Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Wochen und Monate so entwickeln. Vielleicht laufe ich dann im Sommer einmal einen Ultramarathon.“ Sicher nicht. Ich nehme mir vor jeder Saison ausreichend Zeit und denke sehr, sehr intensiv über meine nächsten Laufabenteuer nach. Zunächst stelle ich mir nur diese eine Frage: „Was will ich im kommenden Jahr konkret erreichen?“ Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf und notiere mir jede Idee sofort auf einem Blatt Papier. Im Laufe der Jahre haben sich dadurch sehr viele Ideen über mögliche Laufabenteuer auf meiner Zieleliste angesammelt. Auf einem neuen Blatt notiere ich mir dann die Gründe, warum ich gerade dieses Ziel unbedingt erreichen will. Das ist der schwierigste und wichtigste Teil. Wenn ich die Frage des „Warum“ beantworten kann, beantwortet sich das „Wie“ von selbst. Je besser mein Warum, umso leichter wird es mir fallen, mein Ziel auch zu erreichen. Warum ist das so? Weil ein Grund für ein Ziel immer stärker ist als das Ziel selbst. Diesen Satz finde ich bemerkenswert. Ich las ihn vor ein paar Jahren einmal in einem Motivationsbuch. Obwohl ich vorsichtig bezüglich der Qualität von solchen Büchern geworden bin, halte ich diesen Satz für absolut richtig. Es ist von großer Bedeutung, sein Motiv für sein Ziel zu kennen. Auf dem Weg zur Zielerreichung sind meine Beweggründe immer stärker als das eigentliche Ziel. Das Ziel ist wichtig, doch die Beweggründe für dieses Ziel sind viel wichtiger. Als ich mir im Jahr 2006 das große Ziel setzte, im August 2007 um das komplette Mont Blanc-Massiv zu laufen, war die erste Frage nach dem konkreten Ziel damit beantwortet. Über die zweite Frage nach dem Warum dachte ich etwas länger nach. Warum möchte ich unbedingt dieses Ziel erreichen? Warum will ich 166 Kilometer und 9.400 Höhenmeter bei Wind und Wetter im Hochgebirge laufen? Weil ich meine persönlichen Grenzen verschieben will. Weil ich körperlich und mental ausprobieren möchte, wie weit ich gehen kann. „Hmm, das ist aber sehr oberflächlich“, sagt an dieser Stelle der eine oder andere Leser. Okay, dann gehe ich ein wenig in die Tiefe. Weil ich leibhaftig spüren wollte, wie es sich anfühlt, nach dreißig Stunden Nonstoplaufen, trotz größter Müdigkeit, weiterzumachen. Weil ich meinen Atem in der kalten Bergluft sehen und spüren wollte und weil ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Haut fühlen wollte. Weil ich die vielen Stirnlampen der Läufer bei Nacht am Col du Bonhomme-Pass mit eigenen Augen sehen wollte, die sich wie Glühwürmchen den Berg hochschlängeln. Weil ich diese Glücksmomente erfahren wollte, nach vielen Tiefs und all den Strapazen von Tausenden von Zuschauern umjubelt durch das Ziel zu laufen. Genau diese Momente sind es, die mich für solch ein Ziel wie am Mont Blanc begeistern.
Das Problem ist doch: Leider kennen nur die wenigsten Menschen ihre wahren Ziele. Und vor allem ihre eigenen Ziele. Ich behaupte einmal, dass sich nur die Minderheit aktiv mit ihren Wünschen und Zielen auseinandersetzt. Das ist ja auch anstrengend und erfordert ein intensives Nachdenken. Und eventuell auch das Eingestehen, dass man bisher nicht nach seinen eigenen Zielen gelebt hat. Viel bequemer ist es doch, einfach wie bisher zu leben und lieber eine gewisse Unzufriedenheit in Kauf zu nehmen. Dann helfen auch schwammige Vorsätze oder, wie ich sie nenne, „Alibi-Ziele“ nicht weiter. Mit Vorsätzen allein kommen Sie nicht weiter. Sie führen nicht zu einem langfristigen, aktiven Handeln. Deshalb ist es entscheidend, seinen Wunsch zu konkretisieren. Also einen abstrakten Vorsatz zu einem konkreten Ziel zu machen. Das kann zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
Vorsatz: Ich würde gerne mehr Sport treiben.
Ziel: Ich gehe jeden Montag und jeden Donnerstag dreißig Minuten joggen.
Vorsatz: Ich möchte im neuen Jahr abnehmen.
Ziel: Ich wiege am 31. 12. 2011 75 Kilogramm.
Vorsatz: Ich werde mehr Geld verdienen.
Ziel: Ich verdiene am Ende eines jeden Monats den Betrag von X Euro.
Nur konkrete, messbare und vor allem eigene Ziele, die wir uns ständig bewusst machen, bringen uns weiter. Im Extremsport wie im normalen Berufs- und Alltagsleben. Mir ist bewusst, dass ich mit diesem Thema den wunden Punkt bei vielen Menschen treffe. Genau das ist meine Absicht. Stellen Sie sich dem Thema Ziele, denn Ziele sind die Basis eines jeden Erfolgs.
Der Weg ist das Ziel
Sie kennen sicherlich alle die Aussage „Der Weg ist das Ziel“, oder? Haben Sie schon einmal intensiver
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