Faeden des Schicksals
nichts empfinden?“
Mit diesen Worten verschwand er. Es schien fast, als wollte er aus dem Zimmer fliehen. Caitlyn war zu schwach, als dass sie ihm hätte folgen können. Auch wenn es in jedem Zentimeter ihres Körpers angefangen hatte zu kribbeln. Vielleicht war es besser, wenn sie erst einmal etwas Zeit zum Nachdenken bekam.
Vampir , das Wort klang … seltsam.
Sie versuchte sich abzulenken, was ihr nicht schwer fiel. Kaum war die Sonne über den Horizont gekrochen, klopfte es an ihre Tür. Nach einem „Herein“ öffnete ein Hausmädchen. Sie erkundigte sich nach Caitlyns Befinden und befragte sie nach irgendwelchen Wünschen.
Ein ausgiebiges Frühstück wurde ihr gebracht und sie erhielt einige Kleidungsstücke zur Auswahl. Alex hatte alles organisiert. Es machte Caitlyn fast ein wenig Angst. Doch sie versuchte dieses Gefühl zu ignorieren und sich heute verwöhnen zu lassen. Später machte sie sich auf Erkundungstour.
Das Gehen fiel ihr schwer, doch wollte sie nicht untätig im Bett liegen. Keines der Zimmer, das sie in diesem Loft fand, war abgeschlossen.
Es gab neben dem, in dem sie gelegen hatte, ein zweites Schlafzimmer. Beide jeweils mit einem großen Bad verbunden. Ein Arbeitszimmer, eine kleine Bibliothek und ein Zimmer, das man gut ein Heimkino nennen konnte. Ein eigener Aufzug fuhr nur zu dieser Wohnung nach oben und war nur für den Eigentümer und seine Angestellten zugänglich.
Caitlyn sparte sich die Fahrt nach unten. Sie setzte sich vor den gewaltigen Bildschirm und ließ sich einige Zeit berieseln. Auch wenn das Tagesprogramm sie nicht so ganz ansprach. Der Sinn der Shows wurde immer abstruser und scheinbar litten sämtliche Sender an Geldmangel, denn die Kleidung der weiblichen Protagonisten wurde immer weniger. Caitlyn sah auf die Uhr. Es war drei Uhr nachmittags und es liefen Sendungen, die in ihrer Jugend frühestens um zwölf Uhr nachts ausgestrahlt worden waren.
Irgendwann gab sie es auf , in den fünfhundert Programmen nach einer Alternative zu zappen und ging in das Zimmer mit den Bücherregalen. Sie streifte daran entlang, fuhr hin und wieder mit den Fingern über die Buchrücken.
Die Vielfalt war fantastisch. Es gab fast kein Themengebiet, das nicht vertreten war. Zudem fanden sich recht alte Bücher darunter, einmalige Schätze, die man sonst nirgends finden konnte.
Auch die Sprachen, in denen die Schriften verfasst waren, waren gemischt. Sie fand neben Englischem auch Französisches, Deutsches, Italienisches. Und die toten Sprachen waren ebenso vertreten. Kannte sie ein paar der lateinischen Schriften aus dem Studium, waren ihr die Griechischen unbekannt. Vor allem fragte sie sich, wie er manche von ihnen hatte bekommen können. Sicher, es waren keine Originale, doch es waren eindeutig alte Auflagen, die nicht mehr so leicht zu erwerben waren.
Sie zog immer wieder einige heraus und blätterte vorsichtig hindurch. Ein Buch fiel ihr besonders auf: „Eurydikes Nacht – Die Erben Eurydikes“.
Der Titel kam ihr seltsam vor. Ihre Gedanken suchten nach dem Hintergrund des Namens, doch sie fanden ihn nicht. Griechische Geschichten waren nie ihr Steckenpferd gewesen. Natürlich hatte sie alles schon einmal gehört, aber das meiste wieder vergessen.
Sie holte das Buch heraus und schlug es auf. Die Schrift war seltsam, nichts, was ihr bekannt vorkam.
Kaum berührte sie die Seiten, schienen diese zu zerfallen. Mit einem erschrockenen Aufschrei klappte sie das Buch zu. Ihr Herz raste ein wenig. Etwas war an diesem Buch, das sie nicht mehr losließ. Es reizte sie, es weiter durchzublättern, aber der Zustand des Buches würde dies nicht zulassen.
Sie ging durch das Zimmer, den Blick immer auf die Regale gerichtet. Einige andere Bücher nahm sie ebenfalls zur Hand, vorzugsweise jene, die nicht beim bloßen An sehen zu Staub zerfielen. Doch diese Schrift ließ sie nicht los. Die Zeit schien nicht zu vergehen und so ging sie noch einmal zurück. Ihre Finger berührten sanft den Einband und sie nahm es zur Hand.
Vorsichtig schlug sie es erneut auf. Die Worte erschlossen sich ihr nicht. Sie konnte nicht einmal sagen, welche Sprache es sein sollte. Ihre Finger folgten den einzelnen Zeilen und sie ging damit zu einem Tisch, der in einer Ecke stand und setzte sich dort auf den Stuhl davor.
Jede Seite war ein Kunstwerk für sich. Nicht nur jene, auf denen sich Bilder fanden, auch das Geschriebene mutete wie ein Gemälde an.
Je länger sie es anstarrte , umso schwerer wurden ihre
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