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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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der in der anderen Ecke des Raums vor der Wand liegt die Ecke, in der noch vor wenigen Sekunden der niegelnagelneue Breitbildfernseher stand. Dieser liegt nun in der Mitte des Wohnzimmers mit der Bildröhre nach unten, neben Mum und dem umgestürzten Couchtisch.
    Benommen rappelt Dad sich hoch und wankt zu seiner geliebten Neuanschaffung von Sony. Er beugt sich hinunter und kippt den Fernseher aufrecht. Zwar hat dieser keine Bildröhre mehr, aber dafür ist sein Innenleben nun gut sichtbar.
    Mum, die immer noch zwischen den Tischbeinen hockt, inzwischen von lauter Scherben bedeckt, stößt einen langen, qualvollen Schrei aus. »Sieh nur, was du angerichtet hast, du dummes Trampeltier!«, schreit sie Dad an, wobei sie vor lauter Wut noch irischer klingt als vorher.
    »Was? Ich nichts habe gemacht. Waren deine Töchter, weil kämpfen wie wilde Tiere, wo -«
    »HÖRT ENDLICH AUF, SOFORT AUFHÖREN!«, kreischt Emily mit tränenüberströmtem Gesicht - wahrscheinlich heult sie vor Frust, weil es ihr nicht gelungen ist, mich umzubringen.
    »ICH BIN NICHT SCHWANGER!«
    Ganz richtig.
    Emily ist nicht schwanger : Das ergab der Bluttest. Als sie danach in das Beratungszimmer zurückkehrte, mit einem euphorischen Grinsen im Gesicht, hörte für mich der Spaß auf. Sorry, aber ich konnte Emilys Freude nicht teilen. Schließlich hatte ich bereits die Lunte gezündet, indem ich Mum angerufen hatte, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen.
    »Menschenskind, so ein Schwangerschaftstest ist doch idiotensicher. Wie um Gottes willen kann man dabei etwas falsch machen?«, brüllte ich, während die Beraterin versuchte, mit ein paar nutzlosen Tipps einzuschreiten, die sie wahrscheinlich in einem Anti-Aggressions-Seminar aufgeschnappt hatte.
    »Ich kann nichts dafür. Ich dachte, wenn die blaue Linie nicht zu sehen ist, bedeutet das, ich bin schwanger«, gab Emily beleidigt zurück. »Außerdem hättest du das überprüfen müssen. Ich bin schließlich erst fünfzehn.«
    Ich wünschte mir, das hätte ich tatsächlich getan, da mir in diesem Moment klar wurde, dass der Hinweis Sicheres Ergebnis zu 99 % auf dem Schwangerschaftstest ergänzt werden müsste durch Außer Sie heißen Emily Charalambous und sind so dämlich, dass Sie nicht einmal eine Fußgängerampel lesen können.
    Wenn ich ehrlich bin, war ich nicht nur stinksauer auf Emily. Auf mich war ich mindestens genauso wütend. Warum nur habe ich das Ergebnis nicht überprüft? Auf dem Heimweg beruhigte ich mich wieder ein wenig. Wenn ich mich recht erinnere, waren meine letzten Worte, bevor ich die Haustür aufschloss: »Ich hoffe bloß, Mum hat die Klappe gehalten. Aber wie ich sie kenne, hängt sie bestimmt vor der Glotze und sieht sich gerade Countdown an. Wir müssen die Sache sofort klarstellen, bevor die Kacke zu dampfen anfängt.«
    Ha!
    Egal, zurück zum Kriegsschauplatz.
    Während um uns herum das Wohnzimmer in Trümmern liegt, hören wir plötzlich eine Stimme: »Huhu. Was ist passiert hier?« Maroulla.
    Was ist nur mit den Griechen? Lädt man sie an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit ein, sind sie garantiert unpünktlich, selbst dann, wenn ihr Leben davon abhängt, aber dafür tauchen sie grundsätzlich dann auf, wenn sie unerwünscht sind.
    »Ist gefährlich, wenn ihr lasst offen eure Haustür«, sagt George mit perplexem Gesicht. »Ist sehr gefährlich sogar. Jede beliebige Mann kann hereinspazieren einfach so.«
    Ich muss sagen, er hat völlig Recht. Offenbar haben Emily und ich in der Panik, als wir beim Betreten des Hauses unseren Vater den Dritten Weltkrieg ausrufen hörten, vergessen, die Tür zu schließen. Dank unserer Sorglosigkeit platzen Maroulla und George mitten in unsere Familientragödie.
    »Hallo, Maroulla ... George«, sagt Mum und rappelt sich hoch. »Was für eine nette Überraschung.« Ihre Stimme klingt schriller als normalerweise.
    Aber was ist schon in dieser Situation normal? Ich liege immer noch rücklings auf dem Boden. Ich spüre, dass mein rechtes Auge zuschwillt, dank des einzigen Treffers, den Emily in meinem Gesicht landen konnte. Dad kniet mit hochrotem Kopf aut allen vieren und keucht, während seine Füße immer noch in den Fernseherkabeln verheddert sind. Emily steht mit zerrissenem und zerfetztem T-Shirt da. In der Hand hält sie immer noch meine künstlichen Haare - die mich einen Haufen Geld gekostet haben und von denen die verdammte Sheila bei Hair We Go behauptet hat, dass sie selbst einem wild gewordenen Stier standhalten

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