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Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit

Titel: Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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in diversen Zungen. Im Innern gleichen sich die Menschen aller Erdteile. Eine Zahnbürste, die dicht vor die Nase gehalten wird, ist größer als eine entfernte Kanone. Es ist leicht, den Unterschied zwischen Mann und Mann festzustellen, aber noch leichter ist es, die Gemeinsamkeiten der Menschen zu entdecken. Aber ob wir versuchten, einander zu verstehen oder nicht, so saßen wir doch auf unserer Papyrusarche dicht genug zusammengedrängt, um uns wie Scheiben eines Laibes zu betrachten. Wir freuten und ärgerten uns über dieselben Sachen, wir halfen einander, wo wir nur konnten - Hilfe war auch Selbsthilfe. Der eine steuerte, damit der andere schlafen konnte; kochte, damit der andere essen konnte; nähte Segel und zog an Reeps, damit alle schnell genug vorwärts kamen. Es galt, einander in Topform zu halten, damit wir in der Lage waren, die schweren Anstrengungen gemeinsam zu unternehmen, wenn es vonnöten war, um der Drohung von außen zu widerstehen.
    Tage und Nächte vergingen. Wochen vergingen. Ein Monat verging.
    »Es wird langsam langweilig«, klagte Carlo munter und nahm die Angelrute. »Nichts zu reparieren wie auf der Ra I , kein zerbrochenes Holz, keine Taue zu spleißen.«
    Abbildung 58a: DIE RA II, gebaut von Indianern, die am Titicacasee wohnen, war perfekt konstruiert und bezwang den Atlantik, ohne daß ein einziger Papyrusstengel losriß oder brach.
    Abbildung 58b: MADANI AIT OUHANNI aus Marokko entnimmt Proben von Ölklumpen, die über dem ganzen Atlantik schwammen.
    Abbildung 58c: KEI OHARA aus Japan machte die meisten Filmaufnahmen der RA-II- Expedition.
    Abbildung 59: DIE RA II war drei Meter kürzer als die RA I , und ihre Besatzung bestand aus acht Mann anstelle von sieben.
    Abbildung 60: 57 TAGE kreuzte die RA II von Safî in Marokko nach Barbados in Westindien über den Atlantik.

    Er setzte sich auf den Bug, die Beine außenbords, und hakte einen kleinen fliegenden Fisch als Köder fest. Sie segelten zahlreich an Bord. Pam-pano schwammen zwischen den Lotsenfischen unter uns, sie waren brauchbar und bissen fast auf Wunsch an. Aber die begehrte Makrele, die Goldmakrele, die sicherste Beute der Floßfahrer, war diesmal ein seltener Gast, und der Thunfisch tanzte nur in sicherer Entfernung lustig umher, ohne sich von der Angel locken zu lassen. Eines Tages schwamm Georges durch einen endlosen Schwärm von Silberzigarren: Bonitos. Bei Afrika begrüßten uns lebhafte große Walfische, vielleicht war es die Familie vom vorigen Jahr. Ein flacher Rochen, so groß wie die Brücke der Ra , schnellte in einem riesigen Sprung über die Wellen und ließ sich wie ein flacher Eierkuchen mit einem mächtigen Knall hinunterfallen. Emsige, geschmeidige Delphine rollten wie beim letzten Mal kreuz und quer an uns vorbei, und ein fetter, fauler Aal, so lang wie ein Mensch und so dick wie ein Oberschenkel, wand sich gemächlich im Kielwasser davon. Eines Nachmittags kam auch ein rosaroter Kerl von einem Tintenfisch unter der Ra hervor und hangelte sich an den Papyrusbündeln zum Steuerruder, ehe er losließ und seine zwölf Fangarme über dem Kopf ausstreckte, um sich mit seinem eingebauten Düsentriebwerk in die Tiefe zu schießen.
    Im Weltmeer herrschte noch ein wenig Leben, aber es gab weit mehr Ölklumpen als Fische. Während des ersten Monats hatte Madani im ganzen nur an drei Tagen keine dieser treibenden schwarzen Klumpen erblickt, aber dann war die See für eine richtige Untersuchung zu aufgewühlt. Am 16. Juni, einen Monat nach dem Start, war das Meer so verseucht, daß man sich nicht gerne darin wusch. Große und kleine Klumpen, von Kartoffelgröße bis zu Erbsen- oder Reiskorngröße, dicht gedrängt. Schlimmer war es nach unserer Feststellung diesmal nur noch in der Strömung zwischen Marokko und den Kanarischen Inseln, aber dort hatte Windstille geherrscht, und alles Schwimmende war leicht zu sehen. Am 21. Mai hatte ich in das Logbuch eingetragen: »Die Verunreinigung ist schockierend. Madani fischt dunkle, pflaumengroße Klumpen aus dem Meer, die mit kleinen Entenmuscheln bewachsen sind. Auf einigen leben kleine Krabben und vielbeinige Schalentiere. Am späten Nachmittag war die stille Meeresoberfläche von riesigen Mengen brauner und schwarzer
    Asphaltklumpen bedeckt, die in einer Art Seifenschaum schwammen, und hier und da glänzte die Oberfläche in allen Farben, als sei sie mit Benzin übergossen worden.«
    In demselben Gebiet schwammen ganz wenige von den strumpfähnlichen Quallen, wie

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