Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Einladung, um irgendwo hinzugehen und zu erscheinen. Also, obwohl ich ja ein geduldiger Mensch bin, macht mich das langsam schon etwas sauer, immer noch das Groupie und das Sexsymbol zu sein. Das ist etwas ermüdend. Und vor allem bin ich irgendwo auch verletzt darüber, dass meine anderen Qualitäten und Talente da überhaupt keine Rolle spielen. Und wenn schon einmal jemand daraufschaut, dann geschieht das immer etwas abfällig oder ironisch. Mir wird da keine Weiterentwicklung zugetraut.
Uschi hat 60. Geburtstag (© Marc Hom)
Anna: Passt ja auch nicht, als Groupie bist du ja kein eigenständiges Wesen. Ich habe das Gefühl, dass du den Leuten schon immer mehr Angst eingejagt hast, als dir überhaupt klar ist. Deshalb diese Schubladen. Da kann man eine wilde Frau, eine Lilith-Frau, einordnen, wenn das Zähmen schon nicht geht.
Uschi: Maybe. Dass ich mit meinem Schmuck in Amerika sehr erfolgreich war, will mir auch kaum jemand zugestehen. Aber da geht es wahrscheinlich auch wieder um so Klischees: Ex-Model macht in Schmuck oder Inneneinrichtung. Ja, what the fuck. Warum denn nicht? Immer noch besser, als vor dem Fernseher zu sitzen und morgens schon Champagner gegen die Langeweile zu trinken und fett und faul zu werden.
Anna: Es ist deine Haltung. Gerade wenn man deine Nacktbilder ansieht, erkennt man nie eine Pin-up-Pose. Da geht es nicht um Sexyness, da geht es um etwas anderes …
Uschi: Ja, da war ich immer sehr frei. Diese Playboy -Fotos von den Marzipanschweinchen, die so verhuscht und verscheucht und halb verschämt in die Kamera gucken. Die tun dann brav so, als ob sie sich abdecken, lassen aber doch etwas vorblitzen. Das ist dann schön und bedient alle Voyeure auf dieser Welt. Bei mir muss keiner Voyeur sein. Ich mochte das falsche Getue noch nie. Und so kam ich auch zu meinem claim to fame, dass ich mich gerade hingestellt habe und nackt und eben nicht verschämt, ganz klar. Ich hatte eben einen schönen Körper, den ich auch gerne hergezeigt habe.
Anna. Die Bilder wirken unglaublich kraftvoll und auch sehr lässig.
Uschi: Ja, eben das war es. Das hat den Unterschied gemacht zu den Marzipanschweinchen. Und man hat mir den Arm nicht wirklich groß umdrehen müssen, wenn es um Nacktaufnahmen ging. Das ist ehrlich, und ich habe natürlich auch ein bisschen Spaß daran, zu provozieren und es den Leuten zu zeigen. Sonst hätte ich mich mit sechzig nicht noch einmal ausgezogen. Wenn jemand gesagt hat: »Du, das Bild würde jetzt besser ausschauen, wenn du nackt wärst«, dann kam von mir: »Ja, okay.« Und wumms, flogen die Kleider. Ich habe einfach Spaß daran. Und natürlich bin ich da auch narzisstisch.
Anna: Und exhibitionistisch.
Uschi: Ja, ich habe einen schönen Körper. Und ich halte es mit dem Spruch von der Fotografin Leni Riefenstahl, die ja in den siebziger Jahren diese tollen Bilder von den Nubas gemacht hat. Sie hat dazu geschrieben, dass die Nuba-Frauen so lange nackt herumlaufen, wie sie davon überzeugt sind, dass sie gut ausschauen. Easy on the eye. Solange dein Anblick easy on the eye ist, kannst du das tun. Und ich fand, bis sechzig war ich easy on the eye.
Anna: Und, geht noch einmal was mit siebzig?
Uschi: Irgendwann ist wirklich Schluss, dann muss man das Feld auch den Jüngeren überlassen.
Dieter Bockhorn hieß der Mann, …
… der sich damals in ein Bild von mir verliebte und sich dann entgegen allen gutgemeinten Ratschlägen von seinen Freunden einfach auf den Weg machte, um mich zu erobern. Es war so authentisch, das war und ist mir bei Menschen unglaublich wichtig. Blender dagegen mag ich nicht. Das war schon sehr früh so. Ich kann mich an eine Szene im Big Apple, einem Münchner Club in den Sechzigern, erinnern. Da gab es einen Typen, der hatte einen Ferrari oder Jaguar. Ich fand ihn völlig uninteressant, aber als er sagte, er würde mich auch fahren lassen, da habe ich ganz kurz überlegt … Aber letztendlich habe ich es gelassen. Außerdem hatte ich ja auch keinen Führerschein. Wenn mich ein Typ nicht fesselt, dann will ich auch sein Spielzeug nicht. Ja, viele haben damals rumgeprotzt, um mich zu gewinnen. Das zog aber nicht, nie. Ich fand einfallsreiche Männer gut, die sich wirklich etwas ausdachten, um mich zu überraschen.
Viele Models bekamen solche Protzangebote. Eine schöne Frau schmückt dann doch noch etwas mehr als ein toller Schlitten oder Berühmtheit. So kam es, dass mich weder Omar Sharif, der mich damals haben wollte, noch Tom Jones bekamen. Der
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