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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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an Randall und Rachel und ...
    »Du bist ein Kelpie.«
    Mr. Moons Augen funkelten wie Eissplitter.
    »Du kannst deine Gestalt verändern. Du bist in meinem Büro aufgetaucht und hast sie alle getäuscht. Du hast die Mail an Arthur geschrieben und ihn getroffen. Ihr habt über etwas gestritten.«
    Archibald erwiderte nichts.
    »Sag es mir.«
    »Nur über die Leitung des Projekts. Er dachte, dass du ihm seine Position streitig machen willst.« »Das hast du ihn glauben lassen?« Er nickte. Betroffen.
    »Du hast ihn in den letzten Augenblicken seines Lebens glauben lassen, dass ich sein Vertrauen missbraucht habe?« »Was hätte ich denn tun sollen?« »Du Dreckschwein!« »Colin ...«
    Mr. Moon grinste von einem Ohr bis zum anderen, und das nicht mal sprichwörtlich. Und er hatte wirklich spitze Zähne, die mit jedem Lächeln mehr blitzten.
    »Als er zurückfuhr, da haben ihn deine Freunde angegriffen.« »Die Vögel.«
    Colin stöhnte. »Ja, mein Gott, die Vögel.«
    Man hat bunte Federn gefunden, überall im Auto.
    »Wie ist er gestorben?« Eigentlich wollte er bloß hören, dass er nichts gespürt hatte.
    Doch Archibald sagte lediglich: »Ich bin nicht dabei gewesen.«
    Colin war fassungslos.
    »Er ist in die Themse gestürzt, und als er schon ertrunken war, da hast du die Bremsschläuche angenagt.« Ihm schwindelte. Ja, ein Kelpie war natürlich ein Geschöpf aus dem Wasser. In der trüben Brühe der Themse zu tauchen war eine Leichtigkeit für ein solches Geschöpf. »Du wolltest das alles mir anhängen.«
    Archibald Darcy schwieg.
    Das konnte er gut.
    »Und warum?« Colin gab sich die Antwort selbst. »Damit ich wieder verschwinde, bevor du in Ravenscraig einziehst und dir das Gesicht von Mr. Munro zulegst. Während Danny und Mutter im Mond sind und keiner, aber auch wirklich keiner mehr deinem Glück mit Miss Robinson in die Quere kommen kann.«
    Colin starrte das Wesen, das einmal sein Vater gewesen war, nur stumm an.
    Die Zeiten, in denen Archibald Darcy ihm geantwortet hatte, waren nun vorbei.
    Er schwieg sich aus, einfach so.
    Bilder bestürmten Colin wie Nadelstiche. Arthur und Mary und Seiina, die düstere Themse, eine Wolke bunter Vögel, Schreie, Tod, Betrug und Lüge, wohin man sah.
    Dann, mitten hinein in die nächtliche Stille, fragte Mr. Moon lapidar und kühl: »Kann ich ihn jetzt mitnehmen?«
    Erneut blitzte grellbunte Panik in Archibald Darcys Augen auf. »Nein«, schrie er den Mond an, »das geht nicht.«
    Jetzt endlich erwachte der Alte zum Leben.
    Mr. Moon, der lässig am Türrahmen lehnte, zuckte nur leicht die Achseln. »Warum nicht?«
    »Danny ist der Schuldner.«
    »Du Heuchler«, zischte Colin.
    »Er ist derjenige, der das Geschäft mit Madame Redgrave eingegangen ist, nicht ich. Niemand kann mich zwingen, Ihnen dorthin zu folgen.« Er blickte durch das Fenster hinauf zum Nachthimmel.
    Mr. Moon trat einen Schritt vor und lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand. »Sie sind noch immer an Helen Darcy gebunden«, sagte er und betonte das folgende »Mr. Darcy« mit besonderer Wonne. »Danny muss den Preis zahlen, nach wie vor, das ist richtig. Aber es wusste ja niemand, dass Sie noch leben, Mr. Darcy senior.«
    Draußen, am Himmel, zogen Wolken auf.
    »Ihre Frau hat ein Anrecht darauf, mit ihrem Mann zusammen zu sein, das wissen Sie. Sie sind ein Kelpie und müssen tun, was Ihre Frau von Ihnen verlangt.«
    Archibald Darcy wurde kreidebleich.
    »Sie weiß alles«, säuselte Mr. Moon.
    Archibald Darcy schüttelte den Kopf. »Nein, das können Sie nicht machen.«
    »Eingedenk dieser neuen Umstände«, sagte Mr. Moon lächelnd und rieb sich die Hände mit den langen Fingern und den manikürten Nägeln, »steht es mir frei, die Zahlungsweise zu modifizieren. Da Ihr ältester Sohn hier«, er bedachte auch Colin mit einem Lächeln, das sehr raubfischartig aussah, »sich so viel Mühe gegeben hat, die Wahrheit ans Licht zu bringen, um mir Sie, Mr. Darcy senior, vorzustellen, ist für mich das Problem damit gelöst. Es ist doch so, dass Helen Darcy und Sie, wenn Sie beide im Mond leben, viel mehr zu meinem Amüsement beitragen werden, als wenn Danny und seine Mutter dort oben verweilen.« Er nickte Colin zu. »Ich denke also, dass sich ein Preisnachlass in voller Höhe, netto, durchaus rentiert. Für mich.« Dann klatschte er in die Hände. »Deswegen«, er beugte sich vor, bis sein Gesicht dem Archibald Darcys so nahe war, dass Colin schon dachte, er wolle ihn küssen: »Willkommen im

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