Faeden des Schicksals
machen.“
War das ihr Ernst? Im ersten Moment starrte Caitlyn nur fassungslos zurück. Dann zerbrach etwas in ihr.
„Geht’s noch?“, kreischte sie selbst los und kam einen Schritt näher. „Dort draußen wurden gerade mindestens zwei Menschen brutal getötet und Sie machen sich nur Sorgen darum, dass Ihre Nachtruhe gestört wurde?“
Als Antwort bekam Caitlyn nur einen entrüsteten Blick. Bevor sie die alte Dame weiter zusammen stauchen konnte, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
„Nun mal ganz ruhig .“ Ein junger Mann stand hinter ihr. Neben ihm eine Frau, die Caitlyn aufmerksam beäugte. „Die Polizei ist gleich hier und wird sich um alles Weitere kümmern.“
Ein Grummeln und Meckern war von einigen Anwesenden zu hören, aber schließlich gingen die meisten zurück in ihre Wohnungen.
„Wollen Sie … vielleicht ein Glas Wasser?“ Es war die junge Frau, die hinter dem Mann stand.
„Ja … das … wäre sehr freundlich“, brachte Caitlyn stockend hervor.
Die Energie des Ausrasters war vorbei. Sie schwankte zwischen dem Gefühl, einfach zusammenzubrechen und loszuheulen und absoluter Fassungslosigkeit über die mangelnde Hilfsbereitschaft mancher Menschen. Wenigstens gab es einige Wenige, die sich um etwas kümmerten. Caitlyn ließ sich auf den Boden sinken. Kurz darauf erhielt sie ein Glas und eine Decke wurde ihr umgelegt. Dann brachen die Tränen hervor. Sie hatte die Leichen gesehen, den Jungen, das Mädchen. Beide waren so jung gewesen.
Wer war der Typ? Und warum lief sie ihm schon wieder über den Weg?
Die Zeit verging schnell. Sie wusste nicht, was sie getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie geweint, vermutete sie. Ihre Augen brannten, ihr Kopf war einfach leer gefegt.
Aus den Augenwinkeln sah sie schließlich Blaulicht und kurz darauf erschienen einige Personen vor dem Gebäude, in das sie geflüchtet war. Sie saß immer noch auf der Treppe. Ihre Kraft war verschwunden. Selbst das Glas in ihrer Hand fühlte sich wie ein Tonnengewicht an.
Die junge Frau kam herbei und öffnete den Polizisten bevor diese die Tür erreicht hatten. Einer, zwei … Caitlyn stockte.
Das nicht auch noch , fuhr es ihr durch den Kopf.
„Miss White“, erklang die bekannte Stimme.
„Detective Bennett?“ Sie konnte nichts weiter tun als zu ihm zu starren, als er vor ihr zum Stehen kam. „Was … tun Sie hier?“
„Ich hatte so eine Vorahnung , als dieser Notruf bei uns einging.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Also, was ist passiert? Bisher haben wir nur mehrere Anrufe auf einmal bekommen. Viele sprachen von Ruhestörung, einige andere von Morden und einer verwirrten Frau.“ Sein Blick wurde mild.
„Ich …“ Caitlyn seufzte. „Bei der Schule. Dort habe ich zwei Morde gesehen. Ein Mädchen und ein Junge.“ Und der dritte? Was war mit dem Mann? Etwas in Caitlyn hielt seine Anwesenheit zurück. Er hatte sie gerettet. Warum sagte sie nichts?
Wieder einmal! , blitzte es ihr durch die Gedanken. Wann? Ein kurzer Schmerz durchfuhr sie. Die Stimme, sie war ihr bekannt vorgekommen.
„Lauf!“ Sie hallte in ihren Gedanken. Ja, in der U-Bahn-Station. Das war die gleiche gewesen, oder täuschte sie sich?
Reiß dich zusammen, versuchte sie sich zur Ordnung zu rufen. Das hier war kein Märchen, in dem jedes Mal ein Held in glänzender Rüstung auftrat. Das war alles nur Zufall gewesen.
Der Blick des Detective verdüsterte sich. „Wann war das genau?“ Seine Stimme riss Caitlyn in die Gegenwart zurück. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und dachte nach. „Es ist … vielleicht eine gute halbe Stunde her.“
„Alles klar.“ Bennett nickte und wies seine Begleiter an nachzusehen. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung oder hat er Sie erwischt?“
„Nein“, Caitlyn schüttelte nur den Kopf.
„Wie geraten Sie nur immer in so etwas hinein?“
„Wenn ich das nur wüsste“, seufzte sie als Antwort. Sie ließ den Kopf sinken und sackte immer mehr in sich zusammen. Einige weitere Kollegen von Bennett begannen die Bewohner zu befragen. Bennett stellte ihr die üblichen Fragen, die sie bereits bei ihrem ersten Mord gehört hatte.
Sie antwortete wie ein Roboter. Die Kenntnis über den Fremden kam trotzdem nicht über ihre Lippen. Dann klingelte Bennetts Telefon und er wandte sich mit einer kurzen Entschuldigung ab. Einige knappe Sätze wurden gewechselt, dann drehte er sich zu Caitlyn um.
„Wären Sie bereit, wieder mit zum Tatort zu kommen?“
***
Schon bei der Frage hatte Caitlyn
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