Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Roten erfreulicherweise in seinem Flug gehemmt hatte.
    Gela wurde es beinahe zur Gewißheit, daß es eine ähnliche Erscheinung war wie unlängst, freilich aus einer anderen Perspektive.
    Ein Himmelssohn! – Derselbe?
    »Und wir hätten, das heißt, der Rote hätte – an seiner Jacke gesessen?« spann Karl Nilpach den Faden weiter. Unschwer herauszuhören, schwang Unglaube in seinen Worten mit. »Die eigenartige Struktur der Fläche würde damit allerdings erklärt sein.«
    »Und die Fortbewegung ebenfalls!« bekräftigte Gela. »Wir werden hören, was die anderen, Chris, Charles und Carol, dazu zu sagen haben. Sie müssen die Erscheinung ja schließlich auch gesehen haben«, beendete Karl den Disput.
    Sie waren beinahe überrascht, als sie schließlich am Fuße des Stubbens standen.
    Und da ergab sich ein Problem: Wie auf die Plattform kommen? Die allmählich ansteigende, dann jedoch steil aufragende Wand war zwar rauh und von Spalten und Vorsprüngen übersät, aber verlangte sicher hervorragende alpinistische Kenntnisse, vor allem aber höchste Anstrengungen.
    »Ein Königreich für einen Roten«, rief Karl Nilpach. »… und eine Wolke«, ergänzte Gela und wies auf die hellstrahlende Sonne, die den Kulminationspunkt erreicht hatte.
    Sie gingen eine Weile am Fuß des Stubbens entlang. »Dort«, rief Karl, »der tut es auch.« Ein langer Stamm lag zum Stubben hingeneigt. Es wird zwar immer noch ein schönes Stück Arbeit, aber es wird gehen.
    Der Stamm hatte Längsfurchen, so daß sie seitlich nicht abgleiten konnten. Trotzdem bestand Karl hartnäckig darauf, daß sie sich anseilten.
    Nach zwei Stunden stetigen Bergaufschreitens hatten sie das Plateau erreicht. Gela stieg auf dem Halm noch einige Fuß höher in die Sonnenkorona hinein. Sie legte die Hand über die Augen und spähte über das Plateau. Langsam drehte sie den Kopf. Plötzlich schrie sie: »Ich sehe sie, dort!« Sie zeigte mit langausgestrecktem Arm in die Richtung und wäre beinahe abgestürzt. »Ein großer Hubschrauber ist dort, von der ›Ozean II‹.« Behend sprang sie auf den Stubben und rannte mit Karl Nilpach in die angegebene Richtung.
    Bald wurde ihr Ungestüm jedoch gedämpft: Die überdimensionalen Stufen, rauf und runter, forderten Kondition, die nicht mehr vorhanden war.
    Endlich hatten sie den Rand der Mulde erreicht, auf deren Sohle ihr kleines Lager stand.
    Sie standen oben, riefen und winkten.

Siebentes Kapitel
    Kräftiger hätte eine plötzliche Detonation in unmittelbarer Nähe nicht wirken können: Zehn Menschen standen unten in der Mulde am provisorischen Lager. Was sie gerade in den Händen hielten, schlagartig ließen sie es fallen, stehen und liegen, riefen sich freudig Worte zu und liefen den Hang hinauf. Jeder wollte Gela und Karl die Hände schütteln, sie umarmen.
    Dann wurden die beiden im Triumphzug nach unten geleitet und mußten erzählen.
    Später, als sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte, sie wieder der Arbeit nachgingen, stand Chris bei Gela. »Ich freue mich, Gela«, sagte er und drückte flüchtig ihre linke Hand.
    »War es schlimm?«
    Gela blickte an ihm vorbei. »Das schlimmste war, euch eventuell nicht wiederzusehn, Chris. Wahrscheinlich könnte man hier überleben, sich dieser schrecklichen Umwelt anpassen, aber so allein müßte man verzweifeln…«
    »Du sagst, man könnte überleben?« fragte Chris leise, zögernd. »Hast du Hoffnung geschöpft, daß…«
    »Nein!« unterbrach ihn Gela hart, beinahe heftig. »Harold und seine Gefährten sind tot!«
    Aus der Art, wie sie es sagte, glaubte Chris zu erkennen, daß sich Gela gedanklich die Version des Überlebens von Angehörigen der Mannschaft der »Ozean I« intensiv selbst vorgestellt hatte, daß sie sich aber nun aus irgendwelchen Gründen entschieden hatte. Chris hoffte nicht, daß es etwa seinetwegen so gekommen war. Ist sie aber überzeugt? fragte er sich. Und inwieweit ist ihre Entscheidung ernst zu nehmen?
    Die »Ozean I« verstummte mit einem Schlag, hatte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich keine Exkursion außenbords. Alles deutete auf eine plötzlich eingetretene Katastrophe hin.
    Chris nahm sich erneut vor, nicht in Gela zu dringen, sie mit sich selbst ins reine kommen zu lassen.
    Sie standen eine Weile schweigend nebeneinander. Dann sagte Chris: »Wir werden morgen die von euch gesichteten Gebilde erkunden.«
    »Du glaubst auch, daß es ihre Wohnstätten sind«, sagte Gela, und Chris empfand, daß sie sehr schnell und froh auf dieses

Weitere Kostenlose Bücher