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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ich komme mir so komisch dabei vor. Egal, ich ziehe das jetzt durch, weil es das ist, wofür große Schwestern da sind. »Komm schon, Emily, du bist erst fünfzehn. Was willst du denn mit einem Kind?«
    »Und was ist mit dem Vater?«, entgegnet sie schniefend. »
    Hat er etwa kein Mitspracherecht?«
    »Er wird froh sein, glaub mir. Es gibt übrigens nur einen Vater, wegen dem du dir Gedanken machen solltest.«
    »Du wirst es Dad doch nicht sagen?«, fragt sie, völlig entgeistert.
    Mit einem Mal fühle ich mich mächtig. Kein schönes Gefühl, aber es ist nun einmal da. So fühlt es sich vermutlich an, wenn man einen Killerinstinkt besitzt. Ich habe nun die Macht, dafür zu sorgen, dass Emily mindestens ein Jahr lang Hausarrest bekommt und dass meine Eltern es aufgeben, mir einen Ehemann zu suchen, da sie zu sehr mit Emily beschäftigt sein werden. Allerdings hindert mich irgendetwas, dieses Machtgefühl zu genießen. Wahrscheinlich der Umstand, dass mein Killerinstinkt doch nicht sonderlich stark ausgeprägt ist.
    »Keine Angst, ich werde Dad nichts sagen«, verspreche ich. »Das ist alles schon schlimm genug, da brauchen wir ihn nicht auch noch hineinzuziehen.«
    »Und was muss ich tun, um ... du weißt schon?«
    Zum Glück weiß ich darauf bereits eine Antwort. Letztes Jahr musste Daniel nämlich seine Schwester in eine Abtreibungsklinik auf der Harley Street begleiten. Er gab mir damals die Nummer der Klinik, damit ich ihn im Notfall erreichen konnte. Ich habe sie aufbewahrt, weil ... nun, als Frau kann man nie wissen, ob man so eine Telefonnummer nicht eines Tages braucht, oder?
    »Ich weiß, wo man so etwas machen lassen kann - ich habe die Nummer von einer Privatklinik«, entgegne ich.
    »Aber ich habe kein Geld.«
    Ich hätte wissen müssen, dass sie mich anschnorrt.
    »Ich kann dir das Geld leihen. Aber nur, wenn du mich nie wieder erpresst.«
    »Ich bin mir aber nicht sicher, Charlie.«
    »Hör zu, geh dorthin und lass dich beraten. Danach kannst du dich immer noch entscheiden.«
    »Also gut ... wenn du meinst.«
    Noch nie - nicht ein einziges Mal - war meine Schwester so zahm in meiner Gegenwart. Ich könnte ein gewisses Triumphgefühl verspüren, wenn das nicht so ein Riesenchaos wäre.
    »Begleitest du mich?«, fragt Emily.
    Ich kann nicht glauben, dass ich erwidere: »Aber sicher. Ich rufe sofort in der Klinik an.«
    Ich ziehe meine Tasche unter dem Schreibtisch hervor, um meinen Organizer herauszuholen ... kann ihn jedoch nicht finden. Scheiße. Darin befindet sich mein gesamtes Leben. Ich kann es mir nicht erlauben, ihn zu verlieren. Oh Gott, wie peinlich, wenn jemand einen Blick hineinwerfen würde. All meine persönlichen Eintragungen: die Daten meiner Periode, die Ergebnisse meiner Abstriche, eine Auflistung der zehn schärfsten Hollywood-Schauspieler - eben alles, was Frauen sich so aufschreiben ... Oder nicht?
    »Was ist?«, fragt Emily, die mein besorgtes Gesicht registriert.
    »Mein Filofax ist weg.«
    »Ich habe es nicht«, streitet sie direkt ab - ihre Standardreaktion.
    Ich blicke sie prüfend an.
    »Ich schwöre es dir, Charlie.«
    Dieses Mal glaube ich ihr. Aber wo steckt mein Organizer dann? Denk jetzt ganz genau nach, überlege, wann du ihn zum letzten Mal in der Hand hattest ... Streng deine grauen Zellen an! ... Ich hab‘s. In Karls Wohnung. Montagabend. Nachdem wir uns miteinander vergnügt hatten, klingelte mein Handy. Ich weiß noch, dass ich alles aus meiner Handtasche kippte, auch das Filofax, um das Handy schneller zu finden. Bestimmt habe ich das Filofax auf Karls Couchtisch liegen lassen.
    So ein Mist.
    Aber das hole ich mir wieder. Ich habe nämlich soeben Karls Sporttasche in der Ecke entdeckt. Eigentlich wollte ich sie Daniel mitgeben, als er ins Krankenhaus fuhr, habe es aber vergessen. Karls Schlüsselbund ist in der Tasche. Ich könnte gleich nach der Arbeit in seine Wohnung gehen. Er wird schon nichts dagegen haben. Augenblick, warum mache ich mir eigentlich deswegen Gedanken? Erstens wird Karl nie von meinem Besuch erfahren, und zweitens, nachdem er mir so übel mitgespielt hat, warum sollte ich Gewissensbisse haben?
    »Was sollen wir jetzt machen, Charlie?«, fragt Emily.
    »Ist schon okay. Mir ist eingefallen, dass ich mein Filofax bei einem Freund liegen gelassen habe. Ich hole es mir heute Abend wieder und rufe dann gleich morgen früh in der Klinik an.«
    »Bei welchem Freund?«
    »Kennst du nicht.«
    »Etwa Karl?«, sagt Emily, und ihre Hundeaugen werden

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