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Fabula

Fabula

Titel: Fabula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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letzte CD gelaufen war? Hatte der Mann nichts anderes zu tun? Gab es keine dringenderen Fälle in den Rhinns of Galloway?
    »Ihr Bruder hatte die Seeger-Songs selbst produziert, und, um auf Ihre Feststellung von eben zurückzukommen: Nein, Mr. Darcy, es ging ihm nicht besonders gut. Er brauchte das Geld, um das nächste Projekt zu finanzieren.«
    Colin schluckte, schaute Livia an, die genauso ratlos wirkte wie er auch.
    Dass der Constable mehr über Danny zu wissen schien als er selbst, traf Colin sehr.
    »Dannys Frau wollte sich von ihm trennen«, sagte Miss Robinson auf einmal.
    Colin starrte sie an.
    Was ging hier nur vor?
    »Er hat es mir gesagt.«
    »Wann?« »Vor vier Tagen. Es gab Differenzen zwischen seiner Frau und ihm.«
    Die Neuigkeiten zischten nur so an Colin Darcy vorbei.
    »Er war sehr nervös«, berichtete Miss Robinson. »Dann wollte er rüber nach Stranraer fahren. Das ist alles.«
    »Das ist alles?«
    Sie nickte. »Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
    Constable Plummer stellte fest: »Das meine ich mit seltsam.« Er stand auf und kam auf Colin zu. »Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Nun ja, erst einmal gelten Ihre Mutter und Ihr Bruder natürlich als vermisst. Und es kann natürlich sein, dass beide wieder auftauchen. Natürlich kann das sein.« Sein Gesicht wurde schattenhaft und ernst. »Aber wenn sie das nicht tun, dann haben wir ein Problem.«
    »Natürlich«, grummelte Colin.
    So viel also der Neuigkeiten.
    »Ich bitte Sie, Mr. Darcy, sich erst einmal zu unserer Verfügung zu halten.«
    Das wurde ja immer besser. »Sie verdächtigen mich also allen Ernstes, etwas mit dem Verschwinden der beiden zu tun zu haben?«
    Die Haiñschaugen blieben ruhig. »Ich sagte Ihnen bereits, was ich von Motiven halte. Es gibt immer eins. Auch in diesem Fall. Entweder tauchen die beiden wieder auf oder nicht. Wenn sie es nicht tun, dann erben Sie, Mr. Darcy, all das hier.« Er ließ den Blick genüsslich durch den riesigen Raum wandern. »Es ist nicht das schwächste Motiv, da werden Sie mir zustimmen.«
    Miss Robinson blieb stumm.
    Livia wirkte bedrückt.
    Und Colin Darcy musste sich eingestehen, dass die Annahme nicht von so weit hergeholt war, wie er es gern gehabt hätte. Er würde tatsächlich das Haus und alle Besitztümer erben, und das wäre nicht gerade wenig.
    Andererseits aber war sich Colin auch im Klaren darüber, dass er selbst nichts mit dem Verschwinden der beiden zu tun hatte. Das Problem blieb also ein Problem, trotz des einleuchtenden Motivs, an dem sich der Constable immer mehr festzubeißen schien.
    »Wo kann ich Sie erreichen?«, wollte der Constable wissen.
    »Ich habe in der Pension Anclent Mariner's Lodge, drüben in Portpatrick, Quartier bezogen.«
    »Nicht hier?«
    »Nein.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Dürfen Sie.«
    Schweigen.
    »Und? Geben Sie mir auch eine Antwort?«
    Colin zog ein Gesicht, dann sagte er: »Ich hasse dieses Haus.«
    »Aha«, machte der Constable.
    »Gibt es sonst noch etwas, was Sie mich fragen wollen?«
    Plummer schüttelte den Kopf. »Vorerst nicht. Sollte mir noch etwas einfallen, werde ich mich melden.«
    »Dürfte ich Sie dann jetzt bitten zu gehen?« Colin wusste, dass es nicht gerade freundlich klang, aber er verspürte nicht das geringste Interesse, sich noch länger mit diesem Herrn auseinandersetzen zu müssen. Er wollte mit Miss Robinson reden und endlich erfahren, was genau hier geschehen war. Das Ganze war immer mehr immer weniger »Ich lasse wieder von mir hören«, verabschiedete sich der Constable, nicht ohne Colin noch mit einem durchdringenden Blick zu bedenken, einem Blick, der alles Mögliche hätte bedeuten können.
    »Davon«, antwortete Colin, »bin ich überzeugt.«
    Und dann, endlich, verließ Constable Plummer mit den Haifischaugen den Salon.
    Miss Robinson geleitete ihn nach draußen, obwohl er, wie er mehrmals und überschwänglich lächelnd bekundet hatte, den Weg hinaus auch allein gefunden hätte.
    Sobald die beiden den Salon verlassen hatten, war Livia bei Colin.
    »Was, in aller Welt, ist hier nur los?« Sie klang besorgt.
    »Wenn ich das nur wüsste«, murmelte Colin. Dann erklärte er ihr kurz und knapp, warum er das Bildnis mit dem Reiter im Moor nicht mochte. »Es ist so seltsam, ich habe an all diese Dinge seit Jahren nicht mehr gedacht. Sie waren fort gewesen, begraben, irgendwo. Und jetzt kommen all diese bösen Erinnerungen zurück.«
    Sie ergriff seine Hand, und es tat gut. »Wir haben damals darüber

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