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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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schickt.«
    »Aber du kannst doch nichts dafür ... oder?«
    »Keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht«, entgegne ich und spüre, dass die Verzweiflung in mir hochsteigt, die ich bisher tapfer unterdrückt habe.
    »Was hast du?«, fragt Daniel.
    Da ich nicht weiß, wie ich es ausdrücken soll, platze ich einfach damit heraus: »Stimmt es, dass mich alle hier hassen?«
    Daniel windet sich verlegen, und der Umstand, dass er mir nicht in die Augen sehen kann, genügt mir als Antwort. Nach einer quälend langen Pause antwortet er: »Ich nicht.«
    »Wirklich?«, stoße ich mit brüchiger Stimme hervor.
    »Natürlich nicht«, sagt er und legt den Arm um meine Schultern. »Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn?«
    Warum habe ich bloß gefragt? Wenn es tatsächlich so ist, dass alle mich hier hassen, will ich es dann überhaupt wissen? »Vergiss es«, sage ich. »Fährst du für mich nun zum Krankenhaus?«
    »Muss ich?« Daniel sieht alles andere als begeistert drein, sicherlich weil er nicht die Chance verpassen will, sich bei den Kameraleuten beliebt zu machen. Ihn hat anscheinend das Showbiz-Fieber gepackt. Deswegen hat er sich heute so in Schale geworfen. Er ist von Kopf bis Fuß in Zone-Blau gehüllt und trägt farblich darauf abgestimmte Kontaktlinsen. Er sieht verdammt sexy aus, in seiner »Hey, ich bin der geborene Popstar«-Aufmachung.
    »Einer von uns muss zu ihm«, sage ich. »Mag sein, dass Karl ein mieser Lügner und Betrüger ist, aber schließlich ist der Unfall in unserem Studio passiert. Bitte, Daniel.«
    »Na schön, wenn‘s denn sein muss«, gibt er sich geschlagen.
    Gleich darauf nimmt er mich in den Arm, und ich wünschte, er würde mich nie wieder loslassen.
    Ich wünschte, ich hätte Daniel nicht fortgeschickt. Seit dem Moment, als er weg war, herrscht hier Telefonterror. Offenbar hat es sich herumgesprochen, dass morgen das Fernsehen kommt. Auf einen Schlag waren sämtliche Kurse ausgebucht. Ob es einen Menschen auf dieser Welt gibt, der nicht scharf darauf ist, ins Fernsehen zu kommen? Ja, sogar zwei. Meine Eltern. Die sind ausschließlich daran interessiert, vor dem Fernseher zu sitzen. Als ich zu Hause von dem Aufnahmetermin erzählte, meinte mein Vater (ohne den Blick von der Flimmerkiste zu lösen): »Die Fernsehen ist eine große Mist. Warum du nicht machst etwas mehr Sinnvolles? Warum du nicht interessierst für Lokalpolitik wie deine Vater? Ich denke, ich kandidiere diese Mal für die Wahl zu die Bürgermeister, dann nicht mehr gibt keine verdammte Problem mit die Mülltonnen.«
    Da ich gerade von meinen Eltern spreche, seit meinem theatralischen Abgang gestern Abend ist kein Wort mehr zwischen uns gefallen. Noch nie war es so ruhig in unserem Haus. Ich sollte öfter ausrasten, dann habe ich vielleicht mehr Ruhe. Emily machte heute Morgen beim Frühstück einen völlig übernächtigten Eindruck. Ich hatte beinahe Mitleid mit ihr. Mich beschäftigt ständig die Frage, worüber ich laut Dino mit ihr reden soll. Warum redet er nicht mit ihr, wo er doch so verständnisvoll ist?
    Hör auf damit, Charlie. Es gibt dringendere Probleme. Schließlich muss ich mich um meinen Job hier kümmern. Die Telefonleitungen laufen heiß, in den Augen der Kunden und des Personals funkeln Sterne, und alle paar Minuten kommt jemand vom Filmteam mit irgendwelchen Fragen. Ob sie in der Umkleidekabine der Frauen eine Kamera aufstellen dürfen? Nein, verdammt, natürlich nicht.
    Wo bleibt Daniel? Er ist schon seit Ewigkeiten weg. Ich muss Jamie dringend nahe legen, mehr Leute einzustellen, aber bei unserer letzten Begegnung hat er mir den Anschiss wegen Jacqueline verpasst. Es ist immer ziemlich schwierig, Jamie im richtigen Moment zu erwischen.
    Ich höre, wie die Eingangstür aufschwingt, und nehme sofort meine freundliche Willkommenim-Zone-Haltung ein, die jedoch durch meinen herunterklappenden Unterkiefer ruiniert wird, als ich Emily über den Marmorboden auf mich zuschreiten sehe.
    »Was machst du denn hier?«, frage ich sie, als sie den Empfang erreicht. »Hast du jetzt nicht Mathe oder so?«
    »Ich wusste, dass du so reagieren würdest.« Emilys Unterlippe bebt, und dicke Tränen schwimmen in ihren Augen. »Dann gehe ich eben wieder«, murmelt sie mitleiderregend und macht auf dem Absatz kehrt.
    Ich gebe nach. »Warte, Emily, warte doch. Was ist los?«
    »Ich brauche dringend einen Rat ... Ich weiß nicht, mit wem ich sonst darüber sprechen soll.«
    Sie muss wirklich in Schwierigkeiten stecken, wenn

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