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Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit

Titel: Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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unwegsamen Gegend ein Durchlaß zeigte; auf Umwegen, aber ständig auf die Berge zu.
    »Wo ist der See?« fragten wir einer nach dem anderen.
    »Da hinten«, antwortete Caitano und deutete, ohne die Hand zu heben, mit der Nase vorwärts. Und wir gingen und gingen. Allmählich lag hinter uns, zum Meer hin, eine unendliche Ebene. Die Berge rückten näher. Bald standen wir an ihrem Fuß. Die Sonne brannte genau auf unsere Schädel, und wir waren ohne Wasser und Proviant. »Wo ist der See? Ich habe Durst«, murmelte German. »Da hinten«, wiederholte Caitano und deutete mit der Nase nach oben. Wir begannen, das Felsgeröll, das in einer Schlucht des roten Berges herunterlief, emporzuklimmen. Bisher hatten wir nur Eidechsen und Hasen gesehen, aber hier flohen Bergschafe und Hirsche die umliegenden Bergwände hinauf. Sie zeigten alles andere als Lust, uns willkommen zu heißen wie ihr Verwandter an der Küste. An einigen Stellen entdeckte ich Topf Scherben, die von Indianern stammten. Hier mußten einmal Indianer mit ihrer Wasserlast vom See gestrauchelt sein. Immer höher. Unglaublich, daß hier oben in den schroffen, trockenen Bergen, wo jetzt nur noch Kakteen wuchsen, ein See sein sollte.
    Da blieb Caitano stehen, und diesmal zeigte er mit der ganzen Hand. Wir standen auf großen abgestürzten Felsblöcken und konnten auf eine steingefüllte Schlucht sehen. Hoch oben in den Abhängen auf der anderen Seite war der nackte rote Berg in eine Nebenschlucht gespalten, die von einem kleinen kesseiförmigen Plateau kam, und dort oben schien die Sonne auf einen saftigen grünen Fleck, in seinem hellen Frühlingsgrün üppiger und saftiger als die Farbe eines Kaktus oder einer anderen Wüstenpflanze. Das Schilf!
    Erschöpft und mit trockenen Kehlen eilten wir bergauf, das Tiefland mit der Ebene und dem Meer lag schon weit unter uns in der Ferne. Wir freuten uns nur noch darauf, uns in den Bergsee zu stürzen und das Wasser in uns hineinzuschütten. Ich bemerkte einige Felsüberhänge, die halb gemauert waren; hier waren Menschen am Werk gewesen. Wohlbehalten beim üppigen Grün angelangt, ergriff Caitano das Messer und schlug sich einen Weg hinein, bis sein brauner Rücken mit dem schwarzen Zopf in dem Schilf verschwunden war, das unsere Köpfe hoch überragte. Ich beeilte mich, nachzukommen.
    »Wo ist der See?« fragte ich, als ich Caitano im Grün wieder einholte. Wir konnten nicht einmal einen Arm weit sehen. Er starrte auf den Boden zu seinen Füßen und zeigte mit der Nase direkt nach unten. Schwarzer, feuchter Humus. Wir anderen drängten und wollten weiter zum See. Caitano kroch zögernd voran in einen dunklen Tunnel, den Tiere auf dem Weg zur Tränke getreten hatten. Der Tunnel endete in einem zugewachsenen Hohlraum, der so groß war, daß wir fast alle darin Platz fanden, wenn wir uns bückten. Hier sickerte ganz deutlich eine Quelle, Moosbewachsene Steine fühlten sich wie kalte Schwämme an, und zwischen ihnen war eine kleine, seichte Vertiefung, waschschüsselgroß, aber ganz mit grüner Spirogyra bedeckt. Ich wollte gerade den Hosenboden hineinstecken, um mich abzukühlen, als ich Verdacht schöpfte und innehielt, ohne das Wasser berührt zu haben. »Wo ist der See?« fragte ich.
    »Dort«, antwortete Caitano und zeigte auf die Stelle, wo ich mich setzen wollte.
    Keiner äußerte etwas. Vorsichtig fischten wir das schwimmende Grün heraus und filterten durch geschlossene Finger so viel Wasser, daß sich alle wenigstens die Kehle anfeuchten konnten. Dann schmierten wir den restlichen Bodensatz über die brennende Haut und preßten die Füße in den Schlamm, um die letzten Tropfen Feuchtigkeit auszunutzen.
    Trotz allem war es in der Schattenhöhle unglaublich frisch und angenehm, plötzlich war das Leben grenzenlos schön. Die größten Kontraste bringen die größten Freuden, etwas Schlamm und Schatten nach der Wüsten Wanderung schenkten größeres Wohlbehagen als ein Sektfrühstück nach einer Straßenbahnfahrt. Die Indianer blinzelten zur Sonnenscheibe, die kaum durch die dichtgewachsenen Schilfkronen über uns herein schimmerte. Sie dachten an den weiten Rüdsweg, und zwei von ihnen krochen mit ihren großen Messern hinaus und begannen die längsten Stengel an der Wurzel abzuschneiden, während wir einen Augenblick hingestreckt dösten und faulenzten.
    Hier konnte man etwas lernen. Wie die meisten Forscher hatte ich vorausgesetzt, daß die Seris-Indianer natürlich Schilfboote gebaut hatten. Ich hatte es

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