Export A
missbilligend die grünlich leuchtende Haut unter mir, neben mir, auf mir. Es geht schon gegen Morgen. Bald muss ich ihn hinausschaffen, ihn möglichst heimlich an Bernie vorbeischleusen, denke ich. Das Tigerauge an meiner Kette kriecht derweil über Brust und Bauch, begleitet meine Wege über den störenden Körper, der sich nicht wegwünschen lässt. Mein Blick fällt auf den Wecker neben dem Schaumgummi. Nervös stelle ich das Gestreichel ein, wende den Kopf ab und verschränke ein grün leuchtendes Armpaar vor der Brust. Wer ist noch im Haus? Wie viele Tausend Ohren kleben an diesen Wänden? Ich liege teilnahmslos auf gestrickter, kratziger Wolle, als ein fiebrig-fordernder Fragenregen auf mich niederprasselt. Ich antworte der gierig quengelnden Stimme mit nein. Nein, ich habe keine Kondome, und no, I’m not on the pill, und nein, ich hab noch nie, und nein, ich will nicht.
Der Körper unter dem dunkelhaarigen Schopf wird plötzlich schwer, massig und hart, verwandelt sich in ein verzweifeltes, bittendes, wütendes Drängen. Raue Hände drücken meine Schenkel auseinander. Unnachgiebiges Anklopfen zwischen meinen Beinen. Ausweichend schiebe ich die Hüfte nach links, dann nach rechts. Dem Klopfen kann ich nicht entkommen. Über meinem Kopf leuchtet der eisige Fensterspalt, giftig grünlich unten, dämmrig gräulich oben.
Das Atmen fällt mir schwer. Schlagartig bin ich trocken, ausgenüchtert, hellwach. Eingezwängt zwischen Schaumgummi und diesem abstoßenden Körper schreie ich Nein. Einmal, zweimal. Beim dritten Mal begreife ich die Vergeblichkeit, spüre, wie etwas vorstößt, sich in mich fingert. Mit ruckenden Bewegungen dringt es weiter ins Verborgene vor, rutscht und drückt und steckt seinen Kopf wieder und wieder in etwas, was einst samten und violett, geheimnisvoll und geheiligt, unberührt und ungesehen war. Als ich versuche, mich aufzurichten, fährt mir eine Hand ins Haar, dreht sich, macht eine Schlinge aus Strähnen und reißt mich nieder. Der Schaumgummi rutscht Richtung Wand. Mein Schädel macht dumpfe Geräusche. Ich verdrehe den Hals, versuche, die andrängenden Stöße zu verhindern. Meine Hüften werden taub. Über mir schwebt triefend nass eine verzerrte Fratze. Überall Salz, Körper, Glitschen und Gleiten. Ich sehe meine ohnmächtigen, wächsernen Schenkel. Überwältigt, gespreizt und untüchtig gemacht beschreiben sie einen Winkel, der Flucht unmöglich macht. Kyles Tiergrimasse klebt in meinem Augenwinkel. Er ist seine eigene Marionette, gesteuert, bewegt und gerüttelt von dem Strang, der roten Schwellung, die mich aushöhlen, die mich stopfen will. Ich liege still, mir selbst in jeder Pore fremd. Es geht zu Ende.
Die Last rollt von meinen Rippen, ich spüre mich aufatmen. Kyle steht auf, zieht sich an und schnürt seine Stiefel zu. Braune, derbe, peinliche Treter, direkt neben meinem Kopf. Sogar für sein Schuhwerk schäme ich mich. Niemand darf ihn sehen, ihn und diese Stiefel. Keine Seele darf das wissen. Er war niemals hier.
Kurz vor Sonnenaufgang schleicht Kyle unbemerkt nach draußen. Seine Abschiedsworte treffen mich allein, dringen in meine Ohren, klingen lange nach. »I’ll get you the morning-after-pill«, sagt er. Sonst nichts.
Ich sitze allein inmitten eines zerwühlten Lagers. Durch das gekippte Fenster höre ich seine Schritte durch die Einfahrt knirschen. Mit zittrigen Händen stecke ich das Licht aus. Ich kann es nicht mehr ertragen, dieses geschlängelte, längliche Grün.
Zwischen meinen Beinen rinnt ein kleiner, klebriger Fluss, weißlich, gelblich, nicht Milch, nicht Eiter, nicht Lymphe, ein Geruch wie dunkle, blühende Büsche, faulig an den Rändern süßlich, scharf, verwesend.
Meine Schenkel, Knie und Schienbeine gehorchen mir wieder, halten mich auf den Füßen, tragen mich ins Bad. Ich stütze mich auf die glatte, neutral weiße Keramik und lasse es würgen, lasse den Magen krampfen und die Kehle keuchen. Jeder Muskel ist Zittern. Alles schüttelt sich, schüttelt ihn ab, bäumt sich auf, buckelt und wehrt sich zu spät gegen den Zureiter mit den lächerlichen braunen Stiefeln. Galle wäscht mir den Mund aus und ätzt den fremden Speichel weg. Ich steige in die Dusche und feuere Salven heißen Wassers auf jede Stelle, die er berührt und vollgeschwitzt hat. Jeden Tropfen meines Blutes will ich filtern, jede Ecke meines Inneren ausbürsten, die Scheide in Essigreiniger einlegen, für lange, lange Zeit. Hilft alles nichts. Wir sind verbunden, er
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