Faeden des Schicksals
ich!“, beharrte Caitlyn.
„Caity.“ Der Ausdruck auf Laarnis Gesicht war gequält. „Du wurdest als Baby ausgesetzt gefunden. Es … es gab Wesen, die dich schützen wollten und deine Eltern, die du kennst, haben dich adoptiert. Sie wollten dir ein normales Leben ermöglichen und haben daher nie etwas gesagt.“
„Das ist jetzt ein Witz!“ Caitlyn stand mit einem Ruck auf. „Und angenommen , es wäre wahr, wie kannst du davon wissen?“
„Deine Eltern waren Freunde von uns und …“, Laarni brach ab.
„Und was?“, fauchte Caitlyn.
„Ich war damals bereits zwölf und habe dich ausgesetzt gefunden.“
„Was …?“ Caitlyn starrte ihre Freundin nur ungläubig an. „Nun redest du wirklich Unsinn!“
„Leider nicht.“
„Und wie soll das gehen? Du erzählst mir, dass ich als Baby gefunden wurde – von dir, als du zwölf warst. Aber du bist in meinem Alter.“
„Es gibt Dinge über mich, die du nicht weißt.“ Laarni verzog das Gesicht.
„Was soll dieser Unsinn?“, keuchte Caitlyn auf.
„Es ist kein Unsinn .“ Kassandra kam zu ihr und nahm ihre Hand. Caitlyn wollte sich losreißen, doch mit einem Mal schien sich ihre Wut ein wenig zu legen. Es war wie ein sanftes Streichen über ihre Seele, das ihr Gemüt ein wenig beruhigte. Trotzdem blieb sie verbissen. Die beiden erzählten ihr irgendwelche Märchen und glaubten wirklich, dass sie diese glaubte?
„Caitlyn, ich … ich gehöre einer Rasse an, die recht langsam altert, im Vergleich zu den Menschen“, begann Laarni erneut.
Jetzt verlor sie endgültig den Verstand! Caitlyns Mund klappte auf, ihre Augen starrten ihre Freundin an, kein Ton kam über ihre Lippen.
„Hast du dich nie gewundert, warum ich immer noch so jung wirke?“, ergänzte Laarni.
Sicher hatte sie das und sie hatte oft mitbekommen, wie andere Frauen sie darum beneideten. Man hatte Laarni stets um die zehn Jahre jünger geschätzt. Was bei einem Alter von knapp dreißig schon extrem war.
„Du willst mir nicht wirklich erzählen, dass du … was weiß ich, eine Elfe oder so was bist und dich deswegen so gut hältst?“ Caitlyn fand ihre Sprache wieder.
„Es ist weniger eine Elfe“, begann Laarni langsam. „Es ist eher ein … Werwolf.“
„Werwolf?“ In Caitlyns Kopf begann sich alles zu drehen. „Diese großen, bösen und blutrünstigen Wesen aus den Legenden? Diese Biester, die sich angeblich bei Vollmond verwandeln und durch die Straßen ziehen , um Menschen zu frühstücken?“
„Caity, ich weiß, wie das klingt …“
„Scheinbar nicht, sonst würdest du das nicht erzählen .“
„Caity, bitte !“ Die Stimme ihrer Freundin wurde flehend.
Caitlyn war einen Moment hin und hergerissen. Sie und Laarni hatten so viel Zeit zusammen verbracht. Sie waren immer füreinander dagewesen. Damals , als Caitlyns Eltern starben, hatte Laarni sie aufgenommen. Geheimnisse hatte es zwischen ihnen nie gegeben. Zumindest hatte sie das bisher gedacht. Sie ging einen Schritt nach links, dann drehte sie sich um.
„Ich kann es dir beweisen“, hörte sie sie flüstern.
„Willst du zu einer solchen Bestie werden und mich auffressen, oder was?“ Ihre Stimme war härter, als sie beabsichtigt hatte und sie sah, wie Laarni unter den Worten zusammenzuckte.
„Wenige von uns töten“, wisperte Laarni.
„Caitlyn, beruhige dich erst mal.“ Wieder spürte sie Kassandras Hand an der ihren. „Dieser Zirkus ist voll von Wesen. Elfen, Feen, Kobolde, Inkubi und Sukkubi, jede nur denkbare Sagengestalt, die in irgendeiner Legende Erwähnung findet, existiert. Manche befinden sich hier.“
„Hast du dich nicht gewundert, als du hier ankamst? Hast du nicht gesehen, was die Wesen hier können, oder wie sie aussehen?“, versuchte Laarni auf sie einzureden.
„Das ist … alles unmöglich“, Caitlyn wich zurück. „Das sind Märchen, sie können nicht real sein. Die ganze Welt würde aus den Fugen geraten, wenn so etwas unter uns leben würde.“
„Wir Wesen haben uns angepasst“, erklärte Kassandra. „Diese Anpassung erfolgte auch durch diesen Zirkus und inzwischen haben wir es geschafft, dass viele auch außerhalb des Zirkus nach unseren Wertvorstellungen leben.“
„Und was sind das für Werte?“
„Verstecke dich hinter der Wahrheit, töte niemanden, lebe in Frieden .“ Laarni kam näher und nahm ihre Hand. „Ich wollte immer, dass du nie etwas davon erfährst. Ich wollte nicht so sein und hab darum meine Familie verlassen. Ich wollte … ein normales Leben
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