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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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reden wird, nicht wahr, Jimmy?«
    Jimmy nickt. Er hat den Mund voller Müsli und kann nicht sprechen. Nicht, dass ihn ein voller Mund am Sprechen hindern würde, aber er ist von dem Geschehen auf der Mattscheibe gefesselt. Die Schwester hat gerade ihren Bruder zusammen mit ihrer Mutter im Bett erwischt. So sieht es jedenfalls aus, aber wer kann das schon genau sagen.
    »Wir möchten doch nur, dass du es wenigstens auf einen Versuch ankommen lässt«, schlägt meine Mutter einen flehentlichen Ton an.
    »Ja, wenigstens eine Versuch«, pflichtet mein Vater ihr bei und zieht eine Grimasse, als er den letzten Löffel Müsli herunterschluckt. Oder missfällt ihm das, was gerade in seiner Soap passiert? »Wie du willst wissen, ob dir gefällt, ohne du probierst?« So wie er die Müslischale auf den Couchtisch knallt, bezieht sich diese Bemerkung wohl eher darauf.
    Mir bleibt die Luft weg. Ich sitze in der Falle. Ich will nicht heiraten. Ich will keinen Mann, und schon gar nicht irgendeinen bescheuerten griechischen Arzt, der kein Problem damit hat, niedliche Haustiere zu verstümmeln, und der auf die Hilfe seiner Mutter angewiesen ist, um eine Ehefrau zu finden.
    Das ist Wahnsinn. Schließlich bin ich Charlie, die coole Managerin eines coolen Sporttempels voller cooler Leute und noch coolerer Popstars. Ich verfüge über den nötigen Wortschatz und die nötige Reife, um meine Probleme mit würdevoller Gelassenheit zu lösen.
    »Aaaaagh! Ihr macht mich noch ganz verrückt!«, kreische ich. »Ich schwöre euch, solltet ihr mich zu einem weiteren Treffen mit Dino zwingen, dann packe ich meine Sachen und ihr ... und ihr ... und ihr werdet mich niemals wieder sehen. Verstanden?«
    Ich stürze aus dem Wohnzimmer und knalle effektvoll die Tür hinter mir zu, was jedoch keinerlei Effekt hat, da die Tür geräuschlos wieder aufschwingt. Ich höre Dad brüllen: »Theglitsa, du kommst sofort surück. Und bring die Käsekuchen aus die Kühlschrank mit. Ich habe große Kohldampf!«
    Der kann mich mal. Die können mich alle mal.
    ICH WERDE DINO NICHT HEIRATEN.
    Habe ich mich klar ausgedrückt?

Das bisschen, in dem meine Welt einstürzt
    Willst du, Theglottsa Charalambous, Dino Georgiou zu deine Mann nehmen, ihm gehorchen, kochen und sauber machen für ihn und ihm stets dienen, ohne dich su beschweren, bis dass die Tod euch scheidet?«
    »Eigentlich ... also gut, ja«, sage ich so leise, dass es keiner der Gäste in der vollbesetzten Kirche versteht.
    »Was du hast gesagt? Du musst sprechen lauter«, ermahnt mich der Pope, der mich, obwohl er ein kurzbeiniger Grieche ist, deutlich überragt - nun, ich knie ja auch vor ihm. Er erinnert mich an Professor Dumbledore aus Harry Potter . Er sieht nämlich genauso aus, nur dass er viel strenger wirkt. Und keinen Zaubererumhang trägt. Und einen griechischen Akzent hat.
    »Ja, ich will«, wiederhole ich etwas lauter, wobei ich beinahe an den Worten ersticke. Zweitausend Menschen drängeln sich in der Kirche, die aus allen Nähten platzt, und ich kann ihre Freude förmlich spüren. Draußen vernehme ich den Jubel von weiteren Tausenden von Menschen, die sich auf dem Dorfplatz versammelt haben. Sie verfolgen die Zeremonie live auf einer riesigen Leinwand, deren Bereitstellung ein Heidengeld gekostet hat - mein Vater musste seine Sandwich-Bar verkaufen, um die Summe aufzubringen. Es soll eine Hochzeit werden, die Zypern noch nicht erlebt hat.
    »Dino Georgiou, willst du Thegla su deine Frau nehmen, damit sie kocht für dich, sauber macht, bügelt und dich bedient von vorne bis hinten, bis dass ihre Tod euch scheidet?«
    »Ja, ich will«, verkündet Dino voller Stolz.
    Pater Dumbledore beginnt zu strahlen, genau wie die versammelte, behaarte Gemeinde - alle tragen nämlich Bärte. Manche sogar richtige Rauschebärte bis zu den Knien, wie einige ältere Frauen. »Gut. Hiermit ich ernenne euch su Mann und Frau. Nun ihr darft küssen.«
    Dino beugt sich zu mir, hebt den Schleier über meinem Gesicht an und enthüllt meine Verzweiflung. Mein Gesicht ist mit Wimperntusche verschmiert, meine Lippen zittern, und ich habe den salzigen Geschmack von Tränen auf der Zunge. Am liebsten würde ich weglaufen, aber die mehreren tausend Hektar weiße Seide und Taft, die um meinen Körper gewickelt sind, verhindern jede Bewegung. Mit gespitzten Lippen kommt Dinos Gesicht näher. Mit einem Mal stimmt jemand hinter uns lauthals kreischend ein Lied an. Ist das etwa ... ? Nein, das kann nicht sein. Maroulla hat zwar

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