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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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trotzdem, ist nett von dir, Chris. Gute Nacht.«
    Chris kletterte auf einen der organischen Brocken, von dem aus er einen guten Rundblick hatte, wählte eine Vertiefung als Sitz, nahm das Gewehr über die Knie und richtete sich auf drei Stunden Wache ein.
    Er blickte Carol hinterher, die langsam den Hang hinabstieg.
    Am Hubschrauber herrschte bereits Dämmerung. Aus den Kabinenfenstern drang Licht. Gela gibt den Rapport durch, dachte Chris. Wie wird Tocs das mit Ennil auffassen? Aber was will er schon machen? Die Memloss ist tückisch, bedeutet Gefahr für alle…
    Mit den Gedanken an Gela kam die Erinnerung an den Nachmittag. Daß sie mich verstanden hat, ist die Hauptsache.
    Aber warum hat sie gesagt, es hätte keinen Sinn? Dann erinnerte sich Chris des Vormittags, als sie mit der »Ozean II« zu Hause aufbrachen. Er spürte wieder den Händedruck des Vaters, der stolz sagte: »Mach’s gut, Junge!« Mutter und Schwester weinten… Ja, Vater ist stolz, auf mich. Sein Junge – wohl eines der wenigen Bilder, die ihm die Memloss nicht genommen hat… Er wird seine Handgriffe am Institut versehen und immer eine Gelegenheit finden, über seinen Sohn zu sprechen…
    Und Gelas Eltern? Ihr Vater – gerührt, eher bereit, sie zurückzuhalten, als mit Stolzgefühl zu verabschieden. Die Mutter schien die ganze Nacht geweint zu haben. Heute stellt sich die Frage, ob es nur der Abschiedsschmerz der beiden Alten war, nur die elterliche Bangigkeit im Zusammenhang mit einer nicht ungefährlichen Mission des Kindes? Man konnte nun eher der Meinung sein, daß sicher Gelas Haltung nach dem Unglück mit Harold, ihr Vorhaben, dessen Nachfolgerin zu sein, ihre Unnahbarkeit und Zurückgezogenheit, die Eltern mit nicht geringerer Besorgnis erfüllte.
    Gela hatte sich damals in der Tat sehr verändert. Er dachte an das Pärchen, Ziel gutmütigen Spotts der Freunde. Der ernste Harold, drittes Jahr, und die kleine, quicklebendige Gela aus dem ersten. Mir hat sie damals schon gefallen. Wie sie im Jugendclub auftrat. Sie wußte, was sie wollte!
    Heute nachmittag war sie so, wie ich sie kenne, dachte Chris, und er lächelte, als er sich an das Gehopse auf der Kugel erinnerte. Sie wird wieder so sein! – Ich lasse nicht locker, nahm Chris sich vor. Aber ich gebe ihr Zeit…
    Chris lehnte sich nach hinten. Es war jetzt ringsum dämmrig.
    Nur in schwindelnder Höhe wankten die Zweige im Wind vor einem hellen Himmel.
    Was für eine Welt! Und was wird morgen? Wir sind einen Tag unterwegs, und wir hatten mehrere lebensbedrohende Begegnungen. Gela hat recht…
    Vielleicht nehmen die Gefährten an, ich bin mir meiner Sache sicher. Vielleicht hätte ich die Wahl nicht annehmen sollen. Charles ist dem aber nun wirklich nicht mehr gewachsen.
    Er schien erleichtert, die Verringerung der Verantwortung gibt seinem kranken Hirn Erholung, eine Frist – vielleicht Heilung?
    Bin ich meiner Aufgabe gewachsen? Chris gestand sich ein, daß er in seinem Leben niemals unsicherer war als gerade jetzt.
    Was hatte Tocs gesagt? Einen Stützpunkt finden, möglichst in ihrer Nähe. Aber wo sind sie, diese Unbegreiflichen? War es wirklich einer von ihnen, der heute nachmittag über den Stubben stieg? Dann könnten sie in der Nähe sein. Wie sonst sollte hier einer allein in der unwirtlichen Gegend herumlaufen. Ist für ihn die Gegend unwirtlich? Nichts als Fragen…
    »Chris, Chris!« Es war ohne Zweifel Charles Ennil, der rief.
    Die Art des Rufens deutete jedoch auf keinerlei Gefahr hin.
    »Ja«, antwortete Chris, stand auf und ließ sich von dem Brocken herabgleiten.
    »Ach, da bist du!« Charles Ennil keuchte. Er war offenbar den Hang hinaufgerannt. Jetzt war er ganz nah, und Chris sah trotz der spärlichen Beleuchtung in seinem Gesicht so etwas wie Entdeckerfreude.
    »Schau mal«, sagte Charles. Er hatte ein Gerät an einem Riemen über den Schultern hängen und deutete auf einen Instrumentenzeiger, der unstet auf der Skala hin- und hersprang.
    »Was ist das?« fragte Chris.
    »Na, was denkst du?« fragte Charles zurück, im Ton einer Ratemal-Frage von Kindern. Er fuhr jedoch sofort sachlich fort: »Der uns umgebende Geräuschpegel!«
    Chris überlegte einen Augenblick. »Danach ist ein ziemlicher Lärm um uns?«
    »Ja – und ich glaube, es sind Tierstimmen. Unten am Wandler kann ich das hörbar machen.«
    »Diese Flieger heute haben wir unmittelbar gehört!«
    »Schon, aber bei weitem nicht alles. Nur die oberen Frequenzen.«
    Plötzlich hatte Chris einen Einfall.

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