Faeden des Schicksals
ins Schloss, der Fremde verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie wurde einige Stufen hinabgetragen, dann steuerte er einen Aufzug an. Ein Auto wartete unten vor dem Eingang und er setzte sie behutsam hinein.
Caitlyns Blick ging zum Dach empor. War dort eine Gestalt? Nein, es war unmöglich, dass sie das von hier unten erkennen konnte.
„Zum Krankenhaus?“, hörte sie die Stimme von Alex.
„Nein.“ Sie keuchte. „Zu viele Fragen.“ Sie sah, wie er nickte und sich neben sie setzte. Die Tür fiel zu und das Auto fuhr los. Ein Arm legte sich um sie. Caitlyn schloss die Augen. Das sanfte Brummen des Wagens und seine Berührung ließen sie schläfrig werden. Der Blutverlust trug seinen Teil dazu bei. Langsam dämmerte sie in einen traumlosen Halbschlaf.
***
Der Wagen hielt und Alex nahm sie auf die Arme. Caitlyn war wach, bekam jedoch alles nur schemenhaft mit. Er brachte sie zurück zu seiner Wohnung. Eine Angestellte eilte herbei und versuchte die Wunde notdürftig zu reinigen und zu versorgen. Nicht lange danach trat eine Frau mit hochgesteckten Haaren herein. Sie stellte eine Tasche neben ihr ab und begann Caitlyn zu untersuchen.
Einige Wortfetzen sickerten in Caitlyns Bewusstsein: Durchschuss, muss genäht werden, Krankenhaus. Letztlich hörte sie ein Seufzen und ein knappes Brummen, das wohl Zustimmung ausdrücken sollte.
Caitlyn spürte einen kleinen Stich am Handrücken. Kurz darauf glaubte sie, nicht mehr in der Lage zu sein, die Augenlider überhaupt zu heben. Alles wurde schwer und Nebel schob sich in ihre Gedanken, schien alles zu dämpfen.
Es war ihr , als wäre sie komplett ausgeschaltet. Allerdings nicht für lange. Es fühlte sich an, als hätte sie nur wenige Augenblicke das Bewusstsein verloren.
Sie glaubte sich an etwas zu erinnern. Eine Fahrt, einen hellen, sterilen Raum, doch alles schien irgendwie verschwommen.
Nun lag sie wieder in einem Bett, rechts von ihr die große Glasfront, die sie von ihrem ersten Besuch kannte.
Stimmen waren zu hören, doch sie konnte sie nicht genau verstehen. Kurz darauf ging die Tür auf und Alex trat herein. Caitlyn wandte ihm den Blick zu. Die Haare wild und einige Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Er trug eine einfache schwarze Hose und ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe offen waren. Alles recht schlicht, aber es wirkte an ihm unglaublich aufregend. Caitlyn konnte den Blick nicht mehr abwenden.
Er setzte sich neben ihr auf die Bettkante und strich ihr einige Haare aus der Stirn.
„Wie geht es dir?“ Sein Blick war so sanft, musterte sie aufmerksam.
„Ich denke ich werde es überleben.“ Sie versuchte, sich ein wenig aufzusetzen, doch die Belastung war für ihre Schulter zu groß und sie sackte augenblicklich zurück.
„Langsam .“ Sofort griff er nach ihr.
Caitlyn keuchte auf. Als ihr Blick ihn traf, schien er sorgenvoll zu sein.
„ Er ist ein Vampir “, hallte der Satz von Laarni in ihren Ohren. Sie zuckte zusammen und wandte sich ab.
Das konnte doch nicht wahr sein.
Hatte sie wirklich diese Gespräche mit ihrer Freundin geführt? War der Zirkus real gewesen?
Mit einem Mal schien alles so unwirklich. Dazu das Gespräch mit diesem Mann, dessen Namen sie nicht kannte. Und was war mit –
„Bennett“, flüsterte Caitlyn und sah auf. Die beiden hatten gekämpft und der Detective war –
„Wir … wir müssen der … Polizei Bescheid sagen.“ Ihre Augen wurden groß und ein Zittern lief durch ihren Körper. Er hatte ihn vom Hochhaus stürzen lassen. Wie hatte sie sich überhaupt nur einen Moment um diesen Fremden sorgen können?
Es kam ihr so abstrus vor, dass sie auch nur einen Augenblick die Angst gehabt hatte, dass er verschwinden würde, dass er sie zurückließ. Seine Augen erschienen in ihren Gedanken. Kurz bevor sie von Alex gerettet worden war.
Alex!
„Keine Sorge, ich habe einige Freunde bei der Polizei“, sagte er und sah sie besorgt an. „Sie werden sich um alles kümmern.“
Das Bild schien aus ihren Gedanken zu verschwinden. Als würden ihre Erinnerungen vernebeln. Caitlyn seufzte und schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich , als würde jemand mit einem gewaltigen Radiergummi in ihrem Kopf herumgeistern.
Doch ein Bild erschien erneut, tauchte auf und brannte sich in ihre Erinnerung; der Blitz. Er hatte den Fremden getroffen und er –
„Was bist du?“ Sie sah Alex in die Augen.
Vampir , heulte die Stimme von Laarni in ihren Gedanken.
„Fragt man nicht erst bei einem späteren Date nach dem Beruf?“, versuchte
Weitere Kostenlose Bücher