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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Englisch sprächen. Schlagartig hatte Gwens Spott den Allbesuch zu Fall gebracht. Und noch etwas anderes: Zu oft und zu schnell wurde in der Vergangenheit Unklärbares außerirdischen Wesen in die Schuhe geschoben. Danach sah es nachgerade so aus, als hätte es in prähistorischen Zeiten nur so von ihnen gewimmelt auf der Erde. Es erhob sich nur zu allen Zeiten die Frage: Wo sollten sie abgeblieben sein?
    An dieser Stelle gab sich Hal selbst ein Stoppzeichen. Er spürte, daß er sich bereits wieder Djamilas Darlegungen näherte. Wie, wenn von damals welche übriggeblieben wären, degeneriert? Mythen und Märchen strotzen von Zwergen und Gnomen – Stadien dieser Degeneration? Übriggeblieben, unbemerkt? Unsinn! In Hal keimte eine viel bessere, faszinierende Idee, eine, die er zunächst für sich behalten wollte. Sie war phantastisch, faszinierend und ungeheuerlich zugleich, sehr geeignet, sich damit lächerlich zu machen. Aber sie war gut, sie saß! Und, dafür kannte sich Hal zu genau, sie würde bleiben, bis er sie selbst oder bis andere sie widerlegt hatten.
    Er dachte nach: Wie hatte Gwen mich bespöttelt? Knorpel in der Erbmasse…
    Als Djamila einmal Luft holen mußte, fragte Hal Gwen:
    »Wann habt ihr eure Zusammenkunft?«
    »In drei Tagen. Warum? Ich reise aber morgen schon ab!«
    »Bitte hinterlaß mir deinen Anschluß«, bat Hal.
    »Gut.« Und Gwen konzentrierte sich bereits wieder – Hal nahm an aus lauter Höflichkeit – auf den Disput mit Djamila.
    Sie bezogen sogar Professor Fontaine mit ein, der sich aber nach zehn Minuten mit einem Achselzucken wieder ausblendete.
    Schließlich waren Gwen und Djamila auch soweit, daß sie einsahen, oder besser, daß Djamila es einsah, eine schlüssige Aussage doch nicht treffen zu können.
    Als sie Hal fragten, sagte dieser zerstreut, daß er sich der Meinung Professor Fontaines anschlösse, die Ergebnisse der Untersuchung des im Stützpunkt vermuteten Materials abzuwarten.
    Als sie das Licht löschten, sagte Hal zu Djamila: »Ich komme morgen etwas später. Ich muß wegen der Katalysatoren«, log er, »trotz der Freistellung – Termin ist Termin –, nach Chemiestadt.«
    »Schlaf gut«, sagte sie nur und gähnte.
    Der nächste Tag sah Hal sehr früh auf den Beinen. Er fuhr zum Ferngleiterverleih. Als sie dort hörten, daß er einige tausend Kilometer weit fliegen wollte, bekamen sie Bedenken, zumal Hal versäumt hatte, seine Flugerlaubnis rechtzeitig verlängern zu lassen. Zum Glück war Gwen noch zu erreichen.
    Er zeigte seinen Sonderausweis, und dann ging es.
    Gwen tat zwar erstaunt, fragte aber nicht nach Gründen für Hals ungewöhnliche Reise, sondern nach Djamila.
    »Du kennst sie doch«, sagte Hal achselzuckend. »Wenn sich meine Reise als Luftnummer erweist, ist sie ganz obenauf. Ich möchte ein wenig sichergehen. Du hörst von mir!« setzte er noch geheimnisvoll hinzu, bevor er die Verbindung unterbrach.
    Hal wartete ungeduldig auf die Zuweisung des Luftkorridors, in dem er sich zu bewegen hatte, und dann brauste er los.
    Diesmal hatte er keinen Sinn für die Schönheit der unter ihm hinweggleitenden Landschaft. Außerdem mußte er ziemlich tief fliegen, so daß ihm beizeiten schwindlig wurde. Nach zweieinhalb Stunden landete er. Persönlicher Rekord, stellte er befriedigt fest.
    Das Häuschen war frisch gestrichen.
    »Junge«, empfing ihn die Mutter, »was hat dich plötzlich hierher verschlagen? Warum hast du nicht angerufen? Ich habe gar nichts vorbereitet!« Und sie umarmte ihn.
    Sie hatte das pfiffige Lächeln aufgesetzt, das er an ihr schon als Kind so gemocht hatte; denn damit war das Gewitter meist verraucht.
    Jedesmal, wenn er Mutter sah, nahm er sich vor, mehr für sie dazusein. Jedesmal dachte er daran, wie er bei ihr aufwuchs, wie sie für ihn da war. An Vater konnte er sich nicht erinnern.
    Er lag auf dem Mars, eingeschlossen in einem Raumschiff, eingetaucht in ein grundloses Sandmeer…
    Und ich war gewiß kein bequemes Kind!
    Später, als Mutter mit einem anderen Mann lebte, hatten sich die Beziehungen grundlos ein wenig abgekühlt. Es war die Zeit, zu der Hal flügge wurde, wo der Drang nach Selbständigkeit Bindungen an Hergebrachtes überlagerte.
    Später, als die Kinder da waren, wurde das Verhältnis wieder enger. Aber von einem Zusammenwohnen wollte Mutter nichts wissen. Und fast konnte das Hal jetzt verstehen, als er sie so freudig vor ihrem Häuschen sah.
    Er war einen Augenblick gerührt, dann sagte er ihr, daß er gleich wieder

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