Expedition ins Paradies
zufrieden und fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen.
Verwundert hatte Elizabeth ihn beobachtet. Früher hatte er fast ausschließlich Limonade oder Cola getrunken, selten reines Wasser. Ansonsten hatte er ein kühles Bier bevorzugt. Wasser ist langweilig, wie alles, das gesund sein soll, hatte er damals herausfordernd behauptet.
Nachdenklich blickte Elizabeth fort. Vermutlich hatte Tom sie auch langweilig gefunden.
Sonst wäre er nicht einfach auf und davon gegangen …
“Halt die Wasserflasche griffbereit, damit du öfter mal einen Schluck trinken kannst”, riet Tom und schob seine eigene Flasche in die Lücke zwischen den Sitzen.
Während sie über den Arnheim Highway in Richtung Osten brausten, saß Elizabeth steif da und sah geradeaus, nicht nur, um Toms Blick auszuweichen, sondern weil sie nichts verpassen wollte, obwohl es noch gut zweieinhalb Stunden dauern würde, bis sie den Kakadu National Park erreichten.
Da nur leichter Verkehr herrschte und es im Northern Territory keine Geschwindigkeitsbegrenzung gab, schoss der mächtige Geländewagen förmlich über die ausgezeichnet ausgebaute Bitumen-Fernstraße. Nach einer Weile lehnte Elizabeth sich auf ihrem Sitz zurück, doch sie entspannte sich nicht. Sie konnte es einfach nicht. Die unmögliche Situation, in der sie sich befand, empörte sie und ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Wenn Tom wenigstens verheiratet oder immer noch mit seiner Freundin zusammen gewesen wäre, hätte sie gewusst, woran sie war, und wäre innerlich lockerer gewesen. Dann wäre die Vergangenheit für sie endgültig erledigt gewesen, und sie hätte sich vor Tom sicher gefühlt.
Aber er war immer noch frei und ledig.
Und immer noch der alte Casanova?
Elizabeth wappnete sich insgeheim. Falls er auch nur die geringste Absicht hatte, sich nach allem, was er ihr angetan hatte, erneut an sie heranzumachen - falls er irgendetwas tat, was darauf abzielte -, dann würde sie ihn in den nächsten Fluss stoßen und den Krokodilen überlassen.
Während sie die Marrakai Plains und den Adelaide River überquerten, machte Tom Elizabeth wiederholt auf ungewöhnliche landschaftliche Formationen aufmerksam. Da sie entschlossen war, sich ihm gegenüber gleichgültig zu geben, stellte sie ab und zu Fragen und ging gelegentlich sachlich auf die eine oder andere Erläuterung ein. Nach einer Weile seufzte Elizabeth jedoch ungewollt auf.
“Das Buschland entlang dieser Straße ist leider ziemlich eintönig”, erklärte Tom, der offenbar glaubte, sie langweile sich. “Die meisten ödet die lange Fahrt zum Kakadu ziemlich an.
Nachdem du den ganzen Vormittag über geflogen bist und den
Nachmittag im Wagen verbracht hast, wirst du heute Abend sicher frühzeitig ins Bett gehen wollen.”
Bett! Das Blut schoss Elizabeth in die Wangen. Sie war noch nicht so weit, mit Tom Scanlon eine Nacht in der Wildnis zu verbringen, mit ihrem Exverlobten im einsamen Busch zu zelten, mit ihm gemeinsam zu essen und am Lagerfeuer zu sitzen, möglichst auch noch fern jeder Zivilisation. Unwillkürlich schauderte Elizabeth. Aber blieb ihr eine andere Wahl? Sie hatte sich schließlich für diese Safari entschieden.
“Was hältst du von einem richtigen Bett?”
Elizabeth fuhr zusammen und sah Tom argwöhnisch an. “Wie meinst du das?”
“In Jabaru müssen wir heute noch zu den Rangern, um uns die erforderlichen Genehmigungen zu holen. Wollen wir dort für eine Nacht im Crocodile Hotel absteigen? Ich wäre dafür. Dabei könnten wir uns auch gleich ein gutes Abendessen gönnen. Ich würde sagen, du verdienst eine zivilisierte Übernachtung, ehe wir uns für zwei Wochen dem Leben in der Wildnis verschreiben.”
Elizabeth atmete tief ein. Die Versuchung war groß. Damit ließe das Unvermeidliche sich noch etwas aufschieben. Eine angenehme Nacht im eigenen Zimmer würde ihr helfen, sich auf die langen Nächte vorzubereiten, die sie mit ihrem Exverlobten unter den Sternen verbringen würde.
“Kommt aber nicht infrage, dass du für mich bezahlst”, erklärte Elizabeth mit Nachdruck.
“Eine Nacht im Crocodile Hotel mit Abendessen würde dich ein Vermögen kosten.” Tom hatte nie etwas davon gehalten, Geld zu verschleudern, sondern stets eisern gespart. Jedenfalls früher. “Wenn ich einverstanden bin, dort zu übernachten, bezahle ich selbst”, forderte Elizabeth. Glücklicherweise hatte sie Kreditkarten dabei.
“Lass uns erst mal feststellen, ob sie überhaupt noch ein freies Zimmer haben. Entschuldige
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