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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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geschieht.«
    »Spitzenmäßige Idee«, sagt Rebecca enthusiastisch. »Welchen Song willst du aufnehmen, Charlie?«
    An diesem Tag bekomme ich Karl nicht mehr zu Gesicht, weil ich mit den Leuten vom Fernsehen beschäftigt bin. Ich muss sie durch das gesamte Gebäude führen und jedem Neugierigen das Märchen erzählen, dass die Räume für die neue Klimaanlage ausgemessen werden - die Dokumentation ist nach wie vor streng geheim.
    Später schicke ich Karl eine SMS.
    VIELEN DANK FÜR DEN KORB.
    Ich finde den Spruch sehr gelungen, zwar etwas grob, aber ohne meine Verzweiflung durchklingen zu lassen. Karl hat bislang nicht geantwortet, aber das ist mir, ehrlich gesagt, egal. Ganz ehrlich. Wenn er sich meldet, ist es gut, wenn nicht, werde ich es überleben. Schließlich will ich ihn nicht heiraten oder so. Auch wenn ich mir das durchaus vorstellen könnte. Dabei kenne ich seinen Nachnamen immer noch nicht.
    Als ich mich nach Feierabend auf den Weg zur U-Bahnstation mache, nieselt es draußen. Ich hoffe, dass sich meine Haare dadurch nicht anfangen zu kräuseln.
    Da ich gerade von Heiraten sprach, seit dem Besuch seiner Eltern ist Doktor Dino in unserem Haus nicht mehr erwähnt worden. Das für Sonntag geplante Mittagessen hat nicht stattgefunden. Auch darüber wurde kein Wort mehr verloren. Vielleicht hat mein Vater sich die Idee wieder aus dem Kopf geschlagen, oder vielleicht können mich die Georgious nicht leiden. Wie auch immer, es passt mir gut in den Kram.
    Es ist jetzt fünf vor halb acht. So früh wie heute Abend war ich schon lange nicht mehr zu Hause. So kann ich noch ausgiebig duschen, bevor Wer wird Millionär? Das Promi Special anfängt. Traurig, traurig. Ich verbringe einen Samstagabend zu Hause vor der Glotze. Bestimmt verwandle ich mich allmählich in meine Mutter. Aber das ist nicht so schlimm. Bedenklicher fände ich es, wenn ich mich in meinen Vater verwandeln würde.
    Ich schließe die Haustür auf, und mich empfängt der Anblick meines Vaters, der gerade in den Telefonhörer brüllt. Er streitet sich wieder einmal. Er streckt mir die flache Hand entgegen, um mich aufzuhalten. Offenbar will er, dass ich mithöre.
    »Was Sie meinen, ich soll sprechen Englisch? Ich spreche Englisch! Ich versuche su sagen, ich will Bestellung in Haus. Wo ist Ihre Problem? Wir haben swansigste Jahrhundert, sogar Babys kommen heute in Haus auf Welt, und Sie nicht können -«
    Mein Vater wird von seinem Gesprächspartner mitten in seiner Brandrede über Hausgeburten unterbrochen, und sein ausgestreckter Arm sinkt wieder herunter, während er sich vorbeugt und angestrengt in den Hörer lauscht. Offenbar kann man mit vorgebeugtem Oberkörper besser hören, auch wenn mein Vater kurz davorsteht umzukippen. Er sieht mich aus seiner gebeugten Haltung an und gibt mir mit Gesten zu verstehen, dass er es mit einem Idioten am anderen Ende der Leitung zu tun hat, als wäre ich in irgendeiner Weise involviert. Lass mich da raus, Dad , denke ich, während ich nach einer Möglichkeit suche, um an ihm vorbeizukommen. Wenn du unbedingt Streit mit dem hiesigen Griechen anfangen musst, ist das dein gutes Recht. Ich jedoch möchte noch gerne ein wenig fernsehen, bevor ich ins Bett gehe.
    »Sie mir hören zu ... Nein, Sie machen die Ohren auf... Sie gefälligst sprechen Englisch. Ich nicht verstehe eine einzige Wort Sie sagen. Ich will nur bekommen eine Pekingvogel in Haus. Das nicht ist zu viel verlangt, oder?«
    Heute Abend ist also der Chinese dran. Es spielt keine Rolle. Ich habe keinen Bock, mir das weiter anzuhören, also quetsche ich mich an meinem Vater vorbei und gehe ins Wohnzimmer, wo meine Mutter vor der Flimmerkiste eine Packung Pringles futtert. »Könntest du deinem Vater bitte sagen, dass in der unteren Küchenschublade mindestens zwanzig verdammte Flyer von Chinesen, Indern, Italienern, Griechen und Libanesen liegen, die alle nach Hause liefern? Von seinem Geschrei bekomme ich allmählich Kopfschmerzen.«
    Doch das erübrigt sich (obwohl ich durchaus dazu bereit war), da Dad mittlerweile den Hörer aufgeknallt hat und zurück ins Wohnzimmer stapft.
    »Nur dumme Hammel an Telefon heute. Anscheinend die nicht wollen Geld verdienen. Blöde Ausländer. Die nichts kapieren.«
    »Sagt Jimmy, der Engländer«, bemerkt meine Mutter, ohne den Blick vom Fernseher zu lösen.
    »Natürlich ich bin Engländer. Jedenfalls ich nicht bin eine faule, dumme Schwein wie andere Ausländer.«
    »Ich habe dir gleich gesagt, dass der Jadepalast

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