Fächertraum
Nacht und verunglückt auf diesem Vogesenpass.«
»Denkbar«, sagte Lindt. »Sehr kurvig dort oben. Er könnte echt den Abflug gemacht haben.«
»Theorie zwei«, fuhr Jan Sternberg fort. »Jordan wird auf diese Weise ermordet.«
Wellmann runzelte die Stirn: »Wieso ermordet? Wer hätte ein Motiv? Etwa die aufgebrachten Arbeiter aus seiner Fabrik?«
Auch Lindt hielt nicht viel von Sternbergs Gedanken: »Von einem toten Geschäftsführer bekommt niemand das ausstehende Gehalt.«
»Vielleicht gibt es Hintergründe, die wir noch gar nicht kennen?«
»Möglich ist natürlich vieles, Jan. Wir fischen immer im Trüben. Bis auf den Grund des Baches sehen wir selten, aber trotzdem bekommen wir manchmal einen dicken Karpfen an die Angel.«
»Karpfen leben nicht in Bächen, sondern in schlammigen Seen, das solltest du doch wissen, Oskar«, sagte Ludwig Willms, der eingetreten war und den letzten Satz mitbekommen hatte.
»Die KTU hat hoffentlich was Wichtiges, wenn sie schon das Brainstorming der Mordkommission stört.«
»Und ob, ihr werdet euch wundern. Der Tote im Porsche Cayenne, das kann jeder sein, nur nicht Klaus-Dieter Jordan!«
»Sicher?«
»Ganz sicher, Oskar! Die Gene lügen nicht. Wir hatten gestern extra noch Vergleichsmaterial aus seiner Villa besorgt.«
»Was denn?«, wollte Jan Sternberg wissen.
»Die Zahnbürste: Speichelspuren, Fingerprints, alles dran, komplett.«
»Habt ihr der Haushälterin von dem ausgebrannten Wagen erzählt?«
»Natürlich nicht, Oskar. Die Aufgaben, bei denen es auf besondere Feinfühligkeit ankommt, überlassen wir selbstverständlich euch.«
»Danke, aber auf das Überbringen der Todesnachricht sind wir auch nicht besonders scharf.«
»Ich bin echt froh, dass meine Mitarbeiter nichts gesagt haben. Aber gestern dachten wir alle natürlich nur an das Nächstliegende.«
Lindt kratzte sich am Hinterkopf. »Vielleicht war es ja gar nicht verkehrt, diese Information vorerst noch zurückzuhalten. Lasst uns diesen Trumpf für später aufheben. Vor allem darf nichts an die Presse geraten. Ermittlungstaktische Gründe, falls einer fragt.«
»Ein unbekannter Toter im Wagen von Klaus-Dieter Jordan. Ob wir darüber mal nach Frankreich berichten?«, überlegte Paul Wellmann.
»Wieso denn das?«, fragte Jan Sternberg überrascht.
»Na ja, vielleicht vermissen die jemanden.«
Lindt stimmte zu: »Okay, Paul, sag in Colmar Bescheid und geh auch mal unsere Datenbank durch.«
Jans Fantasie arbeitete auf Hochtouren. »Hört mal meine Theorie Nummer drei: Jordan will sich nicht nur absetzen, sondern auch für tot gehalten werden. Vielleicht gibt es noch eine dicke Lebensversicherung zugunsten dieser flotten Haushälterin?«
»Und die wartet nur auf die Auszahlung, um ihren Liebsten erst zu betrauern und ihm nach ein paar Wochen auf die Bahamas zu folgen.«
»Florida, Paul. Wo er inzwischen mit neuer Identität lebt? Also bitte«, warf Lindt ein. »So eine schräge Story. Wir sind hier doch nicht beim Privatfernsehen.«
»Alles ist möglich. Hast du vorhin selbst gesagt, Oskar.«
»Vieles, Paul, nicht alles. Manchmal liegt die Wahrheit auch näher, als wir denken. Sie ist nur nicht ganz offensichtlich. Verdeckt, verschwommen oder zugeweht.«
»Vielleicht mit Laub«, meldete sich Ludwig Willms wieder. »Ich glaube, wir sollten wieder im Hardtwald suchen.«
»Wegen des Klebebands?«
»Genau, denn die DNA -Spuren darauf, die stammen von Jordan.«
»Also nicht nur der halbe Fingerabdruck, sondern auch die Haut- und Blutpartikel?«, wollte Lindt wissen.
Willms bestätigte. »Der Fundort ist von der Bereitschaftspolizei recht genau aufgenommen worden. Deshalb denke ich, wir werden dort in der Nähe nochmals intensiv suchen.«
»Wann könnt ihr anfangen?«
»Ein Team kann ich gleich schicken, das zweite bis um zehn.«
»Also los«, gab Oskar Lindt grünes Licht. »Hoffentlich findet ihr was.«
Ludwig Willms hatte das Büro der Mordermittler kaum verlassen, als ein Schutzpolizist mit einem Mitarbeiter der Stadtwerke erschien.
»Karl Haubold«, stellte sich der untersetzte Mann vor. »Werkstattmeister, seit 32 Jahren.«
Paul Wellmann zog einen Stuhl heran. »Bitte, setzen Sie sich neben mich.« Er wies auf seinen Monitor. »Überwachungsvideo einer Tankstelle. Uns interessiert, ob Sie diesen VW -Bus identifizieren können. Wir vermuten den Zusammenhang mit einer Straftat.«
»Dass ihr hier die Mordkommission seid, hab ich schon mitbekommen. Hats was mit dem Bettfedernfall zu
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