Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Monate in Brasilien. Dann zog es ihn weiter nach Australien. Es folgten Aufenthalte in Indonesien, Malaysia, Thailand, bis er schließlich nach Neuseeland flog. Er besaß keine konkreten Pläne für seine Zukunft. Dort, wo es ihm gefiel, blieb er. Wenn es ihm irgendwo nicht mehr zusagte, dann reiste er einfach weiter. Einige Leser höre ich an dieser Stelle sagen: „Der ist doch verrückt. Wie kann er bloß? Was soll aus dem einmal im Alter werden?“ Ich nenne das ein selbstbestimmtes und individuelles Leben. Nick ist für mich ein absolut positiv Verrückter. Er hat es geschafft, auf seine innere Stimme zu hören und sein eigenes Leben zu leben. Ich behaupte: Genau diese Andersartigkeit und dieses „Nicht-Mitschwimmen-im-Gesellschaftsstrom“ sind es, was die Menschen an solchen Typen fasziniert. Mal ehrlich: Wen würden Sie eher kennenlernen wollen? Einen „verrückten“, weltoffenen Menschen, der monatelang um die Welt reist, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, interessante Menschen aus der ganzen Welt kennenlernt und Landschaften gesehen hat, von denen Sie nicht einmal zu träumen wagen? Oder einen „normalen“ Menschen, der immer ganz brav von 9 Uhr bis 17 Uhr seinen Job erledigt, nach Hause fährt, sein Abendbrot zu sich nimmt und dann den Abend vor den Fernseher verbringt? Typ „Verrückt“ oder Typ „Normal“?
Ich finde es ehrlich gesagt auch langweilig, wenn man ganz normal ist und jedem gefallen möchte. Wo liegt das Problem, wenn man ein bisschen verrückt und individuell ist? Vielleicht entdecken Sie ja auch in sich selbst eine kleine verrückte Seele? Solange man anderen Menschen dabei keinen Schaden oder irgendwelche Schmerzen zufügt, ist es doch schön, ein paar verrückte Eigenschaften in sich selbst zu entdecken. Viele erfolgreiche Menschen haben doch gewöhnlich einen Tick. Einen Tick im positiven Sinn.
Ein Paradebeispiel dafür ist für mich Rüdiger Nehberg, „Mister Survival“. Ich hatte die Ehre, ihn schon ein paar Mal live in einem Vortrag erleben zu dürfen. Sein Werdegang, von einem Bäcker zu einem der bekanntesten Abenteurer unserer Zeit, beeindruckt mich ungemein. Und vor allem seine Erlebnisse sind außergewöhnlich: Er marschierte beispielsweise wochenlang zu Fuß alleine durch den Amazonas-Regenwald und ernährte sich dabei ausschließlich von Pflanzen und Tieren des Urwaldes. Oder er durchquerte afrikanische Wüsten oder fuhr mit einem selbstgebauten Floß über den Atlantik. Einige Menschen würden ihn sicherlich als verrückt abstempeln. Für mich ist er ein ungemein intelligenter, humorvoller, sozial eingestellter Mensch, der einfach seine Abenteuer und Träume auslebt. Er lebt sein Leben und kann dies auch sehr authentisch vermitteln. Rüdiger Nehberg ist einfach ein Mensch mit Ecken und Kanten. Und genau darauf kommt es an: sich nicht immer anzupassen, sondern auch einmal anzuecken. Nicht jeder muss gleich ein Extremsportler sein oder ein zweiter Rüdiger Nehberg werden. Man muss auch nicht um jeden Preis anders sein. Doch manchmal kann ein wenig „Verrücktsein“ nicht schaden.
Deshalb: Leben Sie ruhig Ihre Träume, auch wenn diese aus dem Rahmen fallen. Nicht was die Gesellschaft, andere oder Ihre Freunde von Ihnen erwarten, ist entscheidend. Entscheidend ist, einfach man selbst zu sein und sein eigenes Leben nach seinen Vorstellungen zu leben, auch wenn es für Außenstehende ein wenig verrückt erscheint. Nur darauf kommt es an. Das ist manchmal nicht einfach, gerade wenn es um alltägliche Dinge geht. Das musste ich schon am eigenen Leib erfahren. Wenn ich beispielsweise nach meinem Beruf gefragt werde, dann antworte ich gewöhnlich: Extremläufer und Vortragsredner. Im Rahmen von Vorträgen und Interviews ist das nicht weiter tragisch, denn dort verstehen es gewöhnlich die Menschen. Aber wenn ich ab und an mit Behörden zu tun habe, kann man schon einmal auf Unverständnis stoßen und in Erklärungsnot kommen. Manche Menschen können sich einfach nicht vorstellen, dass man als Extremsportler und Redner seine Brötchen verdient. Wäre ich stattdessen Maurer, Bankkaufmann oder Elektriker von Beruf, wäre es manchmal sicherlich einfacher. Aber diesen Preis bezahle ich gerne.
Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer
Wodurch zeichnet sich ein Abenteuer aus? Sicherlich durch den Faktor „Unbekannt“. Wohl auch durch das Risiko, das man eingeht. Und ganz sicher durch das Verlassen des gewohnten Umfeldes und der persönlichen Komfortzone. Genau das
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