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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ich auf und studiere die Kassetten in den Regalen. Da, ein zweites Band mit meinem Namen. Ich nehme es heraus und stecke beide Kassetten in meine Handtasche. Anschließend verfahre ich mit den vier Sasha-Taylor-Kassetten genauso. Allerdings behalte ich eine davon in der Hand. Mag sein, dass mir danach so schlecht sein wird wie nie zuvor in meinem Leben, aber ich muss Gewissheit haben, bevor ich die vier Kassetten an mich nehme. Man kann nie wissen - vielleicht gibt es ja eine zweite Sasha Taylor. Man hat schon Pferde kotzen sehen, und ich möchte nicht die pornografischen Aufnahmen von einer Fremden einstecken.
    Ich schiebe die Kassette in den Rekorder und drücke auf Play. Wenn mich meine Augen nicht täuschen, besteht kein Zweifel, dass es sich um Sash handelt. Die Sasha, die ich bis jetzt für etepetete und prüder als Mary Poppins hielt, die Sasha, die niemals aus sich herausgeht, ist nun in Aktion und Farbe auf der Mattscheibe zu bestaunen. Scheiße, was hat sie überhaupt an? Und was macht er da mit ihrer - um Gottes willen, das heiße Wachs muss doch höllisch wehtun, wenn es direkt auf - Stopp, stopp, Himmel, halt sofort das Band an.
    Das genügt.
    Ob ich Sasha jemals wieder in die Augen schauen kann?
    Darüber kann ich mir später noch Gedanken machen. Im Moment habe ich etwas Wichtigeres zu erledigen. Ich beginne oben links und arbeite mich systematisch durch Karls Videosammlung. Ich suche nach weiteren Sashas, Charlies, STs, CCs oder sonstigen Kürzeln, die für Sasha oder mich stehen könnten.
    Erst jetzt kommt mir der Gedanke, dass Karl sein gesamtes Sexualleben auf diesen Kassetten archiviert haben muss. Grundgütiger, das nennt man promiskuitiv. Was macht er bloß mit all den Bändern? Nein, ich will es gar nicht wissen. Ich spiele kurz mit dem Gedanken, sämtliche Kassetten auf einen Haufen zu werfen und in Brand zu stecken. Wir Frauen müssen schließlich zusammenhalten.
    Aber dafür ist jetzt keine Zeit. Ich muss hier fertig werden, und dann nichts wie raus.
    Inzwischen habe ich sämtliche Regalreihen durchgesehen, ohne weitere Bänder von Sasha oder mir entdeckt zu haben. Bleibt nur noch der Karton auf dem Boden, der etwas abseits von Karls Pornosammlung steht und der vielleicht gar nichts damit zu tun hat. Trotzdem muss ich nachsehen. Ich klappe den Karton auf. Bingo, bis zum oberen Rand voll, ungefähr zwanzig Kassetten, alle mit demselben Namen beschriftet. Nur ein Vorname. Aber der Nachname ist nicht nötig, um zu wissen, wer gemeint ist.
    Nicht, wenn man Blaize heißt.

Teil II
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    DAS BISSCHEN IN DER MITTE

Das bisschen, in dem ich Streit bekomme und Soulla ihr Baby
    Ich habe null Bock.
    Wahrscheinlich geht das vielen so. Bestimmt wachen Leute wie Ant und Dec, Cat Deeley und Davina McCall morgens schon mal mit dem Gedanken auf: Ich habe heute keinen Bock, vor die Kamera zu treten. Mir geht es heute genauso. Bloß dass dies voraussichtlich meine einzige Chance im ganzen Leben sein wird, ins Fernsehen zu kommen ... Trotzdem habe ich null Bock.
    Aber ich reiße mich zusammen. Bevor ich das Haus verließ, hab ich mich viermal umgezogen, zehnmal nachgeschminkt -Lippenstift, Lidschatten und Wimperntusche - und habe eine Stunde damit verbracht, alle möglichen Frisuren auszuprobieren, um die Haare dann doch offen zu tragen.
    Ich überprüfe ein letztes Mal mein Spiegelbild in der Außenfassade des Zone. Hm, vielleicht habe ich leicht übertrieben. Geben Sie sich natürlich, hatte Claire uns gestern gebeten. Vielleicht besteht noch Hoffnung. Ich blicke zu den zwei Security-Männern in ihren schwarzen Anzügen hoch, die vor dem Eingang stehen. Es sind Freunde von Stan Lee, unserem Taekwondo-Meister, die zweifelsohne einen Menschen töten könnten, indem sie lediglich den kleinen Finger krümmen. Heute werden ihre Gegner allerdings nicht knallharte Ninja-Kämpfer sein, sondern Teenie-Horden, die alle unbedingt ins Fernsehen kommen wollen.
    Ich atme tief durch und zwinge mich, meinen ganzen Mist hinter mir zu lassen, um mich in den Kampf zu stürzen. Ich laufe die Eingangstreppe hoch, wobei ich immer zwei Stufen auf einmal nehme, und zücke meinen laminierten Zone-Ausweis vor den Türstehern.
    Charlie an Bodenstation, ich gehe jetzt hinein ...
    Vergangene Nacht habe ich kein Auge zugemacht. Wieder einmal lag ich die ganze Zeit wach. Wenn das so weitergeht, sehe ich mit meinen Augenringen bald aus wie ein Pandabär. Ich habe die ganze Nacht gegrübelt: über Sashas Anschuldigungen, über

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