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Extrem

Extrem

Titel: Extrem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Goedde
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Kassettenrekorder, der ihn mit Aufnahmen des New Yorker Verkehrslärms in den Schlaf wiegt. Der Großstadtlärm – aus der Existenz des Städters ist er nicht mehr wegzudenken!
    Und schließlich: Was wären unsere Fußballstadien ohne die Lärmkulisse, die von den Fans ganz ohne die Hilfe elektronischer Verstärkung erzeugt wird? Die Lautstärke der englischen Fangesänge bewegt sich zwischen den 115 dB(A) eines Rockkonzerts und den 130 dB(A) einesstartenden Kampfjets. Eine englische Internetseite veröffentlichte im Oktober 2007 ein Ranking, in dem die Fußballclubs der englischen Premier League nach dem Lautstärkepegel ihrer Fans gelistet sind:
Lärm-Liga-Tabelle:
1. Sunderland
11. Birmingham City
2. Tottenham Hotspur
12. Arsenal
3. Manchester City
13. Portsmouth
4. Aston Villa
14. Blackburn Rovers
5. Everton
15. Bolton Wanderers
6. Chelsea
16. Liverpool
7. Middlesbrough
17. Manchester United
8. Derby County
18. Wigan Athletic
9. Newcastle United
19. Reading
10. West Ham
20. Fulham
    Da ein Pegel von 110 – 115 dB(A) schon nach 15 Minuten Hörschäden verursacht, empfiehlt die Seite ihren Fans Ohrenschützer. Mit dem Argument, sie würden ansonsten bald das Pfeifen des Schiedsrichters nicht mehr hören! Auch die Länge und Häufigkeit der Fangesänge wurden verglichen. Hier zeigte der FC Everton das größte Durchhaltevermögen. Die Pegelwerte wurden bei jedem Spiel in Schlüsselmomenten gemessen – als die Spieler aus dem Tunnel kamen, beim Abstoß, bei Toren, zu Beginn der zweiten Halbzeit und in den letzten fünf Minuten eines jeden Matches. Einer der Beteiligten sagte: „Es ist eine laute Angelegenheit, das eigene Team zu unterstützen; unsere Beobachter haben einiges aufs Ohr bekommen. Aber die Macht des Fangesangs ist nicht zu leugnen.“ Vielleicht istdas der Grund, warum der AFC Sunderland nach nur einer Saison in der zweiten Liga wieder aufgestiegen ist – er steht in der Lärm-Liga-Tabelle an erster Stelle und hat sich seit 2007 in der ersten Liga halten können. In Deutschland hat sich unlängst ein Fan von 1899 Hoffenheim eine kuriose Form der Lärmattacke ausgedacht. Zu Beginn der Saison 2011 beschallte er die Fanblöcke der Gastvereine aus einem heimlich installierten Lautsprecher, um deren Gesänge zu übertönen. Der Mann wird nun vor Gericht gestellt.

Von Menschen und Fledermäusen
    Wie viele Sinne haben wir eigentlich? Merkwürdigerweise kursieren in unserem Sprachgebrauch nur drei Zahlen: fünf, sechs, sieben. Zum einen kennen wir die fünf Sinne, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Zum anderen kennen wir den berühmten sechsten Sinn. Er ist zu Wahrnehmungen fähig, die wir uns biologisch oder physiologisch nicht erklären können: Vorahnungen, die Ausstrahlung von Auren und übersinnliche Phänomene. Und schließlich gibt es den siebten Sinn, bekannt aus einer gleichnamigen Fernsehserie zur Verkehrssicherheit, die der WDR von 1966 bis 2005 ausstrahlte. Wer den siebten Sinn hat, ist besonders schlau und verhält sich im Straßenverkehr vorausschauend und vernünftig.
    Aber hat jemand schon einmal gehört, dass vom ersten oder zweiten Sinn die Rede war? Wäre es sinnvoll, zu behaupten, eine Person, die nur eingeschränkt riechenkann, habe ein Problem mit ihrem dritten Sinn? Und wenn jemand nicht alle fünf Sinne beisammen hat – welcher Sinn fehlt ihm dann eigentlich? Offenbar gibt es innerhalb unserer Sinne keine Ordnung, keine Priorisierung. Und, so muss man hinzufügen, inzwischen sind diese Zahlen ohnehin überholt. Denn wir nehmen nicht nur Farben, Geräusche und Gerüche wahr, schmecken und ertasten Stoffliches. Andere Körperempfindungen liefern uns ebenfalls Informationen in Form von Sinneseindrücken: die Wahrnehmung von Temperaturen beispielsweise (Thermorezeption), das Empfinden von Schmerzen (Nozizeption) oder der Gleichgewichtssinn. Auch die körperliche Eigenwahrnehmung (Propriozeption) gilt als Sinn, denn sie informiert uns darüber, an welchem Ort unserer Körperteile sich befinden. So können wir, ohne dafür eigens unter den Tisch schauen zu müssen, angeben, ob unsere Füße parallel nebeneinander stehen oder ob wir die Beine gekreuzt haben.
    Doch bedeutet dies wirklich, dass es keinerlei Hierarchie zwischen den verschiedenen Arten unserer Wahrnehmung gibt? Dass wir alle Sinne als gleichwertig betrachten? Wenn wir jemanden nicht mehr regelmäßig treffen, sagen wir: „Aus den Augen, aus dem Sinn“ – wir verlieren

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