Expedition ins Paradies
ihr Ruf in der Kunstwelt würde leiden.
Rasch kehrte Elizabeth in die Küche zurück, um sich vor dem Flug mit einem Kaffee zu stärken.
Sobald Elizabeth die voll besetzte Maschine nach dem langen Flug gen Norden verlassen hatte, hüllte schwülheiße Tropenluft sie ein. Die einfache Umgebung und die Leute, die auf dem Flughafengelände mit Shorts und knappen Oberteilen herumschwirrten, ließen keinen Zweifel daran, dass sie in Darwin angekommen war. In dieser Stadt ging alles sehr viel langsamer, friedvoller und lockerer vor sich, und die Leute hier schienen das Leben mehr zu genießen.
Zumindest die meisten. Unbehaglich bereitete Elizabeth sich innerlich auf die Begegnung mit dem Fremden vor, der sie am Flughafen abholen und in den nächsten beiden Wochen ihr Reisebegleiter sein wollte - nicht in einer zivilisierten Stadt, sondern mutterseelenallein im Busch.
Elizabeth atmete tief durch und blickte sich suchend nach einem Mann um, der ein Schild mit ihrem Namen hielt. Nur zwei Leute schwenkten solche Tafeln: ein älterer Mann und eine junge Frau, doch auf keiner konnte Elizabeth ihren Namen entdecken. Im Übrigen trugen die beiden auch keine Kennzeichen der Wild-Goose-Chase Tours an den Hemden.
Verunsichert überlegte Elizabeth, ob sie noch weiter warten oder schon vorausgehen und ihr Gepäck holen sollte. Vielleicht traf sie den Mann ja in der Flughafenhalle. Wenn nicht, konnte sie immer noch das Reiseunternehmen anrufen …
Elizabeth machte plötzlich ganz große Augen, und ihr Herz begann wild zu pochen. Ein Mann kam auf sie zu. Ein großer, breitschultriger Typ in knielangen Khakishorts und dunklem Hemd, auf dessen Brusttasche ein Abzeichen prangte. An seinem Hut befand sich ein ähnliches Kennzeichen … in Form einer Wildgans, unter der der Aufdruck Wild-Goose-Chase Tours deutlich zu erkennen war.
Der Mann trug kein Schild mit ihrem Namen. Das brauchte er auc h nicht. Er wusste genau, wer sie war. So wie es für Elizabeth keinen Zweifel gab, wer er war.
Die Beine drohten unter ihr nachzugeben. “Tom Scanlon”, flüsterte sie fassungslos. Das Abzeichen auf seinem Hut … auf dem Hemd. Nein! Das durfte nicht wahr sein! Ein Albtraum!
Und bei diesem Albtraum musste ihr Vater die Hand im Spiel gehabt haben.
“Cannon” hatte Charlie ihn listig genannt. Scanlon … Cannon… einfach teuflisch!
“Elizabeth, wie war der Flug?” Tom kam ihr mit ausgestreckten Händen entgegen, als wollte er sie geradewegs umarmen und küssen …
Empört wich sie zurück, damit er sie nicht berühren sollte. “Was, zum Teufel, tust du hier oben, Tom Scanlon? Was für ein hinterhältiges Spiel treibst du diesmal?”
“Kein Spiel. Ich habe einen Notruf erhalten”, erwiderte er umgänglich. “Tut mir Leid zu hören, dass dein Vater plötzlich krank geworden ist und dich auf der Reise nicht begleiten konnte. Da hat er mich gebeten, dir zu Hilfe zu eilen.”
Elizabeth kniff die Augen zusammen. “Er wusste, dass du hier oben in Darwin arbeitest?” Sie war immer noch so durcheinander, dass sie nicht klar denken konnte.
“Ich hab’s ihm gestern kurz erzählt. Hat er dir gesagt, dass ich eins von deinen Bildern gekauft habe?”
Falls Tom glaubte, er könnte ihr mit der weichen Tour beikommen, befand er sich auf dem Holzweg. “Wenn du denkst, ich würde dich irgendwohin begleiten, Tom Scanlon …”
“Hör mal, du holst am besten erst mal dein Gepäck vom Laufband. Auf dem Weg dorthin können wir uns auseinander setzen. Darf ich dir etwas abnehmen?”
Elizabeth trug eine Umhängetasche und ihre Kamera über der Schulter. “Nein, danke.” Jetzt scharf nachdenken! Irgendwie musste sie es schaffen, Tom Scanlon loszuwerden.
“Wie du meinst.” Er besaß doch tatsächlich die Frechheit, ihren Arm zu nehmen. Wütend schüttelte Elizabeth Toms Hand ab.
“Ich fliege mit der nächsten Maschine zurück”, sagte Elizabeth aufgebracht. Und zu Hause würde sie sich ihren Vater vornehmen, ob er nun krank war oder nicht. Wie konnte er es wagen, ihr Tom Scanlon als Aufpasser auf den Hals zu schicken? Er war der letzte Mann auf der Welt, mit dem sie jemals auf Zeltsafari gehen würde! Oder sonst wohin!
“Nachdem dein Vater sich deinetwegen so viel Mühe gegeben hat?” Tom sah sie mit seinen tiefblauen Augen vorwurfsvoll an. “Charlie war ganz verzweifelt und sagte, er wisse sonst niemanden, an den er sich wenden könne. Da war es doch eigentlich ganz selbstverständlich, dass er mich angerufen hat - jemanden, den er
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