wirklich bezeichnet werden will oder nicht. Es war halt so.
Anna: Das klingt etwas resigniert.
Uschi: Ja, nein. Wenn ich mich und mein Leben anschaue, würde ich mich nie im Leben als Groupie bezeichnen. Ich war nie ein Groupie, mochte aber zufällig Männer, die ganz nebenbei auch Musiker waren. Und die haben alle gemacht, was sie wollten. Genauso wie ich also.
Aber ich fand auch andere Künstler toll. Mich ziehen kreative Leute an. Bei den Musikern ist der schöne Nebeneffekt, dass ich mit ihnen tanzen kann … Die haben mir mit ihrer Musik genau aus der Seele gesprochen. Wenn ich da ein Talent gehabt hätte, dann wäre ich vielleicht auch Musikerin geworden. Mir gefällt das, wenn man auf so eine Weise ein Gefühl ausdrücken kann oder mein Gefühl widerspiegelt. Das ist genial und viel genauer und tiefer als Worte. Außerdem, ehrlich gesagt, bin ich keinem von ihnen nachgelaufen. Die kamen alle von selbst. Oder sagen wir lieber: Die haben mich erobert, wenn ich die gut fand; und wenn ich Lust auf Erobern hatte, dann habe halt ich erobert. Bei Jimi war das zum Beispiel so: Jimi wollte ich kennenlernen, unbedingt. Der hat einfach magische Musik gemacht und war so sehr schön. Aber die anderen, die kamen alle auf mich zu oder haben mich sogar gesucht. Die hatten Fotos von mir gesehen und wollten mich kennenlernen.
Anna: Nicht sehr groupiehaft, da geht es ja eher andersherum.
Uschi: Ja, eben. Groupies haben auch keine Differenzierung. Da ist eigentlich jeder recht, sobald er einigermaßen bekannt ist. Und wenn nicht, dann tun’s auch die Roadies.
Anna: Hauptsache, man ist dabei und bekommt ein bisschen Sternenstaub ab.
Uschi: Ja, das auch (lacht). Aber nur so als Anhängsel dabei sein, das war wirklich nie meins. Ich brauche schon gerne spezielle Einladungen, um irgendwo hinzugehen. Ich bin nicht so der Typ, der sich in etwas reindrängt, um etwas zu bekommen, was er unbedingt haben will. Dann wünsche ich es mir lieber …
Anna: … und »expectest« nothing.
Uschi: Ja, da bin ich dann doch vielleicht eine Prinzessin.
Anna: Eine hexige …
Uschi: Ich brauche schon immer eine besondere
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