Faeden des Schicksals
und kann unmöglich menschlicher Abstammung sein.“ Kassandra schritt ein. „Allerdings habe ich noch nie ein Wesen wie dich getroffen. Ich kann nicht mehr aus deiner Aura lesen, aber sie ist mächtig und sie wartet darauf, weiter zu erwachen.“
„Und wenn ich nicht will, dass da irgendwas erwacht?“ Allmählich wurde ihr das unheimlich. Ihr Gefühlschaos war komplett. Im Moment glaubte sie ohnehin nicht, dass sie wirklich hier saß und sich mit den beiden Frauen über übernatürliche Wesen und die Möglichkeit unterhielt, dass sie selbst eines davon war. Vielleicht würde sie bald aufwachen und alles war wie gewohnt. Und wenn nicht? Würde sie sich später darüber Gedanken machen.
„Nachdem du dich nun in Vampirdiscos herumtreibst, wirst du leider keine Wahl mehr haben.“ Laarni wirkte traurig. „Es tut mir leid, dass ich dich nicht davor beschützen konnte.“
Caitlyn brach es fast das Herz , ihre Freundin so zu sehen. Sie vergaß den Streit, diese ganzen Diskussionen und ging auf sie zu.
„Es ist nicht deine Schuld.“ Sie nahm ihre Hände in die ihren. „Na gut“, meinte sie, „und wie kriegen wir nun raus, was ich bin?“
„Es gibt eine Möglichkeit.“ Kassandra trat näher. „Du wirst dafür aber eine … kleine Reise unternehmen müssen.“
„Reise?“ Caitlyn sah sie verwirrt an.
„Eine Reise in die Tiefen deines Unterbewusstseins.“
9.
Wenn es bisher schon verrückt gewesen war, so wurde es im Verlauf der Zeit nicht weniger. Die drei Frauen hatten sich auf den Weg nach draußen gemacht. Inzwischen war das Lager fast leer und Caitlyn hörte, woran es lag: Der Zirkus hatte seine Vorstellung begonnen. Hatten sie so lange gesprochen? Nach dieser letzten Andeutung Kassandras hatte diese einen Tee aufgesetzt, der einen seltsamen Duft verströmt hatte. Caitlyn hatte ihn austrinken sollen und fühlte sich nun recht beschwingt, zu beschwingt. Alles wirkte irgendwie … flauschig. Und es schien ihr nicht mehr so schlimm, dass sie kein Mensch sein sollte.
Kassandra hatte vieles erzählt. Irgendwelche Sachen über die Unterwelt in einem selbst, die Vergangenheit, die sich in einem versteckte und was man alles erfahren konnte, wenn man nur die richtigen Türen durchschritt. Es klang alles irgendwie abgehoben. Genau so, wie sie sich im Moment fühlte.
Der Tee war g ut. Sie musste sich unbedingt etwas davon mitgeben lassen, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf.
Nun waren die drei auf dem Weg irgendwo in die Nacht hinein. Sie verließen das Lager und ließen das Zelt hinter sich.
Seltsam, hatte es hier schon immer so viele Bäume gegeben? Der Wald war nach nur wenigen Metern bereits erschienen. Irgendetwas schien Caitlyn hier faul, doch sie dachte nicht weiter darüber nach. Was sollte ihr schon passieren, immerhin war ein Werwolf an ihrer Seite. Sie spürte, wie sich ihre Lippen zu einem Grinsen verzogen. Ein Werwolf ganz für sie allein. Damit sollte sie vielleicht beim nächsten Klassentreffen aufkreuzen.
Eine Lichtung erschien plötzlich vor ihnen und Caitlyn prallte gegen Laarni, die stehen geblieben war. Sie hätte sie ja wenigstens vorwarnen können. Ein wenig benommen sah sie sich um.
„Was ist jetzt?“, nuschelte sie. Warum war ihre Zunge so schwer? Fühlte sich ja fast an , als wäre sie betrunken.
„Wir sind da“, meinte Kassandra nur und begann ein paar mitgebrachte Utensilien aufzubauen. Sie legte einige Steine aus, stellte Kerzen auf und streute ein seltsames Pulver in einem Kreis aus. Es folgten eine Schale mit Wasser, eine mit Erde, eine, in der sie ein kleines Feuer entzündete und eine, in der Räucherwerk brannte.
Das wirkte ja richtig professionell, zuckte es durch Caitlyns Kopf. Vielleicht war sie nebenberuflich als Hexe tätig. Immerhin sah man in sämtlichen Filmen immer, dass es genau so ablief.
Caitlyn wurde plötzlich am Arm gepackt, in die Mitte des Kreises geführt und hingesetzt. Sie starrte die beiden anderen einen Moment an, die damit beschäftigt waren, in einer seltsamen Sprache irgendwelche Sätze von sich zu geben.
Weiteres Räucherwerk wurde angezündet und stieg Caitlyn in die Nase. Der Gesang der beiden schien anzuschwellen und sie konnte sich nicht mehr richtig darauf konzentrieren. Wurde er schneller? Oder doch langsamer? Sie nahm nichts mehr so genau wahr, ihr Blick verschwamm und dieser penetrante Duft des Räucherwerks schien sich in ihrem Gehirn festzusetzen.
Was war das alles nur? Was sollte das bringen außer höllischen
Weitere Kostenlose Bücher