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Fächertraum

Fächertraum

Titel: Fächertraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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Schnabel voran, stürzte sich der Kleine in das dunkle Wasser. Nur ein paar Sekunden später schoss er wieder hoch, fußte auf einem anderen Zweig und schluckte.
    Der Kommissar beneidete den erfolgreichen Fischer. Einmal zustoßen und mit Beute zurückkehren. So einfach wünschte er sich seine Arbeit auch. Vielleicht sollte er es ebenso machen? Einen Ansitzplatz suchen, aufmerksam warten, das Dunkel beobachten und dann gezielt zuschlagen.
    Plopp, war der Eisvogel wieder untergetaucht. Ein paar Meter flussabwärts kam er wieder nach oben. Dieses Mal anscheinend ohne Erfolg. Na also, warum soll es dir besser gehen, dachte Lindt, da hob der Vogel den Kopf. Zwei Sekunden Auge in Auge, dann stob er davon.
    Lindt kehrte der Alb den Rücken zu, blieb nochmals stehen, drehte sich um, schaute zurück, schüttelte den Kopf. Irgendetwas Leuchtendes trieb auf dem Wasser vorbei, doch er war schon zu weit weg, um es genau zu erkennen.
    Kräftiger schritt er jetzt aus, verließ die Grünanlage und stieg am Kühlen Krug in eine Bahn der Linie 5, die ihm vor die Füße rollte. Leise stöhnend ließ er sich auf einen der harten Holzsitze fallen.
    Eigentlich hatte er gedacht, sein Leben wieder fest im Griff zu haben, aber was sollte dann abermals so ein merkwürdiger Traum? Noch dazu am helllichten Tag. Und so plötzlich. Wieso war er überhaupt eingenickt?
    Einige Minuten vergingen, ohne dass er überlegte, wohin er eigentlich fuhr. Er registrierte nicht einmal, dass er am Polizeipräsidium vorübergefahren war. Erst die Pyramide am Marktplatz holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Außerdem knurrte sein Magen.
     
    Ein Brötchen mit Spießbraten und frisch geriebenem Meerrettich half ihm fürs Erste. In einer Nische des Schnellrestaurants lehnte Lindt an der Wand und nahm sich Zeit. Er kaute und schaute, er schluckte und guckte, er beobachtete die vorüberfahrenden Bahnen und die vorbeieilenden Menschen auf der Kaiserstraße. Wie die Alb, sinnierte er, auch ein Fluss, nur einer, der gleichzeitig in verschiedene Richtungen fließt.
    Die Vier Richtung Waldstadt, dahinter ein Transporter der Verkehrsbetriebe. Orangefarben, der Kleinbus. Ob die zwei Jungs wirklich ›Stadtwerke‹ gelesen hatten? Oder könnte jeder beliebige Kastenwagen mit dieser Lackierung infrage kommen?
    Andererseits hatte er mit Kindern als Zeugen fast nur gute Erfahrungen gemacht. Vor allem an Details erinnerten sie sich meist besser als die Erwachsenen.
    Lindt wischte sich mit einer Papierserviette über den Mund, holte noch eine Apfelschorle und musste sich eingestehen, dass es keine einzige wirklich heiße Spur gab. Niemand, den sein Verhalten so richtig verdächtig machte. Keiner, den er weichkochen konnte. DNA -Spuren? Fehlanzeige. Fingerabdrücke? Nichts. Suchaktion im Hardtwald? Nur Müll.
    Jetzt zogen sich sogar die einzelnen Sonnenstrahlen wieder hinter das Novembergrau zurück.
    Wo konnte er nur den Hebel ansetzen? Provozieren, eine Falle stellen, Treibjagd machen – wenn er einen Verdächtigen im Visier hatte, gab es genügend Möglichkeiten, ihn aus der Reserve zu locken. Aber in diesem Fall? Zwei Tote und ein großer Unbekannter. Oder war alles ganz anders? Eine Verkettung unglaublicher Zufälle? Gab es vielleicht zwei verschiedene Mörder? War die Zigarettengeschichte gar nicht der Grund für die Schüsse?
    Der Kommissar beobachtete immer noch die vorbeiflanierenden Leute. Jeder von ihnen konnte es gewesen sein. Wie viele hatten wohl ein kleines schmutziges Geheimnis, ein krummes Ding gedreht, eine ›Leiche im Keller‹? Lügen, betrügen, verdrehen, täuschen, tarnen – alles an der Tagesordnung, Hauptsache, nicht erwischen lassen.
    Doch Lindt sah keine Möglichkeit, irgendwo anzupacken. Musste wieder einmal der Zufall helfen? Gab es denn nicht ein kleines, nur ein winzig kleines Indiz, irgendeine Spur, die auf eine bestimmte Person hindeutete?
    Wieder fuhr ein Kastenwagen der Verkehrsbetriebe vorüber. Ob der auch zwei Kanister Sprit dabeihatte, um damit ein Haus in ein Flammenmeer zu verwandeln?
    Aah, das Benzin!, fuhr es dem Kommissar durch den Kopf. Er nahm sein Handy aus der Tasche.
    »Jan, könnt ihr noch die Videobänder der umliegenden Tankstellen sichten? Wenn wir Glück haben, sehen wir den Feuerteufel beim Kanisterfüllen.«
    Der Einfall gab Lindt wieder Hoffnung, etwas Hoffnung, wenn er es genau überlegte, nur einen leichten Schimmer im trüben Herbst, aber er klammerte sich daran. Er hielt sich an diesem Gedanken fest, so wie am

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