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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Kreislauf in Schwung bringen, gut gebrauchen. Denn der Highway ist heute morgen mal wieder extragerade. Erst kamen noch ein paar Berge, mit Haarnadelkurven und Ponderosa-Kiefern, deren Äste von oben über die Straße hingen. Das ging noch. Doch jetzt gleiten wir durchs Nirgendwo. Endlose Ebenen voll verbrannter Wüstengräser ziehen am Seitenfenster vorbei - obwohl wir laut Karte fast auf zweitausend Metern rumgondeln. Warum wächst hier oben so wenig, obwohl wir fast in Kanada sind? Vielleicht schaffen es die Regenwolken vom Pazifik nicht über die Gipfel im Westen rüber. Das Letzte, was Nick noch hinkriegte, war, den GPS-Störsender zu überprüfen. Eingestöpselt hat er ihn schon gestern Abend, direkt nachdem wir die Kiste vom Parkplatz der Autovermietung runtergefahren haben. Wollten uns wieder abzocken, die Gangster, mit irgendeiner Sonderversicherung. In den buntesten Farben malte uns der Typ am Schalter den größten anzunehmenden Unfall aus. Darin sind die echt ungeschlagen. Also, Sir, was wäre, wenn Sie mit einem unversicherten Tanklastzug aus Honduras zusammenstoßen, der dann führerlos in ein Atomkraftwerk reinrast. Was wäre dann? Dann, Sir, würden Sie sich wünschen, die zwei Dollar pro Tag für die Zusatzversicherung bezahlt zu haben, oder? Erst nach ungefähr fünfzehn No, thanks gab der Typ endlich auf und stellte die Gretchenfrage: Was für ein Auto darf es denn sein? Das ist immer ein trauriger Moment - seit die Automarke Oldsmobile vor ein paar Jahren dichtgemacht hat. Diese Karren waren immer eine gute Wahl. Zu unseren Traditionen gehört es nämlich, das absolut langweiligste Auto auf dem amerikanischen Kontinent zu mieten, und Oldsmobile war - getreu dem Firmennamen - immer ganz vorne mit dabei. Detroit gibt's nicht mehr so richtig, und Autos von Oldsmobile stehen nur noch im Museum. Also mussten wir einen Viertürer von Ford nehmen, aber der ist auch okay. Selbst die Rentner in Florida fänden den Wagen wahrscheinlich zu langweilig. Zehn Minuten, nachdem sich der Beifahrer davon überzeugt hatte, dass unsere Tarnkappe noch funktioniert, ist sein Kopf jedenfalls das erste Mal zur Seite gekippt. Einmal hat er es noch geschafft, sich aufzuraffen und halbherzig in Irvings Papieren zu stöbern, aber nach weiteren fünf Minuten war er endgültig ausgezählt. Jetzt schnauft er mit sperrangelweit offenem Mund vor sich hin und sieht sehr unwürdig aus - wie ein ausgebrannter Salaryman in der Tokioter U-Bahn. Wow, ist diese Straße gerade. Wie das Autobahnstück bei uns vor der Tür, das die Jungs von der Hardthöhe so angelegt haben, dass man es im Verteidigungsfall auch als Landebahn benutzen kann. Schade, dass Nick pennt, denn darüber weiß er, wie über so viele Sachen, einiges. Er würde die ganze Geschichte des Autobahnprojekts abspulen und dabei natürlich zwanzig Mal die Fachabkürzung NLP fallen lassen - für »Notlandepiste«.
    Geht doch, er muss gar nicht wach sein! Ich kann seinen Part einfach selbst spielen. Schnurgerade ist das Stück, mit durchbetoniertem Mittelstreifen, ohne Büsche oder so. Die Jungs von der Bundeswehr hätten nur schnell die Leitplanken rausreißen müssen, und schon wäre die Landebahn für ihre Kampfjets bereit gewesen. Sogar an eine Ausbuchtung haben die Planer gedacht, um die Maschinen für den Raid over Moscow zu wenden. Wahnsinn. Das wäre natürlich der perfekte Moment, um unsere alte Diskussion über den Kalten Krieg, haha, ein bisschen aufzuwärmen.
    »Es gibt keine einfachen Antworten mehr«, würde Nick lamentieren und danach sein völlig idiotisches Loblied auf die einfache Welt der Achtzigerjahre anstimmen, in der alles noch so schön eindeutig war. Im Westen die Guten, hinterm Eisernen Vorhang die Bösen. Freiheit oder Sozialismus. Wenn er poetisch drauf wäre, würde er das Ganze noch mit seinem Lieblingsvergleich verzieren.
    »Die Welt ist heute viel zu 3D geworden, genau wie die ganzen GUIs. Diese ganzen Schatten, Spiegelungen und reflektierten Lichter, die Tiefe suggerieren sollen - Kotz. Da ziehe ich die Command Line auf jeden Fall vor!«
    Dann wäre es meine Aufgabe, querzuschießen, zum Beispiel mit einer Ketzerei wie: »Leuchtet ein. Es ist ja auch viieel einfacher, eine übersichtliche Zeile einzugeben wie COPY C Doppelpunkt, Slash, PRON, Slash, Sternchen, Punkt, JPG, Leerzeichen, A Doppelpunkt, als seine Bildchen mit einem Mausklick auf Diskette zu kopieren.«
    Wow, das würde einschlagen.
    »Usability ist was für Verlierer« oder so

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