Faeden des Schicksals
sah Caitlyn in den Himmel. Eine Sternschnuppe war zu sehen. Der Anblick rief ein Déjà-vu hervor. In letzter Zeit erschienen sie recht häufig.
Der Wagen bog nach einiger Zeit auf eine Landstraße ein. Wenige Meter weiter erreichte er einen noch unscheinbareren Weg.
Caitlyn sah skeptisch nach draußen. Das hätte sie nicht als Straße erkannt. Es wurde noch steiniger und sie hielten an. Ein Wald erstreckte sich vor ihnen.
„Den Rest müssen wir zu Fuß gehen“, meinte Kayne und stieg aus.
„Wo sind wir?“ Caitlyn folgte ihm.
Sie waren in der Wildnis. Er antwortete ihr nicht und wie er sich hier überhaupt noch orientieren konnte und das bei Nacht, war ihr schleierhaft. Trotzdem ging er zielgerichtet weiter, schien sich kein einziges Mal zu verlaufen. Dann blieb er plötzlich stehen und ließ sich in die Hocke sinken.
„Was ist los?“, fragte Caitlyn , als sie ihn erreichte, verstummte jedoch, als Kayne die Hand hob.
Sie versuchte etwas zu erkennen. Obwohl der Vollmond am Himmel stand und sein weißes Licht zur Erde warf, konnte sie nichts identifizieren.
„Weiter.“ Er sprang auf.
Wieder liefen sie einige Zeit, bis er erneut stehen blieb. Gemurmel war zu hören. Es kam irgendwo vor ihnen aus der Dunkelheit.
„Was ist das?“, fragte sie.
„Der Versammlungsplatz .“ Kayne ging langsam geduckt weiter. „Wir sind gleich da.“
Sie schlichen durchs Unterholz. Die Stimmen wurden lauter, unterhielten sich, Einzelnes war jedoch nicht auszumachen.
„Du solltest von hier an erst einmal alleine gehen“, flüsterte er ihr zu.
Alleine in ein Rudel voller Werwölfe? Bei Vollmond? Ja, das war eindeutig der Traum, den sie nie gehabt hatte.
„Aber ist das … nicht irgendwie gefährlich?“, brachte sie hervor.
„Ich werde in der Nähe bleiben.“ Sein Blick blieb unverwandt nach vorne gerichtet. „Sollte etwas passieren, werde ich da sein. Allerdings wirst du wahrscheinlich sicherer sein, wenn sie mich nicht bei dir sehen.“
„Die alte Feindschaft zwischen euch?“ Caitlyn zog eine Augenbraue hoch.
Kayne nickte nur.
„Wie kann man nur so verbohrt sein?“, zischte sie.
„Das darfst du gerne mit ihnen ausdiskutieren.“ Er ging weiter.
Caitlyn folgte ihm leise. Sie kamen näher, die letzten Meter überwand sie alleine. Kayne sah sie nicht mehr.
„Wir müssen die Vampire endlich aus dieser Stadt vertreiben“, hörte sie eine wütende Stimme. Sofort ertönte lauter Beifall.
„Das ist nicht der Grund, warum wir hier sind!“, warf jemand anderes ein.
Sie versuchte weiter heranzukommen.
„Unsere Zeit wird knapp. Immer mehr von uns werden krank“, rief der Erste. „Wenn wir die Vampire jetzt nicht besiegen, werden wir vielleicht alle sterben.“
Wieder erklangen laute Rufe, die ihm zustimmten.
„Bitte, hört erst einmal zu“, versuchte der andere wieder Ruhe hereinzubringen.
Caitlyn war weiter heran. Jacob! Er stand vorne auf einer Art Podest. Als sie versuchte , mehr zu erkennen, bemerkte sie, dass es ein gewaltiger gefällter Baum war. Seine Stimme ging recht schnell unter, egal, wie sehr er versuchte, alle zu beruhigen. Die Schreie nach Rache und Vergeltung wurden lauter.
Eine weitere Gestalt trat auf dem Baumstumpf. Owen! Er ließ den Kopf ein wenig kreisen, seine Lippen verzogen sich und plötzlich …
… brüllte er durch seine Wolfskehle. Es war so laut, dass die versammelte Meute verstummte. Dann schüttelte er den Kopf erneut und war wieder menschlich.
Caitlyn hatte sich hinter einen Baum gekauert. Der Schrei hatte ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie hatte den Eindruck , einer wilden Bestie gegenüberzustehen.
„Es reicht!“ Seine Stimme hallte über die gesamte Lichtung. „Wir haben derzeit andere Probleme. Uns jetzt mit den Vampiren anzulegen, wäre eine der größten Dummheiten überhaupt.“
Tuscheln wurde laut. Überall schienen sich die Werwölfe zu unterhalten, und wie es in jeder Diskussion üblich war, gab es die unterschiedlichsten Meinungen.
„Unsinn!“, ertönte eine weibliche Stimme.
Laarni! Sie war hier! Aber …
Caitlyn starrte sie an. Sie schien vollkommen verändert. Ihre sonst so pedantisch hochgebundene Frisur war einer wilden Mähne gewichen. Ihre Klamotten waren abgetragen, an manchen Stellen zerrissen. Sie sah nicht wie eine angesehene Ärztin aus, sondern eher wie ein rebellierender Teenager, der Punk hörte und immer gegen den Strom zu schwimmen versuchte. Früher wäre sie nie so herumgelaufen.
„Wir verlieren unsere
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