Faeden des Schicksals
zurück, zurück aus den Untiefen der Nachwelt.
13.
Caitlyn öffnete die Augen und hob den Kopf. Sie war eingeschlafen. Das Buch lag immer noch vor ihr. Erkannte sie den Namen Eurydike im Text? Oder war es nur Einbildung?
Die Sonne war der Dämmerung gewichen. Gerade wollte sie aufstehen, als hinter ihr die Tür aufging und jemand das Licht anknipste.
„Du hast mein kleines Lesezimmer gefunden.“
Caitlyn fuhr herum und fegte dabei fast das Buch vom Tisch. Sie hielt es im letzten Moment fest.
„Du bist schon zurück?“ Die Frage war mehr als dämlich, aber im Moment fiel ihr nicht mehr ein.
Er kam mit langsamen Schritten auf sie zu.
„Die Geschichte von Eurydike.“ Er lächelte. „Eine sehr interessante Wahl.“
„Ich … ich wollte nur …“ Sie brach ab und sah auf die Schrift. „Ich konnte es nicht einmal lesen“, gab sie zu.
„Es ist eine etwas andere Version als die übliche.“ Alex trat näher und nahm das Buch zur Hand. „Es erzählt aus Eurydikes Sicht, wie sie in die Unterwelt und zurück zu den Lebenden kam.“
Das war ihr Traum gewesen! Caitlyn starrte ihn einen Moment nur an.
„Alles in Ordnung?“, fragte Alex.
„Ja, ich …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nur … seltsam. Eben habe ich genau das geträumt. Obwohl mir diese Schrift so unbekannt vorkommt.“
„Es wäre seltsam, wenn sie dir vertraut wäre.“ Mit ruhigen Schritten ging er zurück zum Regal , wohin das Buch gehörte. „Es ist eine alte Schrift. Eine Schrift der Vampire, die vor Menschen versteckt wird. Es ist nur angemessen, dass die Entstehung unserer Rasse in ihr abgefasst worden ist.“
„Aber … wie konnte das … warum habe ich …?“ Caitlyn war vollkommen verwirrt.
„Vielleicht weil du doch mehr Verbindungen zu uns hast, als dir bewusst ist.“ Er kam näher und sah sie an. Sie versank in seinen Augen, diesen tiefblauen, unglaublichen Augen. Seine Hand hob sich langsam zu ihrer Wange und berührte sie. Doch Caitlyn zuckte zurück.
„Was habe ich an mir, dass ihr Vampire mir eine Verbindung zu eurer Rasse andichten wollt?“ Sie wandte sich ab. Dieser andere Typ kam ihr in den Sinn. Sie fragte sich immer noch, wie sie auf die Idee hatte kommen können, ihn zu begleiten.
„Ich kann nur für mich sprechen.“ Er trat näher und sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter. „Du faszinierst mich. Schon als ich dich das erste Mal sah …“
„Laarni !“ Caitlyn fuhr herum und unterbrach ihn. Die Erinnerung fuhr ihr wie ein glühendes Eisen in die Gedanken. „Sie sagte, sie hätte mich einst vor dir gerettet. Als ich ein Baby war.“
Alex ließ die Hand sinken. Sein Gesicht schien zu versteinern.
„Warum wolltest du mich damals?“ Ihr Blick blieb ernst. „Oder ist es bei Vampiren so üblich, dass sie bereits für Kinder etwas empfinden?“ Sie kniff die Augen ein wenig zusammen. In ihr stritten die Gefühle. Laarni würde sie niemals anlügen, aber sie konnte auch in Alex bisher keine Gefahr sehen.
„Das war es also, was die Werwölfin über mich zu berichten wusste.“ Er ging zu einem Sessel, vor dem ein kleiner Tisch stand und ließ sich nieder.
„Warum musste sie mich vor dir retten?“ Caitlyn ließ nicht locker.
„Habe ich irgendeine Chance, dass du mir glaubst, wenn ich sage, dass sie das niemals hätte tun müssen?“ Sein Blick ging zu ihr und hielt sie fest.
Caitlyn ließ den Kopf sinken. Die Frage sickerte in ihr Bewusstsein.
„Sie ist deine Freundin, seit du denken kannst. Sie war immer an deiner Seite, hat an deinem Leben Teil gehabt, hat dich beeinflusst.“ Er griff zu einer Flasche, die auf dem Tisch stand und schenkte sich etwas ein. Das Glas in den Händen, starrte er nun darauf, nahm jedoch keinen Schluck. „Es wäre egal, was ich sage, es wäre egal, was die Wahrheit wäre, du würdest ihre Worte über mich niemals anzweifeln.“ Er stand langsam auf und ging zu einem der Fenster. Caitlyn folgte ihm mit den Augen.
„Die Wahrheit ist“, begann er leise, „dass ich dich damals fand und damals in deinen Augen schon erkannte, dass dein Schicksal dich mit dem von uns Vampiren zusammenführen würde.“
„Besitzt du etwa seherische Fähigkeiten?“ Caitlyns Augenbrauen hoben sich. „Oder ist das eine Fähigkeit von euch Vampiren ?“
Alex warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Wir Vampire“, begann er und in seiner Stimme schwang ein Ton mit, der sie erschauern ließ, „erlangen jede Fähigkeit, die wir wollen, indem wir das Blut von jemandem
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