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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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dafür in Frage? Colin, der große Bruder, der schon damals wusste, wo Rio Bravo liegt. Miss Robinson ruft mich also an, und schon kehre ich in die alte Heimat zurück.« Er hielt inne, betrachtete seinen Vater, dann Mr. Moon und wieder Archibald Darcy. Ganz leise, als könnte er es selbst kaum glauben, flüsterte er ihren Namen: »Miss Robinson!«
    Archibald Darcy schaute auf.
    Und Colin sah seinen Verdacht bestätigt. »Miss Robinson hat mich angerufen, weil sie es gewusst hat!«
    »Das ist gut«, sagte Mr. Moon. »Das ist besser als Kino auf DVD.«
    »Sie hat es die ganze Zeit über gewusst.«
    Allmählich dämmerte Colin die ganze Tragweite dessen, was er da gesagt hatte.
    »Peabody sagte dem Constable, dass Miss Robinson und Mr. Munro das Vermögen erben werden. Mutter habe das Testament geändert, weil sie sich über ihre Söhne geärgert hatte.«
    Archibald Darcy sah so schuldig aus, dass es kaum zu ertragen war.
    »Du«, spie Colin das Wort aus, und dann, nach einer Pause, in der er nach Luft schnappen musste, fügte er hinzu: »Du .., und sie. Miss Robinson und du.«
    »Wir lieben uns«, sagte Archibald Darcy nur. »Was soll man machen. Die Vernunft kommt gegen das Herz nicht Das also war das Familiengeheimnis, der tiefe Abgrund, der sich schon so lange in Ravenscraig aufgetan hatte.
    »Hat Mutter es gewusst?«
    »Nein.«
    Mr. Moon grinste.«Jetzt weiß sie es.«
    Beide starrten ihn an.
    Mr. Moon deutete hinauf zum Himmel. »Sie hört mit, das darf sie.«
    Archibald Darcy wirkte auf einmal noch sehr viel verzweifelter als vorher schon.
    Und Colin sah, wie die letzten Puzzlestücke ein Bild formten, das ihm absolut nicht gefiel.
    Für sich selbst fasste er flüsternd und noch ganz und gar ungläubig zusammen, was die einzelnen Puzzleteile zeigten: »Mutter ist jetzt fort, Danny zahlt den Preis und leistet ihr im Mond Gesellschaft, Miss Robinson und Mr. Munro erben Ravenscraig und die Kunstschätze und das gesamte Vermögen der Familie.« Er starrte in die grünen Augen seines Vaters. »Und du? Was machst du? Was sollte passieren, sobald alles so weit war? Tauchst du einfach wieder auf, gehst nach Ravenscraig, lächelst charmant und sagst: Hallo, Miss Robinson?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, so einfach kann es nicht gewesen sein, oder?«
    »Er ist ein Kelpie«, half Mr. Moon ihm auf die Sprünge.
    Ja, das war die Lösung.
    Das allerletzte Puzzleteil.
    »Derjenige, der Macht über das Kelpie hat, kann auch bestimmen, wie es aussieht.« Warum war Colin nicht schon früher darauf gekommen? Es war so offensichtlich, was sein Vater und Miss Robinson im Schilde geführt hatten.
    So simpel.
    Archibald Darcy sah so ertappt aus, wie ein Wesen nur jemals ertappt aussehen kann.
    »Du liebst Miss Robinson, und sie liebt dich, wie wunderbar. Ja, das ist es. Miss Robinson ist diejenige, die fortan alle Macht über dich hat. Sie kann dir ein neues Gesicht geben, wenn sie will. Du wirst so sein, wie sie es sich wünscht.«
    »Mr. Munro«, schlussfolgerte Mr. Moon und grinste breit. Colin nickte. Mr. Munro also.
    Ja, das war offenbar der Plan gewesen.
    Er musste an den Mann denken, der sich immer um den Park und alles andere gekümmert hatte. Wie Miss Robinson so hatte auch Mr. Munro zur Familie gehört, sozusagen. Er war ein Bestandteil von Ravenscraig gewesen, und Colin konnte sich an keine Zeit erinnern, in der er nicht da gewesen war.
    »Aber was passiert mit dem echten Mr. Munro?«
    »Den müsste man beseitigen«, schlug Mr. Moon vor.
    »Nein, nein, er lebt noch«, sagte Archibald Darcy, als sei dies eine Entschuldigung dafür, dass er und Miss Robinson nur daran gedacht hatten, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
    »Ja, noch.«
    »Aber ...«
    »Du bist so erbärmlich«, sagte Colin.
    Archibald Darcy würde Mr. Munro töten und dann dessen Stelle an Miss Robinsons Seite einnehmen. Ravenscraig würde den beiden gehören, so war es geplant.
    Es war alles so einfach.
    Das war es, was Colin am meisten erschreckte. Es war zum Totlachen einfach.
    Archibald Darcy sagte eine Weile lang nichts mehr. Ruhig saß er auf der Pritsche und betrachtete das Gesicht seines Sohnes, in dem die Welt, wie sie einmal gewesen war, in Scherben zerfiel.
    »Du hast Arthur umgebracht.«
    Sein Vater wandte sich ab, als er das hörte.
    »DU HAST ARTHUR ERMORDET!«
    »Eigentlich waren es die Vögel«, stammelte er.
    Colin spürte neue Tränen der Wut in seinen Augen aufsteigen. Er dachte an Mary und Seiina, den Autounfall und die Sache mit SigmaCom,

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