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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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mit Emily«, sagt Dad, aber Mum legt die Hand auf seinen Arm.
    »Du bleibst hier, Jimmy. Zuerst schauen wir, dass wir die Georgious wieder loswerden, und danach küm-«
    Sie unterbricht sich mitten im Satz, weil in diesem Augenblick Maroulla den Kopf durch die Tür steckt. »Maevou, du willst ich aufräume in deine Wohnzimmer? Überall ist Stücke von Glas. Du gibst mir eine Schaufel und eine Besen, und ich -«
    »Nein, danke, ist nicht nötig«, lehnt Mum mit mühsam unterdrückter Wut ab.
    »Du setzt wieder auf die Sofa«, sagt Dad, der sich keinerlei Mühe gibt, seine Wut zu unterdrücken.
    Maroulla mustert uns misstrauisch, bevor sie die Tür wieder schließt.
    »Gut, stell den verdammten Wasserkocher an, Jimmy«, sagt Mum. »Und du, Charlotte, wasch dir das Gesicht. Deine Schwester hat dich schlimm zugerichtet.«
    Ich warte nicht, bis die Georgious weg sind, um die Sache mit Emily ein für alle Mal zu klären.
    »Sag mir endlich die Wahrheit, Emily«, fordere ich sie auf, an ihre Zimmertür gelehnt, während ich sie mit meinem nicht zugeschwollenen Auge anstarre. Sie hat sich in Fötusposition auf dem Bett zusammengerollt, mit rot verheultem Gesicht. Jetzt sieht sie überhaupt nicht mehr gefährlich aus. Sondern nur sehr jung und sehr erschöpft. Sie sagt nichts. Sie sieht mich nicht einmal an.
    »Wer ist es?«, frage ich.
    »Irgendein Junge.«
    »Wie lange seid ihr schon zusammen?«, bohre ich sanft weiter.
    Emily zuckt die Achseln, sagt aber dann: »Ich hatte meine Gründe, weshalb ich es dir nicht sagen konnte. Er heißt -« Sie verstummt abrupt.
    »Er heißt?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich bin eben neugierig. Im Übrigen hast du mich einen Haufen Zeit und Geld gekostet, mir ein blaues Auge verpasst und obendrein die Hälfte meiner Haare ausgerissen. Ich schätze, eine Erklärung ist das Mindeste, was du mir schuldest.«
    »Okay, aber wenn ich es dir sage, musst du mir schwören, dass du es für dich behältst ... Anderenfalls bringe ich dich um.« Ihre Drohung klingt ernst.
    »Ich schwöre.«
    »Er heißt Mehmet.«
    »Wie bitte?«, stammle ich, obwohl ich ganz genau verstanden habe. »Ein Türke?«
    Emily kann sich eine Antwort sparen. Außerdem glaube ich ihr dieses Mal sofort, denn meine Schwester würde nicht einmal in ihren wildesten Träumen eine Lüge erfinden, in der ein Türke vorkommt. So blöd wäre nicht einmal Emily.
    Ich möchte das erklären. Bei meinem Vater weiß man nie, wie er in bestimmten Situationen reagiert. Das zeigt sich vor allem gegenüber fremden Männern. Ich kann den charmantesten und vorzeigbarsten griechischen Junggesellen mit nach Hause bringen, und es ist gut möglich, dass mein Vater ihn nicht ausstehen kann. Ich kann ihm aber auch die Liebe meines Lebens präsentieren, die zufällig heroinsüchtig ist und ein Vorstrafenregister hat, das so lang ist wie Ihre beiden Arme, und es ist genauso gut möglich, dass mein Vater sofort seinen besten griechischen Cognac hervorholt. Oder eben auch, dass er die Liebe meines Lebens umgehend durch das Wohnzimmerfenster nach draußen befördert. Das will ich damit sagen: dass man das nie wissen kann.
    Allerdings gibt es tatsächlich ein Szenario, in dem die Reaktion meines Vaters zu hundert Prozent vorhersehbar ist.
    Mein Vater und Türken ... Niemals . Mit seiner Meinung ist er nicht alleine. Es gibt Tausende griechische Väter, die seine Einstellung teilen. Genauso wie es Tausende türkische Väter gibt, die es nicht dulden würden, dass ihre Töchter einen Griechen mit nach Hause bringen. Was soll ich sagen? Das hat mit der Geschichte zu tun, mit der unrechtmäßigen Militärinvasion der Türken 1974 und so weiter ... Aber jetzt ist nicht die Zeit für eine Geschichtsstunde. Ich muss mich um meine Schwester kümmern.
    »Du gehst mit einem türkischen Jungen?«, frage ich, immer noch vollkommen baff. »Hast du sie noch alle?«
    »Ich liebe ihn.«
    In der Tat, das muss wirklich die große Liebe sein, wenn Emily ihr Leben so leichtfertig aufs Spiel setzt.
    »Warum hast du mir das nicht gesagt? Warum hast du nicht mit mir geredet?«
    Sie braucht keine Antwort zu geben. Sie zieht eine Augenbraue hoch, und ihr Blick sagt mehr als Worte.
    Ich fühle mich seltsam. Einerseits bin ich schockiert, andererseits aber auch ein klein wenig erleichtert. Warum? Nun, von heute an wird Emily mich nie wieder erpressen können, weil, was immer sie auch gegen mich in der Hand hat, ich habe niemals das schlimme Verbrechen begangen, mich mit

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