Faeden des Schicksals
das Nicken ihrer Freundin. Sie verließ den Raum und ging zu ihrem ersten Patienten. Die Arbeit würde sie ablenken, sie musste sie ablenken.
Von wegen überarbeitet ! Sie liebte ihren Job, war gerne hier und hatte keinerlei Symptome von Burn-out oder anderen stressbedingten Krankheiten.
***
Die Zeit verging schnell, aber sie bekam immer stärkere Kopfschmerzen. Krampfhaft versuchte sie, weder über die gestrige Begegnung mit dem Fremden, noch über die Vermutungen des Detective und Laarnis nachzudenken.
Als sie ihren letzten Patient en am Vormittag behandelt hatte, kam ihr ein erleichtertes Stöhnen über die Lippen. Da in der Mittagspause ihre Gedanken immer noch keine Pause machten, erhielt sie allerdings wieder nicht die benötigte Erholung. Wenigstens konnte sie ihr Auto abholen und war so nicht mehr auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Laarni blieb während der Pause an ihrer Seite, versuchte ihr immer wieder neue Mittelchen gegen Stress vorzustellen und schlug irgendwann sogar Hypnose vor.
Hypnose. Das passte eher zu alternativen Behandlungsmethoden, aber nicht zu jemandem wie Laarni, die mehr auf ihr Medizinstudium vertraute als auf ihre eigene Mutter. Sie war immer nur durch Fakten zu beeindrucken gewesen und hatte nie auf unorthodoxe Mittel zurück gegriffen.
Letztlich war Caitlyn froh , als sie zurück in der Praxis waren und erneut Patienten auftauchten. Nur so konnte sie den Vorträgen ihrer Freundin entgehen.
Ihre Konzentration kam nicht zurück. Obwohl sie versuchte , sich nichts anmerken zu lassen, bemerkten sogar ihre Patienten, dass es ihr nicht gut ging. Kein Arbeitstag war ihr bisher so schwergefallen.
„Du siehst nicht gut aus, Schätzchen.“ Laarni tauchte auf und sah besorgt zu Caitlyn herein.
„Keine Predigt über Überarbeitung oder anderen Mist.“
„Keine Sorge .“ Ihre Freundin trat ein. „Du hörst mir ja ohnehin nicht zu.“
„In diesem speziellen Fall nicht. Richtig“, grummelte Caitlyn.
„Du bist unmöglich“, seufzte Laarni.
„Ich weiß nur, was ich will und ich weiß, was mir guttut.“
In dem Moment ging die Tür draußen auf. Seltsam, sie hatten alle Patienten durch und um diese Uhrzeit war sonst geschlossen. Caitlyn sah zu ihrer Freundin und ging mit einem neugierigen Blick auf den Flur.
„Kann ich Ihnen …“ Caitlyn blieben die Worte im Hals stecken. „Delilah?“ Vollkommen verblüfft starrte sie die Frau an, die hereingetreten war. Lange, dunkle Locken, eine Brille mit getönten Gläsern und dies, obwohl draußen schon die Dämmerung begonnen hatte. Sie trug einen schwarzen Overall mit tiefem Ausschnitt, eine kurze Lederjacke darüber und um den Hals sowie an den Ohren sah man im Licht aufblitzenden Schmuck.
Im Studium waren Delila h, Laarni und Caitlyn ein untrennbares Team gewesen. Sie war die Einzige, die nach dem Studium auf Reisen gegangen war. Bis heute war sie nicht mehr aufgetaucht.
„Was treibt dich hierher?“ Immer noch fassungslos kam Caitlyn auf sie zu. Sie hörte Schritte hinter sich.
„Caitlyn, wer ist …“, Laarnis Stimme brach ab.
„Schön, dich wiederzusehen !“ Caitlyn hatte Delilah erreicht und umarmte sie zur Begrüßung, ehe sie sich umwandte und zu ihrer anderen Freundin zurückgrinste. „Sieh nur, wer in unserer Gegend ist.“
Einen Moment herrschte abrupte Stille. Huschte ein Schatten über Laarnis Gesicht?
„Hey, werte Kollegin?“ Caitlyn legte den Kopf schräg.
Dann schien sich ihre Freundin wieder zu besinnen. Sie straffte ihre Haltung, schien dabei etwas zu verkrampfen.
„Hallo Delila h.“ Es schien fast als wäre ihre Stimme deutlich kälter geworden. „Was führt dich hierher?“
„Ich wollte nur meine alten Freundinnen besuchen.“ Delilah kam nun auf sie zu und sah sich mit jedem Schritt in der Praxis um. „Ihr habt euch gut gemacht.“
Caitlyn sah einen Moment von einem zum anderen. Es schien, als wäre die Temperatur um einige Grad gesunken. Die zwei hatten sich doch früher gut verstanden. Was ging hier vor sich?
„Wir haben uns schließlich auf etwas konzentriert und darauf hingearbeitet“, feixte Laarni. „Nicht so wie andere, die sich um nichts kümmern müssen.“
„Immer noch so verbissen wie früher.“ Delilah grinste. Sie ging einige Schritte weiter, ließ die Finger sanft über Wände und Einrichtung fahren und drehte sich zu den beiden um.
„Kein Grund , sich zu zoffen.“ Caitlyn fuhr dazwischen, bevor sich das Ganze weiter hochschaukeln konnte. „Was treibt dich
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