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Faeden des Schicksals

Faeden des Schicksals

Titel: Faeden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassy Fox
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dich zurückzuholen.“ Er strahlte übers ganze Gesicht. Und in seinen Augen glühte dieser Glaube.
    „Liebster!“ Ich fiel an seine Brust, begann endlich wieder zu spüren, dass es Leben gab. Es schien, als könnte ich für einen winzigen Moment sein Leben absorbieren und meiner Seele Festigkeit zurückgeben.
    Leben …
    Es war wie eine Sucht, ein Elixier, das ich zurückhaben wollte. Doch ich verlor es schnell wieder. Meine Hände schimmerten, ich war nur eine Seele, nur ein körperloses Wesen.
    „Folge mir. Wir gehen zurück.“ Das Versprechen klang so süß, so zart. Er nahm meine Hand. Es war schon vorbei. Sie glitt durch die seine hindurch. Ein kurzer, trauriger Blick, doch er nickte mir zu. „Komm“, war alles, was er sagte und ich folgte ihm.
    Die Felder verschwammen. Um uns herum erschienen die Wände eines Tunnels. Der Weg nach draußen, der Weg zurück in ein Leben. Wir liefen, da tauchte es auf. Ein gewaltiger Schatten, der uns den Weg versperrte.
    „Du wirst sie nicht retten können.“ Die Stimme erfüllte alles. Sie war wie ein Grollen, das den ganzen Körper erzittern ließ. „Wenn du dich nur einmal umwendest, wird sie …“ Der Rest des Satzes ging in einem Lachen unter.
    Orpheus blieb stehen. Hatte er die Stimme gehört? Er schien zu zögern. Er musste es doch gehört haben! In dem Moment war mir klar, dass ein einziger Blick von ihm genügte , um mich zurück in die Unterwelt zu verbannen; auf ewig!
    Dreh dich nicht um , dachte ich nur. Dreh dich bitte nicht um!
    Er ging weiter. Er hatte es scheinbar begriffen. Wir konnten es schaffen. Weiter vorne sah ich bereits das Ende des Tunnels. Die Freude musste aus meinen Augen strahlen. Ich spürte , wie ein Lächeln meine Lippen umspielte.
    Endlich kam ich zurück, endlich konnte ich –
    Orpheus blieb stehen.
    Nein! , zuckte es durch meine Gedanken.
    Ganz langsam drehte er sich zu mir.
    Warum tat er das? Warum nur? Er musste doch wissen, dass er mich nicht retten konnte, wenn er mich jetzt ansah. Doch sein Kopf wandte sich immer mehr in meine Richtung. Stück für Stück kam sein Gesicht zum Vorschein. Dann sah ich seine Augen. Sie richteten sich sorgenvoll auf mich, kurz darauf wurde der Blick von Schrecken verzerrt.
    „Nein!“ Ich schrie, ich spürte meine Augen hervorquellen. Überall um mich herum begannen die Schatten zum Leben zu erwachen. Der Tunnel verzerrte sich, er schien sich aufzulösen.
    „Eurydike!“ Ich hörte seine Stimme, sah seine Hand, die sich mir entgegenstreckte.
    Nein! Ich wollte nicht sterben. Ich wollte zurück, endlich zurück! Wie konnte er mich in die ewige Verdammnis schicken?
    Mit letzter Kraft versuchte ich seine Hand zu erreichen. Doch meine Fingernägel rissen nur durch seine Haut und fügten ihm tiefe Kratzer zu.
    Blut! Das flüssige Leben. Ein Duft, der die Finsternis um mich herum erfüllte. Die Schatten umschlossen mich, wollten mir den Weg versperren.
    Nein!
    Ein Herzschlag . Er schien die Umgebung erschüttern. Gleichmäßig, monoton. Das Blut war auf den Boden getropft, es klebte an meinen Fingern.
    Ich sah die Spur, ich sah , wohin sie führte. Niemals würde ich mich in diese Welt einsperren lassen! Meine Augen schienen zu brennen. Der Ausgang, er war noch da! Ich musste nur dieser Fährte folgen. Dem Blut, das ich Orpheus in wilder Panik entrissen hatte.
    Noch einmal sammelte ich meine Kräfte. Um mich herum wurde ein Grollen und Zischen laut. Nur noch wenige Schritte, nur ein kleines Stück.
    Ich brach durch die Öffnung wie durch eine Wasseroberfläche. Mit einem Mal spürte ich etwas. Mein Körper kehrte zurück. Ich lebte.
    Und vor mir stand er: Orpheus. Liebe meines Lebens. Der Blick war entsetzt, der Mund stand offen und das Blut tropfte unaufhörlich aus seinen Wunden.
    „Orpheus.“ Ich rannte auf ihn zu, wollte ihn küssen, wollte ihn spüren und an seiner Brust lehnen.
    Er wich zurück …
    Warum? Warum nahm er mich nicht in den Arm?
    Es überkam mich. Es war ein Zittern, das durch den Körper lief. Eine Welle, die etwas in mir durchschüttelte. Ich übergab mich. Schwarze Masse klatschte vor mir auf den Boden, immer mehr.
    Leben …
    Ich brauchte … Leben …
    Und es war nicht weit von mir.
    Mit einem Satz sprang ich zu Orpheus, krallte mi ch in seinen Arm und schlug die Zähne in die Wunde.
    Blut … Leben …
    Mit jedem Schluck kam es zurück in meinen Körper.
    Endlich! Ein Kreischen entrang sich meinen Lippen. Ich fühlte mich, als hätte ich guten Wein getrunken. Ich war

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