Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit
Geschichtsschreibern der Wikinger in allen Einzelheiten niedergeschrieben, waren einer der Zankäpfel. Niemand konnte bestreiten, daß die norwegischen Wikinger zuerst Island und später das ganze südwestliche Küstengebiet Grönlands besiedelt hatten, wo sie fünfhundert Jahre ununterbrochen hausten, ehe Kolumbus die Segel aufzog, und wo sie Ruinen von zahlreichen Höfen, Grabstätten, sechzehn Kirchen, zwei Klöstern und einem Bischofssitz hinterließen, der über reguläre Schiffsverbindungen nach Norwegen mit dem Heiligen Stuhl in Verbindung stand. Die Kolonien entrichteten Steuern an den norwegischen König.
Von Norwegen über den Nordatlantik nach der Wikingerkolonie auf Grönland war es ebenso weit wie von Afrika über den Südatlantik nach Brasilien. Von Grönland nach der amerikanischen Festlandküste war es im Vergleich dazu nur noch ein Katzensprung. Aber eben dieses kleine Stück war nicht überquert worden, sagten die Isolationisten.
Es war überquert worden, stand in den alten Wikingersagas geschrieben. Bjarne Herjolfsson ist als erster verzeichnet, der ganz hinübergekommen war, weil sich sein Schiff im Nebel verirrte. Aber anstatt die langen unbekannten Küsten zu betreten, die er entdeckte, kehrte er um und fuhr nach Grönland zurück. Sein Schiff wurde von Leiv Eiriksson gekauft - einem Sohn Eirik des Roten, des Entdeckers Grönlands -, der um das Jahr 1002 mit fünfunddreißig Männern von der grönländischen Kolonie nach Südwesten segelte. Leiv und seine Männer betraten als erste die neue Küste. Sie tauften sie Vinland und bauten dort ein Haus und überwinterten, ehe sie nach Grönland zurückkehrten. Sein Bruder Thorvald Eiriksson segelte im nächsten Jahr hinüber und ließ sich mit seinen Männern in Leivs verlassenem Haus nieder. Als er zwei Jahre später auf Entdeckungsfahrt an den bewaldeten Küsten entlangsegelte, wurde er im Kampf mit der Urbevölkerung des Landes von einem Pfeil getötet, und seine dreißig Männer begruben ihn in Vinland und segelten nach Grönland zurück. Als nächste segelten Torfinn Karlsevne und seine Frau Gudrid mit zwei Schiffen und einer großen Anzahl Leute hinüber. Freydis, die Tochter Eirik des Roten, begleitete sie, und die Auswanderer brachten nun Vieh mit, um Vinland zu besiedeln. In ihrem neugegründeten Heim in Vinland gebar Gudrid ihren Sohn Snorre. Aber immer häufigere Überfälle von zahlreichen Indianern, Skrälingen , machten das Dasein in dem neuen Land unmöglich, und so verließen die Kolonisten nach blutigen Gemetzeln schließlich ihre Höfe und kehrten nach Grönland und Europa zurück. Die handgeschriebenen Sagas sind mit nüchternen Einzelheiten gespickt. Küsten und Reiserouten sind detailliert beschrieben. Es gab keinen Zweifel. Die Wikinger hatten tatsächlich Vinland entdeckt und versucht, das neue Land in den ersten 10-15 Jahren nach dem Jahr 1000 zu besiedeln.
Aber wo lag Vinland? Erst müßt ihr beweisen, daß Amerika auch Vinland ist, hatten die Isolationisten viele Jahre lang gesagt. Und jetzt kam die Sensation. Der Kongreß erhielt den Beweis.
Bei Lanse aux Meadows an der Nordspitze von Neufundland waren die Wikinger an Land gegangen und hatten um das Jahr 1000 kurzfristig eine Besiedlung versucht. Unter dem Torf waren die Grundmauern von einem Haufen Wohnplätzen im typischen Wikingerstil gut erhalten. Das Alter wurde bestimmt und durch die Radiokarbonanalyse von Holzkohleresten zehnfach kontrolliert. Die Häuser waren eben zu jener Zeit bewohnt, welche die Sagas angeben. Die Indianer kannten kein Eisen. Und hier fanden sich Reste von eisernen Türnägeln und Sumpfeisenstein einer primitiven Sdimiede. Die Indianer im Norden konnten nicht weben. Und hier lag ein typisch altnordischer Spinnwirtel aus Seifenstein unterm Torf.
Die Entdeckung war von dem bekannten norwegischen Grönlandexperten und Geschichtsforscher Helge Ingstad gemadir. worden, der sich durch die alten isländischen Aufzeichnungen gearbeitet hatte. Die Ausgrabungen leitete seine Frau, die Archäologin Anne Stine Ingstad, unter Mithilfe von führenden amerikanischen Archäologen. Dies waren mich-cerae Fakten. Niemand konnte protestieren. Niemand versuchte, länger Einwände zu machen. Die Wikinger waren in Neufundland gewesen. Sie hatten Amerika erreicht, indem sie den Atlantik vor allen anderen überquerten. Aber, sagten die Isolationisten, sie waren gekommen und wieder weggefahren, ohne andere Spuren als einige grasbewachsene Erdwälle zu hinterlassen,
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