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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sich über den wulstigen Rand der Öffnung in der Kugel, Gela hielt ihm die Hände entgegen, und dann sprangen sie gemeinsam.
    »Bei drei rein!« rief Gela außer Atem, und sie zählte gleich im Rhythmus der Sprünge: »Eins, zwei, drei!«
    Das Wasser spritzte hoch auf. Aber offenbar war die Viskosität der Kugel doch zu arg strapaziert worden. Die beiden waren noch nicht aufgetaucht, als sie sich langsam in Bewegung setzte, den Stamm hinabglitt, auf dem Boden aufschlug und platzte. Gierig sogen die Röhren des Holzes das Wasser auf.
    Gela und Chris saßen nebeneinander. Sie lachten herzlich über das unverhoffte Ende des Bades, lachten und sahen sich an.
    Plötzlich wurde Chris ernst. Er sah Gela in die Augen. Sie lachte noch, blickte dann erstaunt, wurde ebenfalls ernst und löste ostentativ den Blick aus Chris’ Augen.
    Einige Herzschläge lang saßen sie stumm nebeneinander.
    Dann griff Chris nach ihrer Hand.
    Sie ließ sie ihm eine kleine Weile. Dann stand sie unvermittelt, beinahe abrupt auf, ging ein paar Schritte von ihm weg und blieb mit gesenktem Kopf stehen.
    »Gela«, sagte Chris leise, »ich hab dich lieb…«
    Sie drehte sich ihm zu. Jetzt schien ihr Blick wieder unscharf, ein wenig verschleiert. Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich… Schade, Chris – weißt du…« Sie gab ihrer Stimme Festigkeit: »Ich weiß nicht, ob ich noch zu so etwas fähig bin, Chris. Du hast Harold gekannt, ihr wart befreundet… Ich habe seine Aufgabe übernommen…« Gela sah in die Ferne. »Ich habe mich seitdem noch nicht wieder darauf besonnen, daß ich eine Frau bin. Ich hatte nicht das Bedürfnis, vielleicht habe ich es nie mehr.«
    »Aber Gela«, sagte Chris. Er fühlte sich nur ein ganz klein wenig enttäuscht. Ihm kam Gelas Verhalten auf einmal etwas melodramatisch vor, es paßte nach seiner Auffassung überhaupt nicht zu ihrer Mentalität, zu ihrer Vitalität, deren Spuren noch in ihrem Gesicht standen…
    Sie hat sich einfach verrannt in eine Idee, stellte Chris bei sich fest. Niemandem wird damit geholfen.
    Er war nun ebenfalls aufgestanden und hinter sie getreten.
    Dann nahm er sie mit sanfter Gewalt bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. Auf ihrem Gesicht standen noch Wasserperlen. Sie sah ihn von unten her mit großen Augen an.
    »Dafür bist du zu jung«, sagte Chris. Er spürte einen leichten Widerstand in ihren Schultern. »Noch eines mußt du mir sagen«, bat er. »Findest du mich abscheulich oder – na ja.« Er wurde verlegen, senkte den Blick.
    Auf einmal lächelte Gela. »Du, du bist ein Dümmling«, sagte sie mit Nachdruck und strich einen Augenblick und so sanft wie ein Atemhauch mit der Hand über seinen Arm. Dann entwand sie sich schlangenhaft seinem Griff und sagte im veränderten Tonfall: »Es wird kühl, und Zeit wird es auch. Komm!«
    Sie lief zu ihrer Kleidung und zog sich behend an.
    Nachdenklich, aber nicht unfroh tat es ihr Chris gleich. Dann schulterten sie die Gewehre und schlugen den direkten Weg, quer über das Plateau, zum Hubschrauber ein.
    Chris schritt hinter Gela. Habe ich mich dumm benommen?
    fragte er sich. Egal. Sie weiß es jetzt. Und sie? Er dachte an die winzige Berührung, empfand sie nach, und eine Art Hochgefühl breitete sich in ihm aus.
    Sie meldeten sich bei Carol zurück und stiegen den glatten Hang hinab.
    Gela sagte: »Ich mache noch den Rapport« und schwang sich den Tritt zum Hubschrauber hinauf. Chris reichte ihr helfend die Hand. Oben verhielt sie einen Augenblick, sah zu ihm hinunter, er verspürte einen leichten Druck ihrer Finger, dann löste sie ihre Hand aus der seinen und sagte leise: »Es wird keinen Sinn haben, Chris…«
    Er nickte ihr zuversichtlich zu und ging. Es war ihm doch ein wenig schwer geworden. Aber ein ganz klein wenig Hoffnung hatte er geschöpft. Chris hatte plötzlich das Bedürfnis, allein zu sein.
    Carol blickte erstaunt hoch, als er neben ihr auftauchte, das Gewehr in der Hand und den Mantel unter dem Arm, fertig zur Wache.
    »Ich habe noch über eine Stunde«, sagte Carol.
    »Na, wenn schon«, entgegnete er. »Schläfst eben eine Stunde länger. Wird dir gut tun nach dem Tag heute – oder?« fragte er ein wenig anzüglich. »Außerdem ist mir eine ausgeschlafene Ärztin lieber – wenn ich daran denke, daß du mir vielleicht mit zittriger Hand den Blinddarm herausholst…«
    Carol lachte. »Von dir weiß ich, daß sie dir den Fortsatz prophylaktisch entfernt haben, bist also auf meine Künste nicht angewiesen. Aber

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