Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
zu einem konkreten Ziel wurde. Ich ging mit dem Projekt abends zu Bett und hüpfte morgens in aller Früh mit diesem Projekt wieder aus meinem Bett. In dieser Zeit dachte ich an nichts anderes mehr als an den World Cup Run. Ich steckte mein ganzes Herzblut in dieses Abenteuer und investierte sehr viel Zeit und Energie: Markenlogo kreieren, Läufer akquirieren, Sponsoringkonzept erstellen, PR-Plan erstellen, Organisationsteam koordinieren, unzählige Telefonate führen und so weiter. Ich nahm die Rolle des Projektleiters an. Bereits zu Beginn der Organisation zeichneten sich aber auch Probleme ab. Angefangen bei der Namensfindung für diesen Lauf. Selbst als wir noch eine kleine Gruppe waren, benötigten wir mehrere Wochen, bis wir uns schließlich auf den Namen „World Cup Run“ einigten. Eine weitere große Herausforderung stellte die Akquise von Läufern dar. Bisher hatten wir vier feste Zusagen. Das war definitiv zu wenig. Doch wer konnte schon drei Monate am Stück Urlaub nehmen und auch noch einen Betrag von 10.000 Euro investieren? Anscheinend nicht so viele. Das Interesse hielt sich merklich in Grenzen. Weitere Fragen und Herausforderungen waren: Wie sieht es mit den Risiken in den jeweiligen Ländern aus? Gründen wir für dieses Projekt ein eigenes Unternehmen? Wenn ja, in welcher Rechtsform? Wie können eine Zusammenarbeit mit einem Dienstleister in Afrika aussehen? Wie können die Versorgung und die Logistik sichergestellt werden? Wer ist für den jeweiligen Aufgabenbereich verantwortlich? In welcher Form gewinnen wir finanzielle Mittel für dieses Projekt? Beauftragen wir eine eigene Agentur für die Pressearbeit oder machen wir es selbst? Fragen über Fragen. Das Projekt „World Cup Run“ wurde immer komplexer und die Anzahl an Personen, die mitredete, immer größer. Jürgen und ich stellten bei einem unserer fast täglichen Telefonate fest, dass uns das Projekt aus den Händen glitt und dass unsere ursprüngliche Idee immer mehr „verwässert“ wurde. Beim nächsten Treffen, bei dem zwölf Personen teilnahmen, wurden die Interessenskonflikte immer offensichtlicher. Punkte, die schon vor Wochen und Monaten geklärt waren, wurden wieder neu diskutiert. Dann stand plötzlich wieder der Name „World Cup Run“ neu zur Diskussion. Wir saßen an diesem Tag bis spät in den Abend zusammen und kamen nicht weiter. An diesem Tag fällte ich eine klare Entscheidung: „Ich steige aus dem Projekt aus.“ Das tat im ersten Moment natürlich sehr weh. Ein großer Traum von mir zerplatzte mit einem Mal wie eine Seifenblase. Peng! Ich weiß noch genau, wie ich nach dieser Entscheidung stundenlang geknickt und frustriert durch den Wald lief, über diesen Entschluss nachdachte und gleichzeitig über neue Ziele philosophierte. Plötzlich kam mir mein Traum von der Durchquerung der Atacamawüste wieder in den Sinn. Wenn nicht durch Afrika, warum dann nicht nach Südamerika reisen und durch die Atacamawüste laufen?, dachte ich mir. Wie gesagt, das war im Februar 2009. Nur fünfzehn Monate später realisierte ich meinen Traum. Dies schaffte ich, weil ich ein anderes Ziel verworfen habe und mir ein neues Ziel schuf und dieses dann auch konsequent umsetzte. Was ich aus dieser Erfahrung lernte, war, dass es manchmal besser ist, ein Ziel nicht auf Biegen und Brechen zu verfolgen, wenn es sinnlos erscheint. Stellen Sie sich ruhig Ihrem Ziel kritisch gegenüber, hinterfragen Sie es und wenn es nicht mehr Ihr Ziel ist, verwerfen Sie es. Ziele sind nichts Statisches, sondern können sich mit der Zeit verändern. Die Kunst ist es, zu erkennen, ob ein Ziel, das man sich gesteckt hat, immer noch das eigene ist. Denn: Nur die eigenen Ziele sind richtige Ziele.
Zielklarheit macht den Unterschied
Kennen Sie Ihre Ziele? Blöde Frage, wird mancher Leser an dieser Stelle sagen. Klar kenne ich meine Ziele! Wirklich? Ich bin immer wieder erstaunt, wie manche Menschen Ziele formulieren. Oder was sie überhaupt unter einem Ziel verstehen. Wenn mir jemand sagt, dass er zukünftig mehr Sport treiben möchte, ist das für mich kein Ziel. Das stellt bestenfalls einen Vorsatz, einen Wunsch oder wie Sie es auch immer nennen mögen, dar, aber sicherlich kein Ziel. Ein Ziel ist immer etwas Konkretes und etwas Messbares. Ich stelle mir in Bezug auf Ziele immer nur zwei Fragen:
Was will ich konkret erreichen?
Warum will ich es erreichen?
Ich gehe nicht in eine neue Laufsaison mit der Einstellung: „Ich schaue einmal, wie sich die kommenden
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