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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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ausgebombt worden«, murmelte sie. »Was für ein sinnloser Vandalismus!«
    Sie durchstreifte das ausgeweidete Haus mit düsterer, geistesabwesender Miene und hielt gelegentlich inne, um einen zersplitterten Bilderrahmen aufzuheben und das zerrissene Foto darin zu betrachten oder mit der Hand über die Überreste eines geliebten Möbelstücks zu streichen. Dann ging sie die Treppe hinauf und in ihr Zimmer. Kendra und Seth beobachteten, wie sie den Kleiderschrank durchstöberte und schließlich eine metallene Lunchbox hervorholte.
    »Wenigstens die ist heil geblieben«, sagte Oma.
    »Hast du solchen Hunger?«, fragte Seth.
    Kendra schlug ihm mit der Hand auf den Rücken. »Was ist das, Oma?«
    »Folgt mir.«
    Unten in der Küche öffnete Oma die Lunchbox. Sie nahm eine Hand voll Fotografien heraus. »Helft mir, sie richtig hinzulegen.«
    Es waren Fotos vom Haus. Jeder Raum wurde aus verschiedenen Winkeln gezeigt. Auch die Fassade war aus vielen Perspektiven abgebildet. Insgesamt waren es mehr als hundert Fotos. Oma und die Kinder machten sich daran, sie auf dem Küchenboden auszubreiten.
    »Wir haben diese Bilder gemacht, für den Fall, dass das Unvorstellbare jemals geschehen sollte«, sagte Oma.
    Kendra begriff plötzlich. »Für die Wichtel?«
    »Kluges Mädchen«, erwiderte Oma. »Ich bin mir nicht
sicher, ob sie der Aufgabe gewachsen sind, wenn man das Ausmaß des Schadens bedenkt. Aber sie haben schon öfter wahre Wunder gewirkt. Es tut mir leid, dass uns dieses Unglück ausgerechnet während eures Aufenthalts hier widerfahren ist.«
    »Es braucht dir nicht leid zu tun«, sagte Seth. »Das ist alles nur meinetwegen passiert.«
    »Du darfst dir nicht allein die Schuld geben«, entgegnete Oma.
    »Was können wir sonst noch tun?«, fragte Kendra. »Wir haben das Ganze verursacht.«
    »Kendra hat nichts gemacht«, erklärte Seth. »Sie hat versucht, mich aufzuhalten. Was geschehen ist, ist allein meine Schuld.«
    Oma musterte Seth nachdenklich. »Du hattest nicht die Absicht, Opa Schaden zuzufügen. Aber du hast ihn durch deinen Ungehorsam angreifbar gemacht. Wenn ich recht verstehe, hattet ihr die Anweisung, nicht aus dem Fenster zu schauen. Hättest du dem Befehl Folge geleistet, wärst du nicht versucht gewesen, das Fenster zu öffnen, und sie hätten deinen Großvater nicht geholt. Du musst dich dieser Tatsache stellen und daraus lernen. Aber wir können dir nicht die ganze Verantwortung für unsere missliche Lage in die Schuhe schieben. Dein Großvater und ich sind die Verwalter dieses Besitzes. Wir sind verantwortlich für die Taten jener, die wir hierherbringen, insbesondere wenn es sich um Kinder handelt. Stan hat euch erlaubt, herzukommen, um euren Eltern einen Gefallen zu tun, aber auch deshalb, weil wir anfangen müssen, unser Geheimnis an unsere Nachfahren weiterzugeben. Wir werden nicht für immer da sein. Auch wir wurden einst eingeweiht, und es kam der Tag, da uns die Verantwortung für dieses magische Refugium übertragen
wurde. Eines Tages werden wir die Verantwortung an andere weitergeben müssen.«
    Sie fasste Seth und Kendra an den Händen und sah sie liebevoll an. »Ich weiß, dass deine Fehler nicht aus Vorsatz oder Bosheit entstanden sind. Dein Großvater und ich haben selbst viele Fehler gemacht, genau wie alle Menschen, die je hier gelebt haben, ganz gleich, wie weise oder vorsichtig sie waren. Dein Großvater trägt einen Teil der Verantwortung, weil er euch in diese Situation gebracht hat. Ihr habt das Fenster mit den besten Absichten geöffnet. Und in jedem Fall trifft die Ungeheuer, die ihn entführt haben, die größte Schuld.«
    Kendra und Seth schwiegen. Seth verzog das Gesicht. »Wenn ich nicht gewesen wäre, würde es Opa jetzt gut gehen«, sagte er und gab sich alle Mühe, nicht zu weinen.
    »Und ich wäre immer noch ein Huhn in einem Käfig«, erwiderte Oma. »Denken wir darüber nach, wie wir das Problem lösen können, statt Schuldzuweisungen zu machen. Verzweifelt nicht. Ich weiß, dass wir die Dinge in Ordnung bringen können. Führt mich jetzt zu Dale.«
    Seth nickte, schniefte und fuhr sich mit dem Unterarm über die Nase. Dann ging er voran über die hintere Veranda und durch den Garten zu der umgestürzten Statue.
    »Es sind wirklich nicht viele Feen da«, stellte Oma fest. »Ich habe den Garten noch nie so verlassen gesehen.«
    »Seit dem Angriff auf Seth waren es viel weniger«, erklärte Kendra. »Und seit Opa verschwunden ist, sind fast gar keine mehr da.«
    Als sie

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