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Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

Titel: Extrem: Die Macht des Willens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Bücher
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gleichmäßig und trotz der warmen Temperaturen schwitze ich überhaupt nicht. Keinen einzigen Tropfen Schweiß kann ich auf meiner trockenen Haut ausmachen. Trotzdem nehme ich alle paar Minuten ein paar Schlucke aus meiner Trinkblase, die gut verpackt in meinem kleinen Laufrucksack liegt. Doch auch die ersten technischen Mängel offenbaren sich gleich zu Beginn dieses Abenteuers: Unsere Funkgeräte funktionieren nicht und dies stellt uns vor ein ernsthaftes Problem. Wie sollen wir uns in der Wüste verständigen beziehungsweise nach außen kommunizieren können? Christian und Benjamin befinden sich immer in überschaubaren Abständen vor oder hinter mir, sie können jedoch nicht permanent neben mir herfahren. Deshalb beschließen wir, die Intervalle, an denen wir uns treffen, zu verkürzen. In Abständen von sieben bis zehn Kilometern wartet mein Team auf mich. Dann kann ich nicht nur meinen Flüssigkeits- und Energievorrat wieder auffüllen, sondern auch die weitere Route und Taktik besprechen. Diese gemeinsamen Momente sind enorm wichtig, denn schließlich laufe ich die meiste Zeit völlig alleine. Unser Geländewagen ist voll beladen: Kleidung für jedes Wetter, über hundert Litern Wasser, sechs Ersatzkanister mit insgesamt 120 Liter Benzin, Reserveräder, GPS-Gerät, Kartenmaterial sowie Dutzende Energieriegel, Konserven und Essensvorräte stellen nur einen kleinen Teil unserer Ausrüstung dar. Auf der breiten Schotterpiste komme ich gut voran. Gleichmäßig spule ich Kilometer für Kilometer ab − wie ein Schweizer Uhrwerk. Ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ich in der Ferne den großen Toyota meines Teams sehe. Dort werden mich wieder aufmunternde und motivierende Worte erwarten. Christian kommt mir schon entgegengelaufen, mit seiner großen Kamera bewaffnet. Er ist professioneller Fotograf und seine Aufgabe in diesem Projekt ist es, dieses zu dokumentieren und in Bild und Ton festzuhalten. Vor sieben Jahren haben wir uns auf einer Weinplantage in Australien kennengelernt. Er zählt zu meinen besten Freunden und begleitet mich bei vielen meiner Abenteuer. „Alles okay bei dir?“, fragt er mich. „Aber hallo“, gebe ich ihm gutgelaunt zurück. Wir laufen die letzten Meter bis zum Auto zusammen. Dort begrüßt mich Benni, der mir seine Hand zum Abklatschen hinhält. Ihn kenne ich über Christian. Benjamin ist angehender Unternehmer und während dieses Abenteuers primär für das Auto und die Navigation verantwortlich. Er spricht fließend spanisch, was für uns hier einen unbezahlbaren Vorteil darstellt. „Willst du etwas trinken oder gleich etwas essen?“, fragt mich Benjamin. Zuvor hat er schon mein Zelt aufgeschlagen und mir meine Wechselklamotten hergerichtet. Solche Gesten sind für mich ungemein hilfreich, denn wenn du nach einem Marathon oder mehr in solch einer Region ins Ziel kommst, bist über jeden Handgriff froh, den du nicht selber machen musst. Am Ende von Tag eins zeigt meine Laufuhr 44 Kilometer an. Dies ist ein sehr guter Start für mich und mein Team in dieses Rennen.
    Ein Höhepunkt bei diesem Abenteuer ist es, jeden Abend die Lageratmosphäre inmitten dieser sagenhaften Kulisse zu genießen. Einfach nur da zu sein, in der Wüste zu sitzen, die Umgebung bewusst wahrzunehmen und jedes Detail in sich aufzusaugen: die beeindruckende Andenkette mit ihren schneebedeckten Gipfeln, die wechselnden Farbnuancen am Himmel oder den eindrucksvollen Sternenhimmel. Es stellt für mich ein Stück Freiheit dar, hier in einer der reizvollsten Landschaften der Erde sein zu dürfen. Kein Geld der Welt kann solch einen Moment ersetzen. Die Nudeln mit Thunfisch und Gurken sowie die Aprikosen aus der Dose schmecken wie ein Fünf-Gänge-Menü in einem Nobelrestaurant. Genau diese Einfachheit empfinde ich als absolutes Privileg. Man braucht im Leben nicht viel, um glücklich zu sein. Kein Handy, keinen Computer, keinen Fernseher, keine materiellen Dinge und keine Luxusgüter. Das wird mir bei diesem Abenteuer wieder auf das Neue bewusst. Wir sitzen einfach nur auf unseren Klappstühlen, weit weg von jeglicher Zivilisation, unterhalten uns und genießen die traumhafte Umgebung, in der wir uns befinden. Das bedeutet für mich Glück.
    Eines bekommen wir auch sehr schnell zu spüren. Sobald es dunkel ist, sinken die Temperaturen drastisch. Einstellige Minusgrade begleiten uns in den Nächten. Das bedeutet, dass wir ab 18:00 Uhr unsere Winterkleidung anziehen und relativ schnell in unseren warmen Schlafsack

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