Faeden des Schicksals
sah Caitlyn in einen der Räume.
Sie hatte das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben. In dem Raum sah sie einen Mann auf einen Tisch geschnallt. Etliche Schläuche führten von seinem Körper weg. Er lag auf dem Rücken, vollkommen nackt und dann drehte er den Kopf zu ihr.
Gelbe Augen …
Caitlyn stockte.
„Halt!“, und etwas lag in ihrer Stimme, das selbst Kayne stoppen ließ.
„Wir haben keine Zeit“, drängte er.
Doch Caitlyn gelang es , sich loszureißen und in den Raum zu stürmen. Mit jedem Schritt, den sie näher kam, spürte sie ein Stechen im Kopf. Noch eines und noch eines, dann ein Bild. Sie starrte den Mann vor sich an.
„Elion“, flüsterte sie. Sie hatte ihn vollkommen vergessen. Doch jetzt war er wieder hier, lag vor ihr, gefesselt. Dann zuckten weitere Bilder durch ihren Kopf.
„ Ich lasse keinen von euch entkommen. Ihr tragt beide die Schuld an diesem … Schicksal“, hallte der Satz in ihrem Kopf wider und ließ sie aufstöhnen. Sie sah ihn an, sah, wie er hilflos dort lag, scheinbar von mehreren Drogen zugedröhnt. Ihr Blick glitt über die Infusionen, die in ihn gepumpt wurden.
Wie konnte das sein? Ein normaler Mensch wäre längst daran gestorben.
„Caitlyn, weg hier!“, hörte sie Kayne und spürte, wie er wieder nach ihr griff.
„Dich hat es auch schon .“ Die Stimme von Elion war nur ein Flüstern, doch sie ließ Caitlyn wie auch ihren Bodyguard erstarren. Der Blick ging direkt zu dem Vampir.
„Was hat mich?“ Kaynes Ausdruck hatte sich verändert.
„Du weißt es.“ Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Mörders.
Mörder! Das Wort zuckte durch ihren ganzen Körper. Sie sah die Bilder seiner Taten erneut vor sich; diese grausamen, blutigen Morde.
Warum empfand sie im Moment trotzdem so etwas wie … Mitleid?
„Er redet Irrsinn“, zischte Kayne und drehte sich zu Caitlyn um. „Wir sollten verschwinden, bevor Alex etwas bemerkt.“
„Diese Krankheit .“ Ein ersticktes Lachen erklang. „Sie verändert alles. Sie verändert dein Wesen.“
„Was?“, rutschte es Caitlyn und Kayne gleichzeitig über die Lippen.
„Wovon redest du da?“ Sie ging näher heran.
„Davon, was du in unsere Welt getragen hast“, seine Stimme schwoll an. Er keuchte und versuchte sich aufzurichten, die Schnallen hielten ihn weiter auf der Liege. „Du bist schuld an dieser verdammten Seuche!“
Caitlyn wich erschrocken zurück. Doch Kayne trat stattdessen vor und griff nach den Schultern des Mannes.
„Welche … Seuche?“, presste er hervor.
Einen Moment starrten sich die beiden in die Augen. Ein Knurren drang aus Kaynes Kehle. Elion gab ein Glucksen von sich, das zu einem Lachen anschwoll.
„Was tun Sie hier?“, unterbrach eine weibliche Stimme die Szene.
Caitlyn fuhr auf der Stelle herum und starrte zur Tür. Eine Frau in weißem Arztkittel, die braunen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie starrte entsetzt auf die Besucher, die, ihrer Meinung nach, hier mit Sicherheit nichts verloren hatten.
Dann fuhr sie herum und stürmte davon.
„Binde t mich los!“, kreischte Elion. „Sie wird entkommen und ihr nie mehr über die Seuche erfahren!“
Das schien zu wirken. Zumindest bei Kayne, Caitlyn verstand immer noch nichts. Der Vampir riss an den Fesseln. Die Bänder gaben nicht nach. Doch seine Fingernägel schienen zu wachsen, schärfer zu werden und rissen immer weiter das dicke Lederband ein, bis sich Elion mit einem Schrei losriss.
Er fuhr hoch. Die Infusionen wurden aus seinem Körper gerissen und er sprang nach draußen. Der Schrei der Frau war zu hören, gefolgt von einem widerwärtigen Schmatzen.
Caitlyn rannte zur Tür, gefolgt von Kayne. Sie sahen den Körper der Ärztin. Sie war gegen die Wand geschleudert worden. Ihr Kopf war dabei einfach zerschmettert. Blut lief über die weißen Fliesen, bildete Pfützen. Vor ihr stand der Mörder. Keuchend und mit wahnsinnigem Blick. Dann schien sich sein Körper aufzubäumen. Ein Schrei jagte durch die Halle und ein weißes Licht erstrahlte.
Caitlyn wandte den Blick ab. Als es vorbei war, versuchte sie langsam die Augen zu öffnen. Bunte Punkte benebelten ihre Sicht. Doch sie erkannte etwas, das ihr den Atem stocken ließ. An der Stelle, an der die Frau gelegen hatte, war nur noch ein Häufchen Asche. Als wäre sie innerhalb von Sekunden … verbrannt? Doch die Umgebung zeigte keine weiteren Spuren. Als hätte er einfach ihren Körper aus dieser Realität entfernt.
Ein Krachen ertönte und Glas splitterte.
Weitere Kostenlose Bücher