Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
sind, halte vor keiner roten Ampel mehr an – und versetze meine Frau in Angst in Schrecken.
Oder: Ich hatte irgendwann einen Job, über den ich froh war und mit dem ich tagsüber ordentlich verdiente. Wieder hieß es: »Ach, komm, ich zeig dir mal was.« Jetzt ging es in eine Spielhölle. Bockhorn schmiss ein paar Würfel und kam mit 500 Mark wieder raus. Da war wieder diese Mischung aus Macho, Antibürgerlichkeit und unglaublicher Frechheit, die ihn für so viele Menschen anziehend machte. Und er war in der Lage, in jedem Menschen, jeder Situation, jedem Ding das Besondere zu sehen, immer hellwach zu sein und Chancen beim Schopf zu ergreifen. Das ist ein unglaubliches Talent und nicht vielen Menschen eigen, denen oft der Kopf im Weg steht.
Dann hatte er eine unvergleichliche Art und Weise, das, was er sich wünschte, auch in die Realität umzusetzen, und zwar nie mit Gewalt, sondern immer mit Erfindungsgeist, Frechheit und Charme. Ich weiß noch, wie er vor der Indienreise unbedingt einen Stern -Titel haben wollte. (Der Stern war damals eines der wichtigsten deutschen Nachrichtenmagazine. Auf den Titeln ging es längst nicht mehr nur um politische Inhalte. Vor allem Cover mit Uschi Obermaier, »dem schönsten Gesicht der APO«, verkauften sich hervorragend.) Trotzdem war die Vorstellung, einfach so auf einem Stern -Titel zu landen, meiner Meinung nach absolut unrealistisch.
Oder: Bockhorn und Uschi fahren vor dem großen Trip mit ihrem Bus nach München. Sie kommen bei der Möbelfirma Knoll vorbei, und Bockhorn findet die Sessel so schön, dass er sie haben will, natürlich umsonst. Er meldet sich also an der Pforte, aber der Pförtner will ihn nicht reinlassen. Also beschwatzt und becharmt Bockhorn den Mann und wettet zum Schluss um eine Kiste Bier mit ihm, dass er zu Herrn Knoll persönlich raufgehen wird und von ihm die Möbel bekommt. Irgendwie landet er schließlich im Büro von Knoll persönlich, der nicht sonderlich begeistert von dem Besuch und von dem Anliegen seines Besuchers ist. Als letzten Trumpf spielt Bockhorn dann seine Wette aus: »Sie müssen mir die Sessel geben, Herr Knoll. Ich habe schließlich um eine Kiste Bier gewettet.«
Er war einfach unglaublich trickreich, konnte hervorragend mit Menschen umgehen und war immer wieder neugierig auf Menschen, weshalb er auch völlig angstfrei und vorbehaltlos war.
Dazu gibt es eine Geschichte von Bockhorns und Uschis Trip nach Indien. Beide sitzen am Frühstückstisch in ihrem Wagen, und plötzlich geht die Tür auf. Ein dünner Inder kommt einfach rein, ohne zu grüßen, und geht in aller Ruhe durch den Wagen. Uschi ist völlig empört. Bockhorn beruhigt sie und sieht sich den Mann in aller Ruhe an. »Was ist hier los?«, dachte er sich. Das war typisch für ihn. In jeder Situation, auch der ungewöhnlichsten oder bedrohlichsten, blieb er neugierig, war nie ärgerlich oder abwehrend. Uschi dagegen raste.
Der Dünne wandte sich um, stieg wieder aus, und zehn Sekunden später ging die Tür wieder auf. Diesmal kam ein dicker Inder mit der ganzen Familie rein, inspizierte den ganzen Bus und ging wortlos wieder hinaus. Bockhorn sah sich das alles interessiert an, ohne einzugreifen. Dann kam der dünne Inder vom Anfang wieder rein, diesmal mit den Worten: »Der Mogul war sehr erfreut, Ihren Wagen zu besichtigen, und lädt sie herzlich ein.«
Bockhorn war immer von Magie umgeben. Er besaß dieses Charisma, das einfach magische Momente kreierte und ihn für Frauen wie für Männer unwiderstehlich machte. Als wir in Goa gereist sind, funktionierte plötzlich die Elektrik seines Autos nicht mehr, eine ziemlich komplizierte Angelegenheit bei dem Modell, das Bockhorn damals fuhr, und wir sitzen also irgendwo im Nirgendwo. Bockhorn sagt noch: »So ein Mist.« Da kommt ein Auto vorbeigefahren mit einer deutschen Firmenaufschrift, ein Spezialist für Autoelektrik kam des Wegs … Tatsächlich konnten mit ihm Dinge passieren, die eigentlich gar nicht passieren konnten.
Bockhorn und Uschi? Eine große, intensive Liebe. Uschi: extrem schön, ein echter Charakter und nicht zu bändigen. Sie wusste und weiß, was sie will. Dabei war sie enorm leidenschaftlich und immer sehr zugewandt ihrem Mann gegenüber, egal, ob Bockhorn oder die andere große Liebe. Sie haben viel gestritten damals. Es ging um viele Fragen und immer wieder um die nach Nähe. Uschi wollte Nähe haben, wollte umarmt werden. Das war ihm aber immer zu eng, zu heiß. Dann besuchte Uschi nach wie vor
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