Faeden des Schicksals
nicht weiter erkennen. Doch die Art wie er sich bewegte, die Statur, alles kam ihr vertraut vor.
Das Mädchen verschwand um die nächste Ecke und auch er hielt darauf zu. Caitlyn überlegte nicht lange. Sie griff zur Tür und stürmte hinterher. Ihre Schritte hallten wider. Kurzerhand zog sie an der Ecke die Schuhe aus, lief ohne sie weiter , um die Geräusche zu minimieren.
Der Schatten bog um eine weitere Ecke. Sie folgte ihm. Wenn er wirklich der war, für den sie ihn hielt, war das Mädchen in Gefahr. Und vielleicht nicht nur dieses eine Mädchen!
Caitlyns Blick ging zurück. Zurück zum Hochhaus, zurück zu Laarnis Wohnung und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Sie lief weiter, sah immer nur einen Schatten um die Ecken biegen. Es schien wie verhext, egal , wie sehr sie sich beeilte, sie sah nur den letzten Schemen ihres Zieles.
Der Weg führte sie weiter, bis zu einem Schulgelände. Groß angelegt mit Sportplatz und Turnhalle. Was wollte das Mädchen um diese Uhrzeit hier?
Sie lief auf die Turnhalle zu, von dem Verfolger war nichts mehr zu sehen. Es war egal. Er konnte nicht weit sein und Caitlyn musste das Mädchen warnen. Sie rannte los. Vor ihr verschwand ihr Ziel hinter der Häuserecke. Kurz darauf ein Schrei.
Der Schock fuhr Caitlyn durch den gesamten Körper und ließ ihr Herz schlagartig um einige Schläge beschleunigen.
Kaum war sie um die Ecke, erstarrte sie erneut. Das Mädchen hatte geschrien. Sie saß auf dem Boden, die Augen weit aufgerissen, und versuchte rückwärts krabbelnd von dem, was vor ihr war, wegzukommen. Ihr Körper gehorchte ihr nicht, wie er sollte und ihre Bewegungen waren abgehackt und unbeholfen.
Caitlyn sah zur Wand.
Er war es!
Die Art , den Schal zu tragen, die wenigen Haarsträhnen, die ihm ins Gesicht hingen, der Blick aus gelbglühenden Augen. Mit einer Hand hielt er einen toten Körper. Ein Junge, wahrscheinlich das Date des Mädchens.
Überall war alles in Blut getränkt. An der Wand befand sich ein gewaltiger Fleck. Der Hinterkopf des Jungen war eingeschlagen. Es brauchte nicht viel Fantasie, um zu erraten, wie er zu Tode gekommen war.
Mit einer beiläufigen Bewegung warf der Mörder den Toten zur Seite. Caitlyn sah die leeren Augen, die Fassungslosigkeit in seinem Blick.
Der Mörder kam auf das Mädchen zu, das immer mehr im Wahnsinn zu versinken schien. Tränen erstickten ihre Stimme, sie schniefte und gab seltsam glucksende Geräusche von sich.
„Hey!“ Caitlyn reagierte , ohne nachzudenken. Sie sah eine leere Dose vor sich liegen und trat sie dem Mörder ins Gesicht.
Sicher war es nur die Überraschung, die einen gewissen Effekt zeigte, doch immerhin verschafft e das Caitlyn die benötigte Sekunde. Sie rannte zu dem Mädchen und zog es kurzerhand am Handgelenk in die Höhe.
„Los!“, brüllte sie. Das Mädchen stolperte hinter ihr her und wäre sicher gleich gefallen, wenn Caitlyn nicht unerbittlich an ihr gezogen und sie davor bewahrt hätte.
Die beiden liefen, folgten dem Weg zurück um die Turnhalle und rannten über den Platz. Einen Augenblick wurde Caitlyn mutig und drehte sich um. Ihr Verfolger stand an der Ecke und starrte ihnen hinterher.
Sie konnten es schaffen. Sie konnten ihm entkommen. Sie mussten nur –
Mit einem Schrei stoppte sie ruckartig. Wie aus dem Nichts war er vor ihr aufgetaucht.
Wie war das möglich? Er war doch –
Das Mädchen neben ihr kreischte. Die Bewegung des Mannes war schneller, als das Auge ihr folgen konnte. Plötzlich war er vor ihr, riss das Mädchen zu sich und kurz darauf war ein schmatzendes Geräusch zu hören.
Der Schrei endete abrupt und Caitlyn sah , wie seine Hand auf dem Rücken des Mädchens wieder zum Vorschein kam.
Wer … oder besser , was war er?
Caitlyn wich zurück; langsam, Schritt für Schritt, den Blick auf sein Gesicht geheftet. Seine Augen glühten, der Hass darin schien fast spürbar. Und er kam auf sie zu. Näher, immer näher. Seine Augen waren so nah wie noch nie. Sie spürte , wie das Entsetzen ihr Antlitz verzerrte. Sie wollte schreien, wollte herumfahren und fliehen. Aber nichts an ihrem Körper reagierte, nichts bewegte sich so, wie sie es wollte.
Etwas geschah. Caitlyn wurde von den Füßen gerissen. Etwas Schweres rammte sie von hinten und stieß sie zu Boden. Sie kam schmerzhaft auf und schlitterte ein paar Zentimeter weiter nach unten. Die Treppe, der Aufgang zum Schulhof. Sie lag auf den Steinen und versuchte sich aufzurappeln. Hinter sich glaubte sie ein Fauchen zu
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